Bundesliga: Schwäbisch Hall auf Platz zwei

von ChessBase
20.03.2017 – Die Altstadt von Schwäbisch Hall ist berühmt und lockt jedes Jahr Scharen von Touristen an. Doch die Münchner Vereine MSA Zugzwang und Bayern München wollten keine Fachwerkhäuser sehen, sondern Runde 9 und 10 der Bundesliga spielen. Gegen Schwäbisch Hall und gegen Dresden. Beide Münchner Vereine sorgten für interessante Partien, aber wurden doch mit zwei Niederlagen nach Hause geschickt. Damit hat Schwäbisch Hall weiter gute Chancen, Vizemeister zu werden.

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Ein Bundesligawochenende in Schwäbisch Hall

Von Thomas Marschner

In der 5. Doppelrunde waren die Münchener Vereine MSA Zugzwang und Bayern München in Schwäbisch Hall zu Gast. Die Bayern kannten sich schon bestens in der Kocherstadt aus, waren sie doch vor 2 Jahren Schwäbisch Halls Reisepartner.

Die äußeren Bedingungen luden nicht zu einem Stadtbummel in der schönen Schwäbisch Haller Altstadt ein, es war bestes Schachwetter: Dauerregen, Wind und eher frische Temperaturen. Trotzdem hier ein paar fotografische Eindrücke aus Schwäbisch Hall, zugegebenermaßen aufgenommen bei besseren äußeren Bedingungen.

Panorama der Schwäbisch Haller Altstadt

Blick vom Kocher auf die Johanniterkirche, dort ist die hochkarätige Dauerausstellung Alte Meister der Sammlung Würth zu sehen

Michaeliskirche und große Treppe, dort finden im Sommer die überregional bekannten Schwäbisch Haller Freilichtspiele statt

Am Samstag traf zunächst Schwäbisch Hall auf den FC Bayern München und Reisepartner Dresden auf den MSA Zugzwang. Wahrscheinlich traf hier die am weitesten auseinander liegende Reisepartnerschaft, die es in der Bundesliga je gab, auf die am nächsten zusammen liegende. Die Favoritenrollen waren klar verteilt, insbesondere da Dresden deutlich stärker als in der letzten Doppelrunde antrat: Spitzenspieler Pavel Eljanov, Deutschlands Nummer 1 der Herren Liviu-Dieter Nisipeanu und Deutschlands Nummer 1 der Damen Elisabeth Pähtz waren allesamt wieder dabei.

Der Fußballspielplan meinte es gut mit dem FC Bayern: extra für den Schachbundesligisten wurde die Partie in Mönchengladbach erst für Sonntag Abend 17:30 nach Ende der Schachbundesligapartien angesetzt.

Die Liveübertragung der Partien organisierte wie immer Marc Lang, besonders die Monitore im Vorraum des Spielsaals hatten regen Zulauf der Zuschauer, die die Partien dort angeregt diskutierten.

Blick von der Empore auf den Spielsaal

Die Spieler des FC Bayern im Vereinsdress – Ausnahme Klaus Bischoff, aber ihn erkennt ja sowieso jeder.

Diskussion der Stellungen - Klaus Bischoff (Zweiter von rechts), Spieler und Profikommentator, schaut interessiert

Schwäbisch Hall trat eher mit einer B-Besetzung an, die allerdings immer noch einen Elo-Schnitt von 2500 Punkten aufwies, und gerade Mathias Womacka und Frank Zeller hatten ja auch schon die Solinger hinteren Bretter in der vorigen Runde beim überraschenden Sieg gegen den Meister erfolgreich entschärft. Außerdem war dieses Mal wieder die französische Reisepartnerschaft an der Reihe, mit Tigran Gharamian, Matthieu Cornette, Jean Pierre Le Roux und Anthony Wirig spielten gleich vier Franzosen für Schwäbisch Hall.

Die Partien liefen am Samstag zumeist in eine Richtung. Nach einem beachtlichen Remis von Klaus Bischoff an Brett 1 gegen Tigran Gharamian brachte Matthieu Cornette Schwäbisch Hall nach einem taktischen Feuerwerk gegen das 17-jährige Österreicher Top-Talent Valentin Dragnev in Führung. Nachdem Dragnev im 17. Zug seinen König nach f1 stellte und ihn nur einen Zug später wieder nach e1 zurückziehen musste, merkte man schon, dass da was schiefgelaufen war.

 

Frank Zeller und Mathias Womacka gewannen ebenfalls, sodass man die Niederlage von Jean Pierre Le Roux gegen Linus Johansson verschmerzen konnte. Am Ende stand ein sicheres 5,5-2,5 und Platz 3 in der Tabelle – man profitierte von der Solinger Niederlage gegen Hockenheim, auch wenn Anthony Wirig sein Doppelturmendspiel gegen Philip Lindgren wegen einer Pattfalle am Ende nach über sechs Stunden nicht gewinnen konnte.

 

Hier spielte Weiß 68.T1xf5! Tb1+ (Den Turm kann Schwarz nicht nehmen: Nach 68...gxf5 spielt Weiß 69.Tg8+ und verfolgt den weißen König über das ganze Brett, zum Beispiel 69....Kf7 70.Tf8+ Ke7 71.Tf7+ Kd6 72.Tf6+ Kc5 73.Txf5+ Kd4 74.Td5+ Ke4 75.Te5+ und Schwarz kann den Turm nicht abschütteln.) In der Partie folgte noch 69.Tf1 Tgb4 70.Kg1 Txf1+ 71.Txf1 Tb3 72.Ta1 Kh6 73.Tc1 Kh5 74.Tf1 g5 75.Ta1 Tb2 76.Tc1 g4 77.Ta1 Kh4 78.Tc1 Te2 79.Ta1 Kg5, doch dann einigte man sich auf Remis.

In der Parallelpartie gewann Dresden noch glatter mit 7-1 gegen MSA Zugzwang. So interessierte sich Elisabeth Pähtz nach Gewinn ihrer Partie weniger für den Zwischenstand und mehr für die Partie ihres Mannes Luca Shytaj, der für Speyer-Schwegenheim in Hamburg spielte. Luca brauchte für die Erfüllung einer GM-Norm noch einen Sieg und schaffte diesen auch ausgerechnet gegen den deutschen Bundestrainer Dorian Rogozenco, obwohl Elisabeth die Stellung kurz vor der Zeitkontrolle (angezeigt auf dem Handy des Autors) überhaupt nicht gefiel. Ihr Mann belehrte sie aber eines besseren und gewann, und damit ist die GM-Norm in trockenen Tüchern.

Auch am Sonntag wurden die Favoriten ihrer Rolle gerecht: Schwäbisch Hall und Dresden gewannen jeweils 5,5-2,5 gegen Zugzwang und den FC Bayern. Aber beide Begegnungen waren deutlich enger als am Vortag. Zunächst musste Dresden einem Rückstand hinterherlaufen: Andreas Schenk hatte gegen Roven Vogel gewonnen. Am Ende siegten die Dresdner aber gerade aufgrund ihrer Topspieler sicher: an den ersten 5 Brettern gab es 4,5 Punkte. Dabei verzögerte Bartosz Socko die Rückfahrt am längsten, sein Damenendspiel mit Mehrbauer gegen Linus Johansson war am Ende trotz aller Bemühungen nicht zu gewinnen.

Auch Schwäbisch Hall musste erstmal einem Rückstand hinterherlaufen. Frank Zeller übersah in ausgeglichener Stellung gegen Falk Hoffmeyer ein 3-zügiges Matt.

 

Auch die Haller konnten die Begegnung jedoch noch drehen und am Ende sicher gewinnen, aber es hätte auch deutlich knapper werden können: Jean Pierre Le Roux stand zwischendurch ziemlich bedenklich gegen Christian Schramm. Nachdem der Münchener die Chance auf ein Dauerschach ausließ, stellte er aber innerhalb weniger Züge die Partie ein, und das war dann auch die Entscheidung für Schwäbisch Hall.

Aufgrund der überraschenden Hockenheimer Niederlage gegen Mülheim ist Schwäbisch Hall jetzt sogar Tabellenzweiter, doch ob der Platz gehalten werden kann, entscheidet sich in den nächsten Runden. Das Schlussprogramm hat es in sich: es warten unter anderem noch Bremen, Hamburg, Hockenheim und Dresden.

Liviu Dieter Nisipeanu: nur remis gegen Leon Mons

Tigran Gharmian und Klaus Bischoff trafen Samstag aufeinander

Anthony Wirig lief Samstag in eine Pattfalle

Stefan Kindermann gegen Dresdens Topspieler Pavel Eljanov

Gerald Hertneck und Matthieu Cornette diskutieren ihre Partie

Elisabeth Pähtz und Philip Lindgren aus der Vogelperspektive

Bananen für die Spieler insbesondere als Hilfe bei langen Partien

Analyse der Partie Gerigk-Womacka mit Zuschauern

Alle Partien der Saison:

 

Tabelle nach zehn Runden

Rg. Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16  Wtg1   Wtg2 
1 Baden  *  6   5   5 5 5 6     6   7 20 59,0
2 Schwaebisch Hall 2  *    6       4 5 5 7   17 50,0
3 Solingen    *    6 5       8 6 6 16 54,5
4 Hockenheim 3    *  3   6 6 4 5     6   15 48,5
5 Muelheim   2   4  *  2       7 5 14 42,5
6 Dresden 3   2    *      4 4 3   7 12 46,0
7 Bremen 3   3 2    *    5   5   12 45,5
8 Hamburg 3   6      *    5 5   4 11 42,5
9 Trier 2 4     4  *    4 5 5   6   10 39,5
10 Aachen 3   2   3    *  4   5   9 36,5
11 Berlin   3 4 4     3  *    5 6   6 8 40,5
12 Speyer   1   3   5 3 3 4    *  3   5 31,5
13 Griesheim ½   0   1   3 3 3  *    5   4 25,0
14 Muenchen 2 2   3 3     2 5    *  4   3 27,5
15 Tegel   2 2     2 3     3 4  *  4 2 25,5
16 Zugzwang 1   1 4     2     4  *  2 23,5

Website der Schachbundesliga


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