"Schach und Kommunikation passen zusammen" - Interview mit M'tel-Chef Vinatzer

von ChessBase
20.05.2008 – Seit 2005 ist der gebürtige Tiroler Josef Vinatzer Geschäftsführer des bulgarischen Telekommunikations-Unternehmens M'tel, das seit vier Jahren das M'tel-Masters in Sofia sponsert. In diesem Jahr konnte sich Lokalmatador Veselin Topalov erstmals nicht als Sieger des Turniers eintragen. Obwohl der Bulgare einen Punkt mehr holte als bei seinem Sieg im letzten Jahr, musste er diesmal einem überragenden Vassily Ivanschuk den Siegerkranz überlassen. Kein Problem für Josef Vinatzer, der im Interview mit Dagobert Kohlmeyer die Zusage für das nächste Jahr gibt und überlegt, ob er mit dem erstmals eingesetzten "Aquarium" nicht noch näher an die Zuschauer heran kommt. Zum Interview...

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„Schach und Kommunikation passen zusammen“
Interview mit Mobiltel-Chef Josef Vinatzer
Von Dagobert Kohlmeyer

Der gebürtige Tiroler Josef Vinatzer (42) ist seit 2005 Geschäftsführer des bulgarischen Mobiltel-Unternehmens, das jedes Jahr im Mai das Sofioter Masters sponsert. Zuvor hatte der  Telekommunikations-Experte und Südosteuropa-Fachmann hatte bereits VIPnet - die kroatische Tochtergesellschaft von mobilkom austria - als Manager auf ihrem Erfolgskurs unterstützt.

Zum Ende des des Turniers in Sofia sprach Dagobert Kohlmeyer mit Vinatzer über Schachsponsoring und die Zukunft des M’tel Masters.

Herr Vinatzer, das vierte Turnier in Sofia geht zu Ende. Wie sind Sie zufrieden, und warum gab es dieses Jahr einige Neuerungen?

Wir freuen uns über die anhaltende, große Resonanz. Nach den ersten erfolgreichen Jahren haben wir jedoch überlegt und fanden, es wurde Zeit für einige Innovationen. So haben wir den Spielort gewechselt und kamen auch auf die Idee mit dem Glaskasten bzw. „Aquarium“ für die Großmeister.

So etwas hat es in der Schachgeschichte schon gegeben. Auch Fischer und Spasski haben 1992 in Sveti Stefan hinter Glas gespielt, ebenso Kasparow und Anand 1995 in New Yorker World Trade Center.

Aha. Nun, für die Zuschauer ist es sicher angenehm. Die Location ist schön, es ist alles viel offener, die Leute können ungestört miteinander reden. Uns ging es vor allem darum, ein breites Publikum anzulocken.

Wird Ihr Unternehmen den Vertrag mit dem Duo Topalow und Danailow und allem, was dazugehört, verlängern?

Wir haben beschlossen, im nächsten Jahr weiter zu machen. Zur Siegerehrung am Sonntagabend werde ich verkünden, dass die fünfte Auflage des M‘tel Turniers 2009 erneut in Sofia über die Bühne geht.

Wieder mit neuen Ideen?

Wir überlegen, ob wir mit dem Glaskäfig vielleicht noch einen Schritt weiter gehen, und zwar nach draußen ins Freie. Gegenüber dem Zentralen Militärklub gibt es einen wunderschönen Park. Warum sollten wir das Glashaus nicht dort aufstellen?


Spasski; Kohlmeyer; Radislav Atanasov und Josef Vinatzer

Ist das Schach-Aquarium denn wasserdicht?

Das wollen wir prüfen. Es sind natürlich große Herausforderungen, wenn es regnet oder zu heiß wird. Wir müssen wirklich schauen, ob es dann funktioniert. Aber der Vorteil ist, wir sind dann mitten in der Stadt und damit ganz nah an einem noch größeren Publikum.

Haben Sie noch andere Ideen?

Eine weitere Möglichkeit wäre, in eine Shopping Meile zu gehen, wo viele Menschen durchkommen. Es gibt so etwas schon in Sofia, wir müssen uns nur ansehen, ob die Ausmaße des Glaskastens dort hineinpassen. Logistisch und feuerpolizeilich muss auch alles stimmen.


Danailov, Spassky und Vinatzer mit den Siegern des Kinderturniers

Was kostet das M’tel Masters insgesamt?

Wir reden nicht gern über die genauen Beträge, aber es sind mehrere Hunderttausend Euro. Das ist, wie ich finde, gut investiertes Geld. Die dafür notwendige Summe bleibt in jedem Jahr relativ konstant.

Warum sponsert der Mobilfunk-Marktführer M‘tel Schach in Bulgarien?

Weil ich denke, Schach und Kommunikation passen gut zusammen. Wir sind das führende Telekommunikationsunternehmen in Bulgarien und haben fünf Millionen Kunden. Schach ist in diesem Land unwahrscheinlich populär. Sie sehen ja, was hier los ist in diesen Tagen. Wir haben am Rande des Masters auch erstmalig ein Kinder- und Jugendturnier veranstaltet. Boris Spasski hat die Sieger ausgezeichnet. Es soll Tradition werden. Das alles bringt uns, meine ich, einen großen Imagegewinn.

Ist der Sponsor M‘ tel betrübt, wenn sein Zugpferd Weselin Topalow diesmal nicht als Gesamtsieger vom Brett geht?

Nein, wir haben auch darüber schon diskutiert. Gewinnt er tatsächlich zum vierten Mal, würde es beinahe langweilig. Außerdem könnte vielleicht jemand auf den Gedanken kommen, hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Der Beste soll gewinnen, und Wassili Iwantschuk hat es in diesem Jahr ganz sicher verdient.

 

 

 

 


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