ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Die Partien der ersten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der zweiten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der dritten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der vierten Runde zum Nachspielen...
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Graz 9. Runde
Peter Schreiner
Während der achten Runde gab es den ersten
Wermutstropfen im WM-Turnier. Die ICGA disqualifizierte nach der 8.Runde das
deutsche Amateurprogramm List. Begründung: Die Engine von Fritz Reul soll
größenteils auf der Freeware Crafty von Prof. Dr. Robert Hyatt basieren. Autor
Reul weigerte sich, den Organisatoren den Sourcecode seines Programms zwecks
Überprüfung zur Verfügung zu stellen. Der Autor von Brutus protestierte gegen
die Entscheidung. Immerhin mussten einige Teilnehmer während des Turniers Punkte
gegen List abgeben, während andere Teilnehmer in den letzten Runden die Punkte
kampflos zugesprochen bekamen. Viele Programmierer waren über diese Entscheidung
ebenfalls sehr verärgert. Wenn man berücksichtigt, dass die Teilnehmer Reise-
und Aufenthaltskosten selbst tragen und wertvollen Urlaub opfern, ist der Ärger
verständlich.
Generell ist der Tenor unter den Teilnehmern der, dass List das Turnier zu Ende
hätte spielen sollen. Damit wäre nach Meinung der Teilnehmer zumindest
gewährleistet gewesen, dass das Turnier ohne Verzerrung bis zum Ende
durchgespielt worden wäre. Zum Bedauern der Teilnehmer wurde der Protest von der
ICGA abgelehnt, da es Fritz Reul ablehnte, wie in den Regel definiert, den
Sourcecode seines Programms vorzulegen.
GM Karsten Müller schaut vorbei
Das Spannungsmoment des Turniers ist die Frage, ob die punktgleichen
Spitzenreiter Shredder und Fritz sicher ihre Punkte gegen die vermeintlich
schwächeren Programme einfahren können. Shredder löste die Aufgabe problemlos.
Gegen das von Quark gewählte Französisch spielte Shredder das von Theoretikern
als minderwertig beurteilte 3. Ld3. Bei der Bewertung muss man wissen, dass
solche Bewertungen für Computer nicht unbedingt zutreffen. Entscheidend war in
der Partie, dass Quark umgehend aus dem Buch war und mit der Stellung nichts
anfangen konnte. Quark fraß gierig in typischer Computermanier die weißen Bauern
auf b2 und d4, während Shredder seine Entwicklung beendete und schnell seinen
dringend benötigten Punkt einfuhr.
Fritz stand Shredder nicht nach und machte sicher gegen den Newcomer Nexus den
dringend benötigten Punkt.
Nexus gegen Fritz
Weltmeister Junior und Brutus gewannen ebenfalls ihre Partien und halten
Anschluss an die Führenden.
Chrilly mit Sekundant
Insbesondere Junior darf nicht unterschätzt werden. Bei einem Ausrutscher der führenden Fritz und Shredder ist er wieder mit dabei.
GM Peter Wells
GM Peter Wells kommentiert die Partien live. Es ist schon beeindruckend, wenn
man sieht, dass der Großmeister ohne Analyseunterstützung durch eine
Schachengine durchweg mit der Beurteilung der einzelnen Stellungen richtig
liegt. Ich habe die Gelegenheit genutzt, GM Wells nach seiner Meinung über die
Performance der einzelnen Programme zu befragen.
Frage: Peter. Warum setzt Du während der Kommentierung der Partien keine
Schachengine ein ?
Antwort: Der Hauptgrund liegt darin, dass sich in dieser von Computern
beherrschten Umgebung eine menschliche Komponente einbringen will.
Frage: Im Rahmen der Kommentierung hast Du Dich besonders intensiv mit der
Spielweise der Programme beschäftigt. Wo liegen Deiner Meinung nach die Stärken
und die Schwächen der Programme ? Oder sind die Schwächen kaum noch wahrnehmbar
?
Antwort: Der qualitative Unterschied zwischen den vier Topprogrammen und dem
restlichen Teilnehmerfeld ist meiner Meinung nach erheblich. Bei der Bewertung
der Leistungen muss man diesen Umstand berücksichtigen. Die hervorstechendste
Stärke ist nach wie vor das taktische Leistungsvermögen. Das ist aber schon
länger so. Die vier Top-Programme demonstrieren hier ein teilweise
beeindruckendes Verständnis im positionellen Spiel. Das Endspiel ist ebenfalls
hervorragend. Die Amateurprogramme fallen im direkten Vergleich zu diesen
Programmen deutlich ab. Viele Programme sind immer noch zu materialistisch
eingestellt und verstehen dynamische Aspekte des Spiels nicht. Ein typisches
Beispiel war die Partie Shredder-Quark, in der Quark gierig jeden Bauern nahem
und das Wesen der Stellung überhaupt nicht verstanden hat.
Frage: Teilweise zeigten die Programme beachtliche positionelle Leistungen. Wie
beurteilst Du das positionelle Leistungsvermögen der Programme ?
Antwort: Ich war etwas überrascht, wie stark die aktuellen Spitzenprogramme im
positionellen Spiel agieren. Beeindruckend fand ich in dieser Hinsicht die
Leistungen von Fritz gegen List und Shredder
Frage: Welche Programme haben Dich hier besonders beeindruckt ?
Antwort: Bisher kannte ich vor allem Fritz und Junior, auch aus deren Partien in
den Matches gegen Kasparov. Als Mensch beurteilt man die Spielweise immer etwas
aus der Sicht der eigenen Vorlieben. Bei diesem Turnier haben mir am besten die
Partien von Shredder gefallen. Ich empfehle einmal, die Partien von Shredder
gegen List mit dem Läuferopfer auf b2 oder die Partie gegen Brutus
nachzuspielen.
Frage: In diesem Jahr haben wir zwei Matches von teilnehmenden Programmen
(Junior + Fritz) gegen Garry Kasparov gesehen ? Wie lange wird es Deiner Meinung
nach dauern, bis der Mensch keine Chance mehr gegen einen Computer hat oder wird
Deiner Meinung nach dieser Fall nie eintreten ?
Antwort: Ich denke schon, dass der Moment (leider) kommen wird, wo der Mensch
keine Chance mehr haben wird. Die Matches sind teilweise schwer zu bewerten,
weil Kasparov nicht in seinem typischen Stil, sondern eher Anticomputerschach
gespielt hat. Ich fürchte, dass der Mensch in fünf Jahren, vielleicht auch erst
in 10 Jahren keine Chance mehr hat.
Frage: Das Medium Schach hat durch das Internet ganz neue Dimensionen bekommen.
Hier wurde erstmals ein laufendes Turnier auf schach.de mit allen Partien inkl.
Audio- und Videokommentierung übertragen. Wie beurteilst Du die künftige
Entwicklung für das Schach ?
Antwort: Schach ist momentan in einer Krise. Es ist schwierig Sponsoren für
Schach zu gewinnen. Die hier demonstrierte Technologie von ChessBase wird sicher
dazu führen, dass Schach medienwirksamer präsentiert werden kann und damit für
Sponsoren wieder interessanter wird.