Anand verteidigt Weltmeistertitel im Schnellschach bei der GRENKELEASING
Rapid World Championship
Von Harry Schaack
Viswanathan Anand ist zum neunten Mal in Folge Schnellschachweltmeister geworden.
Schon nach drei Partien führte er uneinholbar mit 2,5-05. Schließlich siegte
er mit 3:1, denn die bedeutungslos gewordene letzte Partie endete schnell Remis.
Es ist Anands insgesamt elfter Erfolg bei den Chess Classic, wobei er neun Mal
in Folge gewann - eine fast unglaubliche Siegesserie im professionellen Schach.
Das mit Spannung erwartete Finalmatch der GRENKELEASING Rapid World Championship
verlief überraschend einseitig. Vishy Anand war dem norwegischen Wunderkind
in jeder Beziehung überlegen. Vielleicht war Magnus Carlsen aber auch durch
seine Anfangsniederlage geschockt. Anand brachte eine Neuerung in der Sizilianischen
Drachenvariante, einer der Hauptwaffen des 17-Jährigen. Er rehabilitierte das
Eröffnungssystem durch seine jüngsten Erfolge wieder in der Weltspitze. Carlsen
war jedoch nicht in der Lage, in der Schnellpartie adäquat auf die neue Idee
Anands zu reagieren und verlor mit nur wenig Gegenwehr. Plötzlich lief alles
wie am Schnürchen und der schwarze Angriff schlug durch. Das typische Qualitätsopfer
auf c3 blieb wirkungslos. Anand sagte in der Pressekonferenz, es sei bereits
der entscheidende Fehler gewesen. Es schien ein einfacher Sieg des Weltmeisters
zu sein.
Magnus Carlsen kam gegen Vishy Anand nicht ins Spiel. Turnierorganisator Hans-Walter
Schmitt beobachtet das Geschehen
In der zweiten Partie versuchte es Carlsen mit Katalanisch. Anand kam jedoch
recht mühelos zu c5 und übernahm die Initiative. Um die taktischen Drohungen
abzuwehren, musste Carlsen einen Bauern geben. Die Partie mündete in ein Damenendspiel,
das jedoch leicht für den Inder gewonnen war. Anand führte schon vorentscheidend
2:0. So große Dominanz hätten wohl die Wenigsten erwartet.
Mit den weißen Steinen ist der Weltmeister schwer zu bezwingen. Anand ist lange
genug Profi, um zu wissen, wie man ein Remis forciert. Auch Carlsen konnte daran
nichts ändern. Der Inder dominierte die Partie und brachte seinen Mehrbauern
ins Endspiel. Schließlich entschied er sich jedoch zu einem Remis, was Anand
schon nach drei Partien den WM-Titel sicherte. Die bedeutungslose vierte Partie
endete mit einem Kurzremis. Das Endergebnis lautet 3:1
Judit Polgar verlor in der Gruppenphase beide Partien gegen Morozevich und man
musste das Schlimmste befürchten. Doch die etwas schlechtere Stellung verteidigte
sie gut. Zwar hatte Morozevich bald einen Bauern mehr, den er aber in der statischen
Stellung nicht verwerten konnte.
Die zweite Partie war schwer verständlich. Erst nahm Polgar einen isolierte
Doppelbauern in Kauf. Dafür erhielt sie aber etwas Spiel und konnte sich aus
ihrer etwas beengten Lage befreien. Danach entstand ein remisliches Damenendspiel,
doch beide wollte gewinnen. Morozevich überzog die Stellung und hatte plötzlich
zwei Bauern weniger. Doch nun griff die Ungarin fehl. Um das Dauerschach zu
verhindern, musste sie einen Bauern zurückgeben. Mit dem Randbauer versuchte
Judit noch zu gewinnen, aber nach 146 Zügen gab sie ihre Gewinnversuche endgültig
auf.
In der dritten Partie ging Judit mit Schwarz aufs Ganze. Sie opferte einen Läufer
für langfristiges Spiel. Eine messerscharfe Stellung entstand, die in einer
Schnellpartie bei kurzer Bedenkzeit schwer zu spielen ist. Judit war in ihrem
Element, denn sie erhielt eine gefährliche Angriffsstellung. Der Moskovite wusste
sich nur durch Rückgabe des Materials zu helfen. Im Endspiel agierte Judit nun
mit dem Turm gegen zwei Figuren. Die weißen Bauern waren jedoch zu schwach,
sodass sich schnell alles abtauschte und sich beide mit Remis trennten.
Die letzte Partie entschied das Minimatch zugunsten von Morozevitch, denn es
gelang ihm mit dem Läuferpaar die Initiative zu übernehmen. Trotz eines Figurenopfers
war es der Ungarin nicht mehr möglich, die Stellung noch zu halten. Der Russe
entschied den Wettkampf mit 2,5-1,5 für sich. Mit den GRENKELEASING Rapid World
Championship gingen die Chess Classic zu Ende. Und am Ende hieß es wie immer:
Nichts Neues in Mainz.
Alle Partien des Finales...