Aronian dreht auf
Armenier dominiert die erste Runde der FiNet Chess960 World
Championship
Von Harry Schaack
Fotos: Christian Bossert
Die Chess Classic hatten am Dienstag mit
der FiNet Weltmeisterschaft im Chess960 ihren ersten Höhepunkt. Die
Weltklassespieler Viswanathan Anand, Levon Aronian, Etienne Bacrot und Rustam
Kasimdzhanov kämpfen in den nächsten drei Tagen um die Krone jener Schachart,
in der die Anfangsstellung ausgelost wird.
Die Hinrunde dominierte der Chess960
Weltmeister Levon Aronian auf eindrucksvolle Weise. Er gab in drei Partien nur
ein Remis ab, wobei nicht viel zu einer blütenweißen Weste gefehlt hat.
Schon in der ersten Runde traf Aronian auf
den Weltranglistenersten im Chess960, dem ehemaligen Wunderkind Etienne Bacrot.
Eine Unaufmerksamkeit des Franzosen führte sofort in eine hoffnungslose
Stellung. In der zweiten Runde überraschte Aronian seinen Kontrahenten
Kasimdzhanov mit der überraschenden Zugfolge f4 und f5 in den ersten beiden
Zügen. Seine erstaunliche Kreativität ist es, die ungewöhnliche Lösungen
hervorbringt und sein überragendes Stellungsverständnis ausmacht. Und wieder
schien es, dass er seinen usbekischen Kontrahenten mit großer Leichtigkeit
überspielte. In der Pressekonferenz meinte Kasimdzhanov etwas pointiert, er
habe nach dem sechsten Zug bereits eine Verluststellung verwaltet.
In Runde drei wäre es Vishy Anand fast
nicht besser ergangen.
Für den Inder war es eine Premiere in
seiner über 20 Jahre währenden Karriere. Nur einmal zuvor habe er Chess960
gespielt – gegen den Organisator der Chess Classic Hans-Walter Schmitt. Der
beste Schnellschachspieler der Welt muss sich wohl erst einmal an diese neue
Spielart gewöhnen. Den erstaunten Journalisten erklärte er nach der Partie
gegen Aronian, er habe fast eine Mattidee im siebten Zug übersehen. Das Feld
d2, das im Normalschach immer gedeckt ist, verlor er aus den Augen.
Schließlich musste er einen Bauern geben,
um die Drohung zu parieren. Doch bald war Dank des geschickten Spiels seines
Gegners keine Kompensation mehr für den materiellen Verlust erkennbar. Der
Inder demonstrierte jedoch einmal mehr seine einzigartigen Verteidigungskünste
und rettete die Stellung noch zum Unentscheiden. Der Tiger aus Madras zeigte
sich diesmal friedlich und beendete alle seine Partien mit einer
Punkteteilung. Der neunmalige Sieger der Chess Classic wird sich steigern
müssen, will er Aronian den Titel entreißen.
Rustam Kasimdzhanov, der 2004 schon einmal
Fide-Weltmeister war, dürfte mit der Hinrunde nicht unzufrieden sein. Gegen
Anand erreichte er eine aussichtsreiche Stellung, die Remis endete. Nur gegen
Aronian verlor er, gewann aber gegen Bacrot.
Der Franzose hat dagegen noch überhaupt
nicht zu seinem Spiel gefunden. Mit nur einem halben Punkt steht er am
Tabellenende. Nicht zuletzt seine schlechte Zeiteinteilung wurde ihm zweimal
zum Verhängnis.
Am Mittwoch wird sich in der Rückrunde
entscheiden, wer sich für die abschließenden Zweikämpfe am Donnerstag
qualifiziert. Die ersten beiden spielen dann den Weltmeister im Chess960 in
vier Partien aus. Außerdem beginnt der WM-Kampf der Schachcomputer Rybka,
Shredder, Jonny und Spike, die den Livingston Chess960 Computer World Champion
ermitteln. Und auch die Kleinen haben noch einmal die Chance, unter
professionellen Bedingungen im Mini-FiNet Open Chess960zu spielen.
Finet Chess960 Rapid World Championship (pgn)...
Die Kleinen ganz groß
Zwei Zwölfjährige gewinnen 1. Ordix Mini-Open bei den Chess Classic
Von Harry Schaack
Es war schon etwas Besonderes für die 108
Teilnehmer des 1. Ordix Mini-Opens. In der Mainzer Rheingoldhalle spielten sie
wie die Großen. Die besten von Ihnen saßen auf der Bühne und ihre Partien
konnten auf einer 3 x 3 Meter großen Leinwand im Foyer oder live im Internet
von den Zuschauern bewundert werden. Doch nicht nur für die Kleinen war es ein
aufregendes Ereignis. Die Eltern schienen manchmal aufgeregter als ihre
Schützlinge. Viele von ihnen nahmen die Möglichkeit wahr, mit dem renommierten
russischen Großmeister Artur Yusupov, der das Turnier betreute, über
Trainingsmethoden, Übungsunterlagen oder Stellungsbeurteilungen zu sprechen.
Der Sohn des ehemaligen Weltranglistendritten spielte ebenfalls mit und war
sogar einer der Favoriten. Aber am Ende musste sich Alexander mit dem
geteilten dritten Platz begnügen. Das Rennen machten zwei andere. Das
U14-Turnier entschieden am Ende etwas überraschend zwei U12-Jugendlichen. Den
Sieger Constantin Göbel und den punktgleichen Ramil Babayev, die lediglich im
direkten Aufeinandertreffen in der letzten Runde einen halben Zähler abgaben,
trennten am Ende nur die etwas bessere Buchholz Wertung. Dritte wurde
Lokalmatadorin Anna Endress von Schott Mainz vor den punktgleichen Alexander
Yusupov, Janek Elkman, ELO-Favorit Joshua Hager, Slavik Sarchisov und Daniel
Weber mit jeweils 5 Punkten. Aber auch die anderen Teilnehmer mussten nicht
traurig sein. In den Altersklassen U8, U10, U12 und U14 wurden die Preise
extra vergeben. Die Sieger bekamen einen Pokal und alle anderen eine Urkunde.
Sponsor Ordix war so begeistert vom Erfolg der Veranstaltung, dass er die
Zusage gab, das Mini-Open auch im nächsten Jahr zu unterstützen.
Mini Ordix Open: Partien (pgn)...
Simultan mit Vassilily Ivanchuk