Baden-Baden vorzeitig Meister

von ChessBase
10.04.2008 – Alle Bundesligamannschaften machen gerne ein Geheimnis aus ihrer Aufstellung für den aktuellen Doppelspieltag, um eine eventuelle Vorbereitung der Gegner auf die eigenen Spieler zu erschweren. Diese Bemühungen gegenseitiger Geheimniskrämerei kann aber schnell ad absurdum geführt werden, wenn sich in den Mannschaften z.B. zu viele kulturell interessierte Spieler befinden. Diese Erfahrung machten die Mannschaftsführer von Baden-Baden und Katernberg, als sich eigene und fremde Spieler am Vortag beim Besuch der Porta Nigra gegenseitig in die Arme liefen. Eins und Eins zusammenzählend ergaben sich so zeitsparende Rückschlüsse auf die beiderseitigen Aufstellungen. Dass der Titelverteidiger schon nach diesem Spieltag seine neuerliche Meisterschaft ausrufen konnte, verdankt er vor allem den Fähigkeiten von Francisco Vallejo Pons beim schnellen Mattsetzten mit Springer und Läufer. Fabian Döttling berichtet aus der Sicht des alten und neuen Meisters.Zum OSC Baden-Baden...Mehr...

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OSC Baden-Baden wird mit einem „Grande ohne vier“ erneut Deutscher Meister
von Fabian Döttling

Am vergangenen Wochenende sind wir in der Herrenschachbundesliga zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister geworden! Bei unserem Reisepartner in Trier gewannen wir auch ohne unsere ersten vier Bretter Vishy Anand, Peter Svidler, Alexei Shirov und Magnus Carlsen am Samstag mit 6-2 gegen die Schachfreunde Katernberg und sonntags stand nach einem enorm spannenden Verlauf gegen unsere direkten Verfolger aus Mülheim am Ende ein 4-4. Damit liegt der OSC zwei Runden vor Abpfiff mit nunmehr fünf Punkten Vorsprung auf Mülheim und Bremen uneinholbar auf Platz eins.

Angereist waren wir in die Römerstadt Trier wie gewohnt am Freitag. Nach dem Abendessen unternahmen die letzten drei Bretter des OSC, d.h. Rustem Dautov, Philipp Schlosser und ich, zusammen mit dem Mannschaftsführer Sven Noppes und dem Boss der Chess Tigers, Hans-Walter Schmitt, der in der Umgebung Triers aufgewachsen ist und dem die perfekte Liveübertragung der Partien ins Internet durch Thilo Gubler zu verdanken ist, einen Verdauungsspaziergang zur berühmten Porta Nigra.

Auf dem Weg dorthin begegnete uns der für Katernberg an drei gemeldete Igor Glek, der, da die beiden ersten Bretter Motylev und l’Amy in Russland die Mannschaftsmeisterschaft bzw. in den Niederlanden die Einzelmeisterschaft bestritten, somit am Spitzenbrett spielen würde. An der Porta Nigra angekommen, konnten wir feststellen, dass auch das zweite und die letzten beiden Bretter der Katernberger, also Halkias Stelios, Robert Ris und Georgios Souleidis kulturell interessiert sind und dieses Wahrzeichen der Stadt Trier beim abendlichen Spaziergang aus der Nähe betrachteten. Damit wurde die Vorbereitung für den folgenden Kampf für beide Seiten freilich etwas erleichtert.

Das Match gegen Katernberg ist dann auch schnell erzählt. Nachdem es in der ersten Stunde noch gar nicht so toll für die Jungs von Mannschaftsführer Sven Noppes aussah, verbesserte sich die Lage bis zur Zeitkontrolle stündlich, so dass am Ende ein ungefährdeter 6-2 Sieg stand, der sogar noch etwas höher hätte ausfallen können, hätte Francisco „Paco“ Vallejo, der diese Saison bisher unerklärlich glücklos agiert hatte, seine klar bessere Stellung in Zeitnot nicht gar noch zum Verlust verdorben.

Doch Pacos große Stunde sollte am nächsten Tag gegen Mülheim schlagen. Vor dem Kampf war bereits klar, dass uns ein Sieg oder auch ein Unentschieden bereits zwei Runden vor Schluss die vorzeitige Meisterschaft sichern würde. Zwar hatten wir an sämtlichen Brettern gewisse Elovorteile, doch hielten sich diese durchaus in Grenzen. Es kam dann auch zum erwartet hochkarätigen und enorm spannenden Spitzenkampf, der anfangs sehr ausgeglichen verlief. Am ersten Brett zwischen Etienne Bacrot und Konstantin Landa kam es schon bald zur Punkteteilung nachdem Etienne als Weißer absolut gar keinen Vorteil herausholen konnte. Dem folgten solide Schwarzremisen zwischen Michail Saltaev und Rustem Dautov, bzw. Gerhard Schebler und mir selbst, an den Brettern sechs und acht. Die übrigen laufenden Partien sahen eigentlich gar nicht so schlecht für uns aus. Zwar stand Liviu-Dieter Nisipeanu am zweiten Brett gegen den französischen Meister Maxime Vachier-Lagrave schlechter, doch hatten Paco Vallejo gegen Alexander Berelovich an drei, Arkadij Naiditsch gegen Vadim Malakhatko an vier, Peter Heine Nielsen gegen Felix Levin an fünf und Philipp Schlosser gegen Daniel Hausrath an sieben leichte bis deutliche Vorteile.

Dann kam es allerdings beinahe zum „worst case“: Liviu-Dieter konnte nach einer sehr starken Vorstellung Vachier-Lagraves die Niederlage nicht mehr abwenden und Arkadij, Peter Heine und Philipp mussten sich allesamt mit Remis zufrieden geben. Nun musste also Paco beim Stand von 4:3 gegen uns unbedingt gewinnen, da ansonsten die Meisterschaftsentscheidung auf das letzte Bundesligawochenende vertagt würde. Mit einer konzentrierten und technisch phänomenalen Leistung gelang es ihm dann auch Alexander Berelovich, der sich enorm erfindungsreich verteidigte, nach knapp sechs Stunden niederzukämpfen. Am Ende musste Paco zeigen, dass er mit Springer und Läufer mit knapp zwei Minuten auf der Uhr mattsetzen kann, was er dann auch in gut einer Minute bewerkstelligte. Damit rettete Paco uns den wichtigen Punkt zum 4-4 und der vorzeitigen Meisterschaft und hat gezeigt, dass jeder in unserer Mannschaft für die anderen kämpft und wir eine richtig gewachsene Mannschaft sind, in der das Spielen einfach Spaß macht. Bravo Paco!

Zusammen mit Philipp Schlosser, Hans-Walter Schmitt, Sven Noppes, Schachbundesliga Chefredakteur Georgios Souleidis und dem Schreiber dieser Zeilen konnte Paco dann mit einem wohlverdienten Glas Champagner auf die Meisterschaft anstoßen. Diese wird sicherlich ausgiebig am nächsten und letzten Bundesligawochenende in Baden-Baden in zwei Wochen gefeiert werden. Bevor allerdings gefeiert wird, drücken wir zunächst auch unseren Damen die Daumen, die bereits am kommenden Wochenende in Torgelow ebenfalls sehr gute Chancen haben Meister zu werden und damit das Double perfekt zu machen. (Fabian Döttling)

 

 

 

 

 


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