Beispielhaft: Schach als Schulfach in Armenien

von Alfred Parvanyan
07.04.2017 – Seit 2011 ist Schach in den armenischen Grundschulen Pflichtfach. Das Projekt wurde gründlich geplant und dann systematisch in die Tat umgesetzt. Am Ende des Schuljahres nehmen die Schüler an einer Grundschulolympiade teil. 2014-2015 waren es 15.000 Schüler. Bald kan jeder Armenier Schach spielen.

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Wie unterrchtet man Schach an der Schule? Die Fritz&Fertig Autoren haben ein prächtig illustriertes Arbeitsheft für Lehrer erstellt, das eine umfassende Material-, Methoden- und Ideensammlung für den Unterreicht an der Grundschule bietet.

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In Armenien erhalten alle Kinder von der zweiten bis zur vierten Schulklasse Schachunterricht. Dieses Projekt gibt es inzwischen schon seit sechs Jahren. Die Idee dahinter war, die Kinder durch die Beschäftigung mit dem Schach zu schnellerem und flexibleren Denken zu bewegen. Initiator des Projektes ist der Vizepräsident des Schachverbandes Großmeister Smbat Lputjan.

Staatspräsident Serge Sargsyan, auch Präsident des armenischen Schachverbandes und Smbat Lputjan

Bevor die Initiative gestartet werden konnte, reiste Lputjan mit seinen Kollegen in die Städte und über das Land, um möglichst viele Schachspieler im Alter zwischen 18 und 55 Jahren zu Schachlehrern und Schachtrainern auszubilden. Es wurden viele Seminare zur Ausbildung der künftigen Schachlehrer durchgeführt. Am Ende erhielten über 2500 Personen ein Zertifikat, das ihre Befähigung zur neuen Aufgabe attestierte. Im zweiten Schritt wurden etwa 1600 Grundschulen mit den notwendigen Materialien ausgerüstet und erhielten Schachtische, Uhren, Stühle, Spielsätze und Lehrbücher.

Armenische Lehrbücher für Kinder

Am Anfang herrschte unter den Eltern einiges Skepsis. Sie waren mit den Ideen im Hintergrund des Schachunterrichts nicht vertraut und konnten, da sie selber kein Schach spielten, bei den Hausaufgaben nicht helfen. Aber nach etwa einem Jahr waren alle von den Ergebnissen begeistert. Nun entstand eine unerwartetes neues Problem. Viele Eltern waren vom Schach jetzt so angetan, dass sie ihre Kinder auf private Schachschulen anmelden wollten, aber davon gab es in der Hauptstadt Erewan nicht genug. Anfangs gab es nur die Olympische Schachschule Tigran Petrosian und die Gendrik Kasparian Schachakademie als bekannteste Schulen, dazu zwei weitere kleinere Schachschulen und einen Riesenandrang auf die begrenzten Plätze. Inzwischen hat der Verband mehr als zehn Schachschulen eingerichtet. Der Zugang ist für die Schüler zumeist kostenlos.

Die Olympic Chess School

Für den Unterricht in den Grundschulen wurden spezielle kindgerechte Schachlehrbücher geschrieben. Wenn die Kinder müde werden, dann sind die Lehrer in der Lage, spannende Geschichten zum Beispiel über das Leben der Weltmeister zu erzählen oder stellen Fragen zur Schachgeschichte und Schachkultur: "Wer war der erste Weltmeister?" "Wie lange musste er Trainieren um Weltmeister zu werden?". Die Kinder nehmen an Testen teil und führen ein richtiges Aufgabenheft. Einmal in der Woche führt der Lehrer eine Schachturnier durch. 

In den Grundschulen gibt es ein oder zweimal pro Woche Schachunterricht. In den privaten Schulen wird drei Mal pro Woche trainiert. Schulübergreifend gibt es Schulschacholympiaden, die in der Hauptstadt Eriwan, aber auch in anderen Bezirken des Landes gespielt werden. 2014-2015 nahmen dort ca. 15.000 Kinder bis 15 Jahre teil. Die Siegermannschaft wird zum großen russischen Schulschachturnier "Weißer Turm" eingeladen. 2015 konnte dort die Mannschaft aus Armenien den Sieg erringen.

Mit Hilfe des Schulschachprojekts können nun fast alle Menschen in Armenien Schach spielen. Früher wollten die Eltern, dass ihre Kinder Fußballspieler, Boxer oder vielleicht Ärzte werden. Nun sind die Kinder vom Schach so begeistert, dass alle so gut und so bekannt wie Schachweltmeister Tigran Petrosian werden wollen.

Schachunterricht in der 2. Klasse

Der Schachlehrer führt hier in einer 2. Klasse einer Grundschule (Schule Nr. 51) einen kleinen Wettbewerb zwischen Jungen und Mädchen durch. Am Ende haben beide Gruppen vier Punkte - remis!

 

In der Schule Nr. 17 erhalten Kinder der 3. und 4. Klasse gemeinsam Schachunterricht. Einige Mütter 


Alfred Parvanyan ist in Armenien geboren und lebt jetzt in der Nähe von Hamburg. Sein jüngerer Bruder ist Ashot Parvanyan.

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