Bestellung vom Südpol

von André Schulz
27.05.2014 – Seit kurzem stoßen Schachfreunde auf dem Fritzserver auf einen Gegner mit ungewöhnlicher geografischer Position und einigem Lag. Es handelt sich um Robert Schwarz, der als einer der Wissenschaftler das "Keck Array" mitbetreut - am Südpol. Per Download hat er sich an seinen Arbeitsplatz Deep Fritz 14 schicken lassen, um von dort dort zwei Fernpartien zu spielen. Mehr...

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Schach am Südpol

Der Astrophysiker Robert Schwarz sorgte für ein ziemlich ungewöhnliches Bild. Mit einem ChessBase-Logo in der Hand bedankte er sich für den "Versand" eines Deep Fritz 14-Programms an seinen derzeitigen Wohnort - der liegt am Südpol.

Der Transport von ChessBase-Produkten an den Südpol würde sich wohl sehr umständlich und auch sehr teuer gestalten, gäbe es nicht das Internet und die Möglichkeit, Programm herunterzuladen.

Die Versorgung der Station wird mit Hilfe einer LC-130 besorgt

So kann auch das Personal ausgetauscht werden

Im Flugzeug

Die Station aus der Luft

Aber auch so kann man den Datenversand nicht eben als schnell bezeichnen. Robert Schwarz berichtete, dass der Download des Fritz-Programms sich über drei Tage hinzog, da die Verbindung zum Satelliten nur begrenzt verfügbar und wegen der geringeren Datenübertragung auch nicht besonders schnell ist.

Der Südpol

Robert Schwarz ist Astrophysiker und betreut als einer von mehreren Wissenschaftlern das "Keck Array", ein System aus fünf Teleskopen zur Erforschung des Mikrowellen-Hintergrundes im All. Die Messungen lassen Schlüsse auf die Entwicklung des Weltalls kurz nach dem Urknall zu.

Die Teleskope sind mit einem großen Trichter geschützt

Robert Schwarz ohne Maske

Die Teleskope befinden sich in der Nähe Amundsson-Scott-Station. Nähere Informationen zu dem Projekt gibt es auf der Webseite der Harvard-Universität (s.u.).

Zwischendurch spielt Robert Schwarz zwei Fernschachpartien. Da es nur aber nur ein Schachbrett am Südpol gibt, musste er die Positionen aus den beiden Partien immer wieder neu aufbauen und kam so auf die Idee, ob man dass nicht mit einem Schachprogramm besser machen kann. Die Verbindung zu ChessBase stellte Raymund Stolze her, der eine Schachgruppe in der JVA Straubing betreut, einer der beiden Schachpartner von Robert Schwarz. Der andere Partner ist der sehbehinderte Troisdorfer Ewald Heck.

Ewald Heck hat die Geschichte dieser Partie in einem Artikel auf der Seite des Blindesnschachbundes erzählt: http://www.dbsb.de/n

Nachdem Robert Schwarz die ChessBase-Software erhalten hat, fragte er nach einem Firmenlogo, um sich sich mit diesem am geographischen Südpol ablichten lassen.

Polarlicher

Zur Zeit ist auf der Südhalbkugel Winter und in dieser Jahrshälfte ist die Sonne hier niemals zu sehen, es ist also immer Nacht. Im Sommer ist immer Tag, doch die Sonne erscheint nur am Horizont. Um für die Aufnahmen etwas Licht zu bekommen, musste Robert Schwarz auf den Vollmond warten.

Wie man beim Anblick der Bilder erkennen kann, wird es am Südpol auch nicht richtig warm, selbst im Sommer nicht. Zur Zeit der Aufnahme war es –65°C kalt, was noch relativ moderat ist. An schlechten Tagen sinkt die Temperatur auf –82°C. Bei solchen Temperaturen sind anderswo einfach anmutende Vorgänge mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. So muss das Stativ, auf dem die Kamera stand mit einer speziellen Kälteschmierung versehen werden, sonst würden die Beine einfach aneinander fest frieren. Bei dem geringen Licht wurde die Aufnahme mit einer Canon EOS 6D und einer langen Belichtungszeit von 1,3 Sekunden gemacht, was man auch an der wehenden Flagge rechts erkennen kann.

Die Markierung für den geographischen Südpol wurde am 1. Januar 2014 aufgestellt, befindet sicher inzwischen schon nicht mehr an der richtigen Stelle. Das Eis über dem Südpol bewegt sich mit zehn Metern pro Jahr, so dass die Markierung inzwischen um vier Meter verschoben ist.

Robert Schwarz ist übrigens einer von 705 Kandidaten für die Mission zur Besiedelung des Mars, die 2025 mit dem Abflug des Raumschiffes Mars ONE beginnen soll. Ein Rückflug ist nicht vorgesehen.


Südpol-Expeditionen:

Die ersten Versuche, den Südpol zu erreichen, wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert unternommen. Die Belgica-Expedition (1897–1899, mit Adrien de Gerlache de Gomery als Leiter der Expedition, Roald Amundsen und dem Schiffsarzt Frederick Cook) erreichte 71° 30’ S, die Southern-Cross-Expedition (1898–1900) kam bis 78° 50’ S und die Discovery-Expedition (1901–1904) gelangte bis zum Punkt 82° 17’ S. Die Nimrod-Expedition (1907–1909, Leitung: Ernest Henry Shackleton) näherte sich dem Südpol am 9. Januar 1909 bis auf 180 km (bei 88° 23’ S) und musst dann wegen Proviantmangel umkehren.

Schließlich erreichte eine Gruppe von Norwegern mit Roald Amundsen, Olav Bjaaland, Helmer Hanssen, Sverre Hassel und Oscar Wisting am 14. Dezember 1911 den geographischen Südpol.

Amundsen, Hanssen, Hassel und Wisting am Südpol. Fotograf: Bjaaland (Foto: Wikipedia)

Die Norweger waren Sieger in einem Wettlauf mit der englischen Expedition von Robert Falcon Scott (Henry Robertson Bowers, Edward Adrian Wilson, Lawrence Oates, Edgar Evans). Scott kam einen Monat später, am 17. Januar 1912, am Südpol an.

Scotts Team am Südpol, Foto vom 18. Januar 1912, v.li.: Oates, Bowers, Edgar Evans, Scott, Wilson (Foto: Wikipedia)

Auf dem Rückweg starben er und seine Männer an den Folgen von Kälte und Unterernährung. Sein letzter Tagebucheintrag am 29. März 1912 lautete "Letzter Eintrag. Um Gottes Willen, kümmert Euch um unsere Leute.“

Letzter Eintrag Scotts in sein Expeditionstagebuch vom 29. März 1912 (Foto: Wikipedia)


Nach Amundsen und Scott dauerte es knapp 45 Jahre bis wieder ein Mensch seinen Fuß auf den Südpol setzten konnte. Am 31. Oktober 1956 gelangte Admiral George Dufek und eine Expeditionsgruppe der US-Marine in einem Militärflugzeug an den südlichsten Punkt der Erde. Sie sollten dort den Aufbau einer Forschungsstation vorbereiten. Die Amundsen-Scott-Südpolstation wurde dann in den Jahren 1956-57 aufgebaut und sit seitdem ununterbrochen in Betrieb.

Am 4. Januar 1958 erreichte die Commonwealth Trans-Antarctic Expedition mit Edmund Hillary als erste den Südpol wieder auf dem Landweg. Arved Fuchs und mit Reinhold Messner durchquerten 1989/1990 zu Fuß die Antarktis und erreichten dabei auch den Südpol. Ihr gesamte Laufstrecke betrug dabei 2800 km.

Der Nordpol wurde erstmals im Jahr 2008 von einer Expedition mit Robert Edwin Peary, Matthew Henson und die Inuit Sigloo, Eghingwah, Ooqueah.  
 

 

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Artikel zur Schachpartie im Rhein-Sieg-Anzeiger...

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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