Blübaum gewinnt Gold ... für die USA

von André Schulz
14.09.2016 – Die undurchsichtige Zweitwertungsregelung bei der Schacholympiade hat dafür gesorgt, dass für die Mannschaften der USA und der Ukraine lange unklar war, wer denn eigentlich Gold gewonnen hatte. Dies hing nämlich kurioserweise vom Wettkampf Estland gegen Deutschland ab. Wäre dieser 2:2 ausgegangen, hätte die Ukraine Gold gewonnen. Da aber Matthias Blübaum seine Partie am Ende doch noch gewann, wurde die USA Sieger und Blübaum ist nun der beliebteste deutsche Schachspieler in den USA. Mehr...

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Für große Aufregung und angeregte Diskussionen sorgte die Zweitwertungsregelung der Schacholympiade. Die USA und die Ukraine hatten ihre Wettkämpfe gewonnen, waren nach Mannschaftspunkten punktgleich, aber es war noch nicht klar, wer denn gemäß der Zweitwertung Gold gewinnen würde. Dies hing nämlich von einem ganz anderen Wettkampf ab, dem zwischen Estland und Deutschland.

Kanada-USA, Foto: Eteri Kublashvili

US-Kapitän John Donaldson rechnet und rechnet. Unter welchen Bedingungen gewinnt die USA Gold.

Das US-Team wartet auf das offizielle Ergebnis

Als erste Feinwertung wurde die Regelung nach Sonneborn-Berger, mit einem Streichresultat, angewendet. Nach Sonneborn-Berger werden die am Ende insgesamt erreichten Mannschaftspunkte des Gegners mit den Brettpunkten multipliziert, die man selber gegen den Gegner erreicht hat.

In Runde neun gewann die USA beispielsweise 3:1 gegen Norwegen. Norwegen kam am Ende auf 16 Mannschaftspunkte. Die USA erhält also dafür 3x16= 48 Sonneborn-Berger-Punkte.

 

 

Estland gegen Deutschland

Der Gegner mit den wenigsten Matchpunkten wird zudem gestrichen. Hätte Deutschland gegen Estland nur 2:2 gespielt, wäre Deutschland, gegen das die Ukraine nur 2,5:1,5 gewonnen hatte, das Streichresultat für die Ukraine gewesen. Da Deutschland aber den Wettkampf gegen Estland gewann und damit mit einem Mannschaftspunkt mehr vor Jordanien landete , wurde Jordanien, gegen das die Ukraine in Runde eins 4:0 gewonnen hatte, zum Streichresultat. Aus diesem Grund bekam die Ukraine aber in der Summe 15,5 weniger Sonneborn-Berger-Punkte. Absurd, oder? So eine Regelung können sich doch nur Schachspieler ausdenken.

Einfacher wäre es gewesen, die Brettpunkte zu zählen, dann weiß jeder, woran er ist. Auch hier hätte die USA gewonnen.

 

Endstand

Rg. Snr Team Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3   Wtg4 
1 2 United States of America USA 11 9 2 0 20 413,5 31,5 152,00
2 5 Ukraine UKR 11 10 0 1 20 404,5 31,0 153,00
3 1 Russia RUS 11 8 2 1 18 419,0 32,0 151,00
                       
37 13 Germany GER 11 6 1 4 13 292,5 25,0 144,00
                       
40 48 Switzerland SUI 11 6 1 4 13 282,0 27,0 128,00
                       
43 40 Austria AUT 11 6 1 4 13 266,5 27,5 121,00

...

 

Und hier ist die entscheidende Partie. Tatsächlich verpasste der Estländer Seeman ein mögliches Remis durch Dauerschach.

 

Blübaum-Seeman (Deutschland-Finnland)

 

 

 

 

Matthias Blübaum, Held der USA

 

Gold für die USA, Foto: Maria Emelianova

 

Frauenolympiade

Auch bei der Frauenolympiade konnte man vor der Runde nicht sagen, wer Gold gewinnen würde, falls Russland China schlägt. Da sich die Chinesinnen durchsetzten, kam hier keine Diskussion auf.

Russland gegen China, Foto: Maria Emelianova

 

Endstand

Rg. Snr Team Team Anz   +    =    -   Wtg1   Wtg2   Wtg3   Wtg4 
1 1 China CHN 11 9 2 0 20 416,0 31,0 149,00
2 7 Poland POL 11 8 1 2 17 427,5 33,0 152,00
3 2 Ukraine UKR 11 7 3 1 17 404,5 30,5 156,00
                       
31 10 Germany GER 11 5 3 3 13 290,5 25,5 139,00

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China gewinnt Gold, Foto: Maria Emelianova

Silber für Polen

Bronze für die Ukraine Foto: Maria Emelianova

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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