Die neue Nr.1 der Welt ANAND greift nach
allen Titeln
Chess Classic Mainz 2007 mit neuem Format – Anand will auch Chess960-Krone
VON HARRY SCHAACK
Bei den diesjährigen Mainzer Chess Classic,
die vom 13. bis 19. August in dem bewährten Ambiente der neuen Rheingoldhalle
ausgetragen werden, wird die neue Nr.1 der Welt erstmals um die Krone im
Chess960, bei dem vor jeder Partie eine von 960 Startaufstellungen ausgelost
wird, eingreifen. Während Viswanathan Anand die letzten sechs Mal hintereinander
in Zweikämpfen unter Beweis stellte, dass er der beste Schnellschachspieler der
Welt ist, wird er sich dieses Jahr in Viererturnieren mit gemischtem Runden- und
Match-Modus sowohl im Schnellschach als auch im Chess960 mit drei hochkarätigen
Gegnern messen. Der indische Branchenprimus, der zum insgesamt zehnten Mal als
Sieger der Chess Classic hervorgehen könnte, bekommt es mit starker Konkurrenz
zu tun. Neben dem amtierenden Chess960-Weltmeister Levon Aronian sind auch der
letztjährige FiNet-Open Sieger Etienne Bacrot, und der Sieger des letztjährigen
ORDIX-Opens und FIDE-Weltmeister von 2004, Rustam Kasimdzhanov, für den Kampf um
die WM-Titel qualifiziert. Wenn alles gut läuft, könnte Anand schon vor dem
diesjährigen Showdown in Mexiko, wo die Weltmeisterschaft im klassischen Schach
ausgetragen wird, als Chess960- und Schnellschachkönig in den Ring steigen und
schließlich mit drei WM-Titeln das Jahr beenden.
Der zuschauer- und kundenorientierte
Organisator Hans-Walter Schmitt freut sich vor allem, in diesem Jahr im
Abendprogramm noch mehr Partien präsentieren zu können als in den Jahren zuvor.
Und er ist sich sicher, dass Anand auch das Chess960-Turnier nicht auf die
leichte Schulter nimmt. „Er will jedes wichtige Turnier in seiner Karriere
mindestens einmal gewinnen“, sagt der Bad Sodener. Und der Mann, der Chess960 in
Deutschland populär gemacht hat, lässt keinen Zweifel aufkommen, dass die
Mainzer Veranstaltung dazu gehört.
Vom 14.-16. August streiten die vier Spieler
in der Rheingoldhalle zunächst jeweils ab 18:30 in drei Partien im Chess960 um
den Sieg. Vom 17.-19. August wird dann bei der GRENKELEASING Rapid World
Championship der Sieger ermittelt. Jeweils am letzten Tag werden die
Platzierungskämpfe im großen und kleinen Finale in Mini-Matches von vier Partien
ausgespielt.
Doch die Chess Classic haben immer mehr zu
bieten als „nur“ hochkarätige Superturniere. Zu den Weltmeisterschaften gehören
natürlich auch WM-taugliche offene Qualifikationen. Das traditionelle ORDIX-Open
(18./19. August), das zum vierzehnten Mal ausgetragen wird, ist das weltstärkste
Schnellschach-Open. Auch dieses Jahr werden wieder um die 600 Teilnehmer
erwartet. Und das FiNet-Chess960-Open (16./17. August), das seine sechste
Auflage erlebt, sucht vergleichbares hinsichtlich der Stärke und Teilnehmerzahl
vergeblich. „Bei beiden Turnieren gibt es nicht nur ordentliche Preise zu
gewinnen“, sagt Hans-Walter Schmitt, „sondern der Sieger qualifiziert sich auch
sicher für die nächstjährige Weltmeisterschaft.“
Außerdem setzen sich die Chess Tigers als
Veranstalter immer für den schachlichen Nachwuchs ein. Das „Regio111“-Projekt,
das im Vorjahr den besten Jugendlichen der Vereine aus bis zu 111 km Entfernung
eine startgeldfreie Teilnahme erlaubte, findet nun in den Mini-Ordix und
Mini-FiNet-Open, die am 14. bzw. 15. August stattfinden, seine konsequente
Fortsetzung. Hier können die Jungtalente in ihren Altersklassen unter
professionellen Bedingungen spielen. Ihre Partien werden live übertragen und
diejenigen, bei denen es gut läuft, sitzen auf der Bühne im Mittelpunkt des
Geschehens. Der erfahrene Großmeister Artur Jussupow – Leiter der Chess Tigers
Universität und jahrzehntelang einer der besten Trainer der Welt – steht während
des Turniers und in den Pausen den Eltern und Kindern beratend zur Verfügung.
Das 13-Jährige indische Wunderkind
Parimarjan Negi wird sich vielleicht mit seinen Altersgenossen messen. Und
sicher wird er auch in den Open bei den Erwachsenen ganz vorne mitspielen. Im
traditionellen Simultan können sich am 13. August 40 Spieler wieder einmal mit
einem der Top10-Spieler der Welt messen, dessen Name aber im Moment noch nicht
bekannt gegeben werden kann.
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Zeitplan (xls)...
Indiens Schachidol geht seinen Weg
Vishy Anand sieht Chess Classic als Generalprobe für die
WM
Viswanathan Anand ist durch seine
dauerhaften Erfolge zum Aushängeschild der Chess Classic geworden. Auch diesmal
geht der stärkste Spieler der Welt natürlich als Favorit ins Rennen. Was der
Titelverteidiger von dem neuen Format hält, wie er seine Chancen sieht und viele
andere Fragen beantwortete er im Gespräch mit Harry Schaack kurz nach seinem
Titelgewinn mit seinem Bundesliga-Team Baden-Baden:
Anand
SCHAACK: Vishy
Anand, Ihnen kann man heute gleich mehrfach gratulieren. Zunächst einmal zur Nr.
1 der FIDE-Weltrangliste. Nach Ihrem Sieg beim stärksten Turnier der Welt in
Morelia / Linares sind Sie in der April-Auswertung erstmals in ihrer Karriere
unangefochten an erster Stelle geführt. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?
ANAND: Es ist
ein großartiges Gefühl, im selben Moment das beste Turnier der Welt zu gewinnen
und gleichzeitig die Nr. 1 in der Welt zu werden. Ich denke, es ist für jeden
Sportler ein erhebendes Gefühl, die Weltrangliste anzuführen.
SCHAACK: Als
zweites kann man Ihnen zum Titel in der Bundesliga mit Ihrem Team OSC
Baden-Baden gratulieren. Sie haben so viele Einzelerfolge in ihrer Karriere
erzielt. Wie ist es, mit einer Mannschaft zu gewinnen?
ANAND: Nun, es
ist schon etwas Besonderes. Wir haben mit Baden-Baden einige Jahre vergeblich
versucht, die Meisterschaft zu erringen. Dieses Jahr ist es unsere erste
Titelverteidigung. Wir haben uns alle sehr darüber gefreut. Wir waren zwar
wieder haushoher Favorit, aber die Jahre zuvor konnten wir den
Vorschusslorbeeren einige Male nicht gerecht werden.
SCHAACK: Sind
Sie ein Teamplayer und spielen Sie in einer Mannschaft anders?
ANAND: Es macht
für mich keinen Unterschied. Ich spiele meine Partie. Allerdings kann es
manchmal frustrierend sein, wenn man zur Seite sieht, und die Nachbarbretter
stehen auf Verlust, so wie das in der letzten Runde gegen Hamburg der Fall war.
Dort hatten wir mit großem Glück am Ende noch ein Unentschieden erreicht.
SCHAACK: Ist es
nicht ungewöhnlich, mit seinen sonstigen Konkurrenten in einer Mannschaft zu
spielen?
ANAND: Nein, zu
den meisten Spielern pflege ich einen guten Kontakt. Das ist nicht
verwunderlich, wenn man bedenkt, wie oft wir uns im Jahr sehen. Die Stimmung
unter den Spielern in Baden-Baden war sehr gut. Das liegt auch an unserem
Sponsor, Wolfgang Grenke, der sich rührend um die Spieler kümmert.
SCHAACK: Lassen
Sie uns über die kommenden Chess Classic in Mainz sprechen. Sie haben jetzt dort
mehrere Jahre nur noch Zweikämpfe bestritten. Dieses Jahr wird das Format
modifiziert. Die Veranstaltung wird nun in zwei Viererturnieren mit denselben
Teilnehmern ausgetragen: einmal im klassischen Schnellschach und einmal im
Chess960. Was halten Sie von der Modusänderung?
ANAND: Das wird
wieder eine neue Erfahrung für mich. Ich habe zwar schon bei den Chess Classic
Ende der Neunziger Viererturniere gespielt, aber in den letzten Jahren habe ich
mich an die Zweikämpfe gewöhnt. Aber immer nur Matchs ist vielleicht auf Dauer
auch etwas langweilig für die Zuschauer. Ich finde diese Abwechslung jedenfalls
gut.
SCHAACK: Ist es
für Sie einfacher, ein Viererturnier zu spielen als ein Match?
ANAND: Es ist
anders. Ich muss mich jetzt zwar auf mehrere Leute vorbereiten, aber nicht so
intensiv wie auf einen Zweikampf. In einem Match musst Du bei der Vorbereitung
sehr viel tiefer gehen. Bei mehreren Gegnern kann man eröffnungstheoretisch
etwas breit gefächerter spielen. Außerdem entsteht bei mehreren Teilnehmern eine
andere Dynamik. Aber für mich ist es angenehm. Es gefällt mir, dass wir dieses
Jahr ein Viererturnier machen.
SCHAACK: Sie
könnten in diesem Jahr zum zehnten Mal Ihren Schnellschach-WM-Titel verteidigen,
das achte Mal in Folge. Können Sie sich bei so vielen Siegen überhaupt noch
motivieren?
ANAND: Ich
denke darüber nicht nach, wenn ich am Spielen bin. Wenn ich mir jedes Mal von
vornherein vergegenwärtigen würde, dass ich hier schon neun Mal gewonnen habe,
müsste ich zu der Überzeugung gelangen, dass meine Siegesserie bald zu Ende
gehen muss. Es ist einfacher, jedes Jahr neu an die Sache heran zu gehen und
sich von der Last der Vergangenheit freizumachen. Deshalb werde ich darüber
nicht sehr intensiv nachdenken und es wird mich nicht belasten.
SCHAACK: Sie
werden nun erstmals an einem Chess960-Turnier teilnehmen. Haben Sie damit
Erfahrung und wie werden Sie sich darauf vorbereiten?
ANAND: Ich habe
es vor einigen Jahren ein paar Mal mit Hans-Walter (Schmitt) gespielt. Und ich
finde es toll. Ich hatte bislang noch keine Möglichkeit, ein Chess960-Turnier zu
spielen. Aber es wird sicher eine gute Erfahrung. Für mich ist es einfach sehr
angenehm, die Hälfte der Veranstaltung ohne Eröffnungsvorbereitung zu spielen.
Das ist klasse.
SCHAACK: Sie
werden sich also gar nicht auf Chess960 vorbereiten?
ANAND:
Vielleicht werde ich einige Trainingspartien spielen. Ich werde mir aber auf
jeden Fall einige Grundaufstellungen aufbauen, damit ich ein Gefühl für die
Eröffnung mit zufälligen Anfangsstellungen bekomme.
SCHAACK: Ist es
nicht schwierig, erst Chess 960 und dann Normalschach nacheinander zu spielen?
ANAND: Das kann
sein, aber das kann ich erst nach dem Turnier beantworten… (lacht) Es ist sicher
nicht leicht, von einem auf den anderen Tag ein anderes Turnier zu spielen.
Vielleicht wird es schwierig, zunächst Chess960 zu spielen und danach wieder auf
Normalschach umzuschalten. Aber vielleicht ist es auch wie in Monaco, wo wir
Schnell- und Blindschach abwechselnd an einem Tag spielen müssen. Und das geht
ja auch ganz gut.
SCHAACK: Was
erwarten Sie, welche Chancen glauben Sie im Chess960 zu haben?
ANAND: Ich habe
keine Ahnung.
SCHAACK: Können
Sie etwas über Ihre Konkurrenten Aronian, Kasimdzhanov und Bacrot sagen? Gegen
den ehemalige FIDE-Weltmeister Rustam Kasimdzhanov haben Sie im letzten Korsika
Masters im Finale eine empfindliche Niederlage im Schnellschach hinnehmen
müssen. Haben Sie gegen ihn noch eine Rechnung offen? Sind Sie gegen ihn
besonders motiviert?
Bacrot
Kasimdzhanov
ANAND: Ja,
natürlich. Ich habe ihn zwar im Schnellschach in Leon 2005 schon geschlagen.
Unsere Begegnungen verlaufen also nicht einseitig, aber die Niederlage hat schon
geschmerzt. Und Bacrot und Aronian haben durch ihre zurückliegenden Erfolge in
Mainz gezeigt, dass sie beide sehr stark im Chess960 sind.
SCHAACK: Gegen
Aronian gelang ihnen in Monaco ein mühsamer Sieg in einem ungleichfarbigen
Läuferendspiel. Ihre Bilanz mit ihm ist aber weitgehend ausgeglichen.
Aronian
ANAND: Ja, er
hat mich kürzlich in Morelia geschlagen, eine Partie, für die er den
Schönheitspreis bekam. Und kurz darauf auch in Monaco in der Blindpartie. Aber
dort konnte ich ihn in der Schnellpartie besiegen. Wir haben einen etwa
ausgeglichenen Score. Wenn er sich für Mexiko für das WM-Match qualifizieren
sollte, dann würde das Schnellschachmatch noch eine andere Dimension bekommen.
Aber gut, ich spiele in Mainz immer starke Gegner.
Von den vier Teilnehmern können sich neben
mir bis zu zwei gleichzeitig für die WM qualifizieren. Die Qualifikationskämpfe
stehen zwar noch aus, aber Mainz ist irgendwie eine Generalprobe für Mexiko.
SCHAACK: Sie
haben einmal gesagt, zwei Schnellschachpartien würden Sie mehr anstrengen als
eine Turnierpartie. In diesem Jahr müssen Sie jeden Abend mindestens drei
Partien spielen.
ANAND: Die
Bedenkzeit ist zwar etwas kürzer als in den Jahren zuvor, aber es ist nicht sehr
ungewöhnlich für mich, mehrere Partien am Tag zu spielen. Meinen Konkurrenten
geht es ja nicht besser.
Schnellschach ist zwar schwieriger als
Normalschach, weil man sich intensiver konzentrieren muss, aber eben auch
kürzer. Das heißt, wenn eine Partie vorbei ist, dann kommt schon die nächste. Du
musst also nicht so viel über Niederlagen nachdenken. Aber auch die Niederlage
einer Schnellpartie schmerzt. Ich glaube, das hat weniger mit dem Zeitmodus als
mit dem Gegner zu tun.
Bei einer Blindpartie kann mal ein grober
Fehler passieren, das passiert fast jedem beim Amber-Turnier in Monaco. Aber
beim Schnellschach siehst Du das Brett, und deshalb verletzt mich eine
Niederlage in dieser Disziplin mehr.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen langen
Partien und Schnellschach ist allerdings, dass man im klassischen Schach nicht
einfach ein Turnier „abschenken“ kann. Wenn Du schlecht spielst, verlierst Du
Elo-Punkte und Weltranglistenplätze. Also musst Du Dich zusammenreißen und immer
wieder neu motivieren, auch wenn es schlecht läuft. Beim Schnellschach kannst Du
dagegen sagen: Ok, das Turnier läuft zwar schlecht, aber danach ist nichts
passiert. Deine Elo hat sich nicht verschlechtert.
SCHAACK:
Bereiten Sie sich auf ein solches Turnier auch in Sachen Fitness besonders vor?
ANAND: Nein,
ich mache die normale Vorbereitung. Ich werde wie üblich trainieren, nicht mehr
als sonst. In Mainz werde ich wie jedes Jahr viel am Rhein spazieren gehen. Aber
wenn ich Partien verloren habe, gehe ich öfter ins Fitnessstudio, um mich
abzureagieren. Dann bin ich sehr verärgert und hadere mit mir. Ich trainiere
dann, um zu vergessen. (lacht)
SCHAACK: Nach
den Mainzer Chess Classic ist es nicht mehr lange hin zum WM-Turnier in Mexiko.
Wie werden Sie sich vorbereiten? Werden Sie etwas anders machen als beim letzten
Mal in San Luis 2005?
ANAND: Nein,
man muss sich vor allem auf seine Erfahrung verlassen, darauf achten, wie man
sich nach den einzelnen Runden fühlt. In diesem Turnier sind alle Leute stark
und topp vorbereitet. Ich glaube, der Turnierausgang wird tatsächlich erst vor
Ort entschieden. Da wird man sehen, wie jeder in Form ist. Man kann sich nie
hundertprozentig vorbereiten, weil immer etwas Unerwartetes dazwischen kommt. In
San Luis hatte ich z.B. nicht erwartet, dass ich so stark anfangen würde, mit
2,5/3 und mit dieser Superpartie gegen Adams. Ein solcher Turnierverlauf
erfordert immer angepasste Entscheidungen. Natürlich mache ich mit meinem Team
die normale technische Vorbereitung. Und dann werde ich mir meine letzten
Turniere noch einmal genauer ansehen. Ich versuche zu antizipieren, was meine
Gegner spielen werden, aber das gelingt nur mit Abstrichen. Alles entscheidet
sich vor Ort. Als ich jetzt im März Morelia / Linares gewann, dachte ich
zunächst nicht, dass ich Favorit bin. Es lief einfach gut.
SCHAACK: Ist
denn beim letzten WM-Turnier in der Vorbereitung etwas falsch gelaufen?
ANAND: Nein.
Allerdings fehlte mir auch die Zeit, einen Monat über San Luis nachzudenken. Der
Zeitplan im Profischach ist einfach zu eng.
SCHAACK: Ist es
für Sie als Nr. 1 der Welt nun etwas besonderes, mit dem amtierenden Weltmeister
ein WM-Turnier zu spielen?
ANAND: Nein,
Vladimir Kramnik ist einfach ein starker Gegner wie Topalov auch. Aber in Mexiko
gibt es noch sechs andere starke Gegner.
SCHAACK: Was
halten Sie von dem neuen Zyklus?
ANAND: Es ist
sehr angenehm, dass der Weltmeister an diesem Turnier teilnimmt. Ich denke, das
ist ein gutes Format. Wir müssen uns heute von den ehemaligen Zonen- und
Interzonenturnieren, bei denen sich die ganze Welt qualifizieren konnte,
verabschieden. Das ist Vergangenheit, wir müssen das vergessen. Wir brauchen ein
Turnier, bei dem die Weltspitze mit dem amtierenden Champion den neuen
Weltmeister ausspielt. Ich glaube, ein Turnier ist das beste Format, den
Weltmeister zu ermitteln.
SCHAACK: Sollte
das Turnier jedes Jahr ausgetragen werden?
ANAND: In den
letzten FIDE-Verlautbarungen war das noch nicht geklärt, aber es wäre gut, wenn
wenigstens alle zwei Jahre ein solches Turnier stattfinden würde. Das wäre fair.
Im Moment wird darüber nachgedacht, entweder Turniere alternierend zu WM-Matchs
auszutragen, oder aber - wie früher - alle zwei Jahre nur die klassischen Matchs
zu veranstalten. Es ist noch nicht geklärt. Aber für mich ist nicht so wichtig,
was 2015 sein wird. Das ist zu weit weg. Meine Gedanken kreisen ganz um die
kommende WM in Mexiko. Und ich bin sehr zufrieden, dass wir da ein Turnier
spielen werden.
SCHAACK: Es scheint ja noch einige
Unklarheiten zu geben. Wird der Sieger danach noch ein Match mit Kramnik
austragen?
ANAND: Es ist
noch nicht alles entschieden. Ich glaube, niemand sollte diese Art von
Privilegien genießen. Aber, OK, wenn der Sieger danach ein gut bezahltes Match
gegen Kramnik bekommt, dann ist es nicht die schlechteste Sache der Welt. Ich
denke zwar, es ist verkehrt, aber ich will auch keine große Sache daraus machen.
Ich hoffe jedoch, wenn es so kommt, dass dies eine Ausnahme bleibt. Auf jeden
Fall ist es sehr gut, dass Kramnik bei diesem Turnier in Mexiko teilnimmt.
SCHAACK:
Glauben Sie nicht, dass durch eine solche Regel, die Kramnik begünstigt, die
Qualifikation für eine WM entwertet wird, wenn es die Möglichkeit gibt, auf
anderem Wege um die WM zu kämpfen – in gut bezahlten Matches?
ANAND: Nein,
ich denke nicht so. In Mexiko wird die Weltmeisterschaft stattfinden und der
Sieger ist Weltmeister. Aber ich weiß wirklich nicht, was nächstes Jahr
passieren wird.