„Deutsche Achse“ stellt den Doppelerfolg des OSC Baden-Baden sicher
Von Fabian Döttling
Fotos: Frederic Friedel
Der OSC Baden-Baden kann auf ein in jeglicher Hinsicht absolut gelungenes
Bundesligawochenende in Bremen zurückschauen. Die Mannen von
Mannschaftsführer Sven Noppes konnte in den beiden Spitzenkämpfen der
fünften und sechsten Runde die in Bestbesetzung angetretenen norddeutschen
Mannschaften vom SV Werder Bremen und dem Hamburger Schachklub jeweils mit
4,5-3,5 bezwingen. Dabei waren es vor allem die deutschen Spieler, die
allesamt +1 am Wochenende erzielten, die der Garant für den doppelten Erfolg
des OSC waren.
Angereist sind wir wie üblich am Freitag. Da ich bereits um 17.00 Uhr im
Bremer Hotel war, die anderen allesamt erst später ankamen, habe ich die
nächsten drei Stunden, die mir noch bis zum gemeinschaftlichen Abendessen
verblieben, darauf verwendet, den Kampf zwischen den beiden Reisepartnern
Hamburg und Bremen im Bremer Weserstadion „auszuspionieren“. Dabei konnte
ich schnell erkennen, dass beide Mannschaften nahezu in Bestbesetzung
antraten. Bei Bremen fehlte zu diesem Zeitpunkt lediglich das Spitzenbrett
Luke McShane. Obwohl die Bremer auf dem Papier favorisiert waren, zeichnete
sich nach drei Stunden Spielzeit bereits eine Überraschung ab, da der Kampf,
meiner Ansicht nach, insgesamt günstig für die Hamburger verlief. Das Ende
des Kampfes konnte ich allerdings nicht abwarten, da ich mich gegen 19.30
auf den Weg zurück ins Hotel und zum gemeinschaftlichen Abendessen machte.
Wir, d.h. Vishy Anand, Etienne Bacrot, Paco Vallejo, Arkadij Naiditsch,
Peter Heine Nielsen, Rustem Dautov, Philipp Schlosser, Mannschaftsführer
Sven Noppes, Hans-Walter Schmitt und ich, machten uns dann zum nahe
gelegenen Griechen auf den Weg, wo wir dann auch exzellent verköstigt
wurden. Später am Abend, beim Telefonat mit meiner Freundin, habe ich dann
erfahren, dass Hamburg tatsächlich 4,5-3,5 die Bremer bezwingen konnte,
womit außer dem OSC keine andere Mannschaft mehr verlustpunktfrei war.
Tags darauf mussten wir dann selbst ran, wobei wir ca. 2 Stunden vor
Rundenbeginn erfuhren, dass das Spitzenbrett von Werder Bremen, der
Engländer Luke McShane, noch angereist war, was die Vorbereitung auf die
Gegner natürlich erschwerte.
Der Kampf an sich begann dann auch recht verheißungsvoll für den OSC. Vishy
Anand erzielte am Spitzenbrett schnell spürbaren Druck gegen McShanes
Berliner Verteidigung, Paco Vallejo erhielt schnell gegen Alexander
Areshchenko eine vielversprechende Angriffsstellung während ich selbst
problemlos am letzten Brett mit Schwarz gegen Gennadij Fish ausgleichen
konnte und die Partie nach einem kleinen taktischen Scharmützel in einem
remisen Endspiel und der Punkteteilung endete.
Es waren dann aber vor allem Rustem Dautov und Philipp Schlosser die ihre
Gegner Tomi Nybäck und Vlastimil Babula sukzessive überspielten und
schließlich den OSC in Führung brachten. Dass Vishy Anand derweil nach einer
starken Verteidigungsleistung McShanes ebenfalls in die Punkteteilung
einwilligen musste, war nicht schlimm, da auch Etienne Bacrot gegen Zahar
Efimenko und auch Arkadij Naiditsch gegen Laurent Fressinet ihre
Schwarzpartien remisieren konnten und der OSC somit bereits uneinholbar 4,5
Punkte auf der Habenseite vorweisen konnte. Dass Paco Vallejo später
unglücklich verlor, hatte für den ungefährdeten OSC Erfolg somit lediglich
ergebniskosmetischen Charakter.
Am Sonntagmorgen ging es dann gegen die andere norddeutsche Mannschaft, den
Hamburger Schachklub. Diesen war im Vorjahr gegen unsere absolut beste
Aufstellung ein für uns äußerst schmeichelhaftes 4-4 gelungen, weshalb auch
in diesem Kampf besondere Vorsicht geboten war. Vishy Anand verbesserte am
Spitzenbrett gegen Radek Wojtaszek im Slawen seine Partie gegen Levon
Aronian aus dem Topturnier Linares/Morelia, in welcher er sich nach hartem
Kampf dem Wahlberliner Aronian geschlagen geben musste, und erreichte bald
das Unentschieden. Sämtliche deutsche Spieler, d.h. Arkadij Naiditsch,
Rustem Dautov, Philipp Schlosser und ich, kamen schon bald in Vorteil. Auch
in diesem Match sollten die Deutschen des OSC zum Garanten des
Mannschaftserfolgs werden.
Mir blieb es gegen den Hamburger Youngster Niclas Huschenbeth vorbehalten,
in einer für mich sehr viel Spaß und Freude bereitenden Partie den OSC in
Führung zu bringen. Allerdings musste sich bald darauf der an diesem
Wochenende sehr unglücklich agierende Paco Vallejo Lubomir Ftacnik
geschlagen geben, nachdem er zunächst verheißungsvoll eine Qualität geopfert
hatte, dann jedoch unglücklich fortsetzte, und sich schließlich in einem
verheerenden Mattangriff des Slowaken wieder fand. Die Hamburger hatten
somit zwischenzeitlich zwar ausgeglichen, doch bald darauf brachte die
deutsche Nr. 1, Arkadij, uns erneut in Führung. Diese hielt dann auch bis
zur letzten Partie an und war nie wirklich gefährdet. Philipp Schlosser
remisierte nach wechselhaftem Verlauf gegen Oliver Reeh, während es im
innerdänischen Duell zwischen Peter Heine Nielsen und Sune Berg Hansen wenig
spektakulär ebenfalls zur Punkteteilung kam. Als letzter spielte Etienne
gegen Jan Gustafsson. Unser Franzose besaß die ganze Partie über Vorteil und
quälte seinen Gegner nahezu fünfeinhalb Stunden lang. Zwischenzeitlich besaß
er wohl auch eine Gewinnstellung, wobei ihm, wie auch unseren anderen
Legionären, an diesem Wochenende vergönnt war, eine Partie zu gewinnen. Am
Ende stand somit also auch in diesem Kampf ein ungefährdetes 4,5-3,5 für den
OSC.
Die Stimmung in der Mannschaft wurde dann noch besser, als die Nachricht
eintraf, dass unser bis dato ärgster Verfolger Mühlheim gegen Tegernsee
verloren hatte. Damit endete ein für den OSC vollauf gelungenes Wochenende,
zu welchem auch die hervorragende Organisation der Bremer in der
Business-Loge des Weserstadions, d.h. exzellente Spielbedingungen gepaart
mit einem hervorragenden Catering, einen gehörigen Teil beitrug.
Viel Zeit den Erfolg zu genießen werden wir allerdings nicht haben, da es
bereits nächstes Wochenende in Baden-Baden für uns weitergeht. Am Freitag
werden wir ab 16.30 Uhr das Spiel gegen unseren Reisepartner SG Turm Trier
bestreiten und Samstag und Sonntag werden der SK Godesberg und der SC
Remagen zu Gast sein, um die aus der Novemberrunde aufgrund des Weltcups
verlegten Spiele nachzuholen. Es ist davon auszugehen, dass die beiden
„Westklubs“ ihre Stars Rustam Kamsindzhanov auf Seiten der Godesberger und
Vassily Ivanchuk bei den Remagenern zum Einsatz kommen werden. Somit wird es
auch nächstes Wochenende zu absoluten Spitzenschach im Firmengebäude der
GRENKELEASING AG, am Neuen Markt in 76532 Baden-Baden kommen. Zuschauer sind
natürlich herzlich willkommen (Eintritt: 3 Euro) und für eine
großmeisterliche Live-Kommentierung wird auch gesorgt sein.