Mobileschach-Simultan in Amsterdam
Eric van Reem
Die Partien zum Nachspielen...
Am letzten Wochenende (6.9.)
gab die russische Großmeisterin Alexandra Kosteniuk in Amsterdam das erste
Simultan, das jemals über Mobiltelefone gespielt wurde. Verwendet wurde die neue
i-mode-Technik, der Veranstalter war die Firma Mobile Excelence (s.http://www.w-chess.com/
für Einzelheiten). Sie spielte gegen sechs Gegner, die ihre Partien von sechs
verschiedenen Orten in den Niederlanden aus starteten und sich dann erst auf den
Weg ins Theater
"De
Balie"
machten,
unterdessen sie die Partien mit ihren Mobiltelefonen aus weiter spielten und
zwischendurch auch noch Bilder von unterwegs schickten.
Ron Nep,
einer der Spieler spielte auf dem berühmten
Max-Euwe
plein,
nach dem berühmten und einzigen holländischen Schachweltmeister benannt. Der
Max-Euwe plein
ist nur ein paar Schritte von
“De Balie”
entfernt, das mitten in der City liegt. Ron Nep, ein starker Spieler aus
Amsterdam (2305), hatte viel Unterstützung von interessierten Schachfreunden auf
seinem Weg.
Max-Euwe plein
Ron Nep mit Handy
Jan Mark
Hof begann bei Hollands berühmteste Touristenattraktion: Madurodam, seit über 50
Jahren Hollands kleinste Stadt. Die Häuser an den Grachten, der Käsemarkt von
Alkmaar und Teile des Delta-Werkes sind alle hier als Miniaturmodelle im Maßstab
1:25 zu sehen (mehr bei
www.madurodam.nl)
Rob van der Neut begann seine
Partie am höchsten Platz der Niederlande: dem Euromast in Rotterdam.
Währenddessen spielte Jan Nagel die ersten Züge vom Domturm in Utrecht. Nagel,
ein bekannter Politiker in den Niederlanden ist der Schwiegervater von GM Yasser
Seirawan, der im
“De Balie”
vorbei kam und sich die Partien anschaute. Ein anderer Spieler, Hans van
Wijgerden,
spielte seine Partie von einem der Grachtenboote. Sie alle kamen nach und nach
ins Theater, während sie gegen Alexandra Kosteniuk spielten.
Kosteniuk wartet. Im Hintergrund Jan Nagel auf dem Utrechter Dom
Der letzte
Spieler war dort schon anwesend,
Bert Houweling,
einer der Köpfe hinter der neuen Technik und außerdem begeisterter
Hobbyschachspieler. Er war von Anfang an vor Ort und spielte am Brett. Es wäre
etwas langweilig gewesen die Züge über Mobiltelefon 2 Meter weit zu schicken.
Außerdem konnte er so die neue Technik den 100 Zuschauern erklären.
Bert Houweling
erklärt die Technik
Die
Zuschauer und der wie immer glänzend aufgelegte IM Hans Böhm halfen
Houweling
durch die Partie. Am Schluss saß er
alleine am Brett und vergab einige Gewinnchancen.
Houweling gegen
Kosteniuk
In der
Zwischenzeit kamen die restlichen Spieler nach etwas einer Stunde Anfahrtszeit
mit dem Auto oder der Bahn im Theater an.
Jan Nagel kommt an
Die letzten Züge mussten sie am
Brett spielen, was einigen ziemliches Kopfzerbrechen bereitete. Alexandra
Kosteniuk hatte wenig Mühe in ihren Partien gegen
Van der Neut, van Wijgerden, Hof
und
Nagel (Kommentar
seines Schwiegersohns
Yasser Seirawan: “Alles ist falsch bei
seiner Position."), musste aber hart gegen die geballte Kraft von
Houweling, Böhm
und dem Publikum ankämpfen. Mit der Elo-Power
der anwesenden Meister
Seirawan und
Yochanan Afek war das Publikum eine
ernstzunehmende Größe. Am Ende trennte man sich remis. Ron Nep spielte eine
tolle Partie und verlor diese erst im Blitzfinish.
Blitz Ron Nep
-
Kosteniuk
Kosteniuk
gewann das Simultan mit
5,5-0,5.
Doch das Ergebnis war nicht so wichtig. Wir
haben vor allem eine fantastische Schachshow mit ganz neuer Technik,
Live-Kommentaren im Internet und auf Mobiltelefonen und nicht zuletzt eine
attraktive Spielerin gesehen. So muss man Schach zeigen.
Mobile Excellence
denkt daran, ähnliche Veranstaltungen in anderen Ländern zu präsentieren. Zur
Zeit gibt es i-mode-Schach in Holland, Deutschland, Belgien, Frankreich und
England, in Kürze auch in Italien und Spanien. Doch Vorsicht! Wenn man einmal
mit i-mode-Schach angefangen hat, hört man nicht so schnell wieder auf!
Nach der Party: Kosteniuk signiert ihr Buch