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Schach wurde zwar in Persien nicht direkt erfunden, wie der Autor einer aktuellen Nachricht eines Pressedienstes glaubt, sondern gemäß persischen Quellen in einer Vorform von einem Gesandten des indischen Königs Divsaram an den Hof des persischen Königs Chosaraus I. (531-579) mitgebracht. Aber das Spiel erlebte in Persien tatsächlich eine große Blüte. Aus dem indischen "Chaturanga" wurde in Persien "Chatrang" und das deutsche Wort "Schach" verweist noch auf die persische Verwandlung, denn "Shah" ist bekanntlich die Bezeichnung für den persischen König (abgeleitet von C (K) ae-sar, ebenso wie die Bezeichnungen "Kaiser" und "Zar" ).
Nachdem die Araber um 650 Persien erobert hatten und ihre muslimischen Gesetze verbreiteten, wurde das Schachspiel allerdings zeitweise verboten, denn zum einen lenke es die Gläubigen vom Gebet ab, glaubte man, zum anderen verstoße das Spiel mit seinen Figuren gegen das im Islam weit verbreitete Bilderverbot. Aber auch im Christentum war Schach als vermeintliches Glückspiel bisweilen nicht gut gelitten. Die zum Teil öffentlich auftretenden Schachkünstler der frühen Neuzeit, die gerne auf Märkten und in Gasthäusern um Einsatz spielten und fast immer gewannen, müssen dem staunenden Publikum wohl wie die heutigen Hütchenspieler vorgekommen sein.
Die Einschätzung der christlichen Glaubens- und Ordnungshüter war in Antizipation des späteren Turnierschachs in ihrer Tendenz aber durchaus richtig. Bei Spielern wie Carlsen, Caruana, Anand oder Kramnik ist der Glücksfaktor natürlich gering. Wer aber regelmäßig auf Vereinsebene an Mannschaftskämpfen teilnimmt, weiß, dass das Ergebnis einer Partie oft reiner Zufall ist und mit dem vorherigen Verlauf derselben in keinerlei kausalem Zusammenhang stehen muss.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Einstellung zum Schach aber überall liberalisiert, wohl auch, weil das Spiel nicht die allergrößte Verbreitung in den Bevölkerungen fand und somit nicht als eines der dringendsten Übel der Zeit angesehen wurde, weder hier, noch dort.
Übrigens stammt einer der ersten großen Schachmeister der neuen Zeit aus Syrien. Philipp Stamma wurde um 1705 in Aleppo, vermutlich in einer syrisch-katholischen Notabelnfamilie, geboren, zog über Italien und Frankreich nach London, arbeitete als Übersetzter und betätigte sich als Schachspieler und veröffentlichte 1737 sein Werk "Essai sur le jeu des échecs", das auf die Entwicklung des Schachs in Europa einigen Einfluss ausübte. Einen Wettkampf gegen Philidor über zehn Partien verlor Stamma allerdings glatt.
In jüngerer Zeit hat das Schach in der arabischen Welt einigen Aufschwung genommen. Der Iran nimmt Rang 45 in der Länderliste ein (ein Platz hinter der Schweiz), obwohl mit Elshan Moradiabadi einer der besten Spieler in die USA emigriert ist. Ägypten liegt mit vier Großmeistern auf Rang 48. Es folgen Algerien (69), Irak (75), Marokko (76), Tunesien (78) bei insgesamt 178 gelisteten Mitgliedsverbänden der FIDE.
Besonders die in Glaubensfragen recht liberalen Golfemirate haben sich zuletzt auch als Ausrichter von starken Turnieren hervorgetan, wie die Open von Katar oder Al-Ain, die übrigens gerne auf Termine zu Weihnachten gelegt werden, beweisen. Es werden zudem starke Großmeister als Schachtrainer engagiert, um die eigenen Talente zu fördern und nach vorne zu bringen. Viktor Bologan lebt beispielsweise derzeit als Trainer am Golf.
Im arabischen Kernland Saudi-Arabien ist das Schachleben hingegen übersichtlich. Die FIDE kennt 25 Spieler mit internationaler Wertungszahl, die beim weitaus größten Teil deutlich unter 2000 liegt. Als nun die saudischen Schachfreunde ankündigten, in Mekka ein Schachturnier organisieren zu wollen, meldete sich der höchste saudische Islam-Gelehrte, also ein Glaubenswissenschaftler (ein Wort mit großem inneren Spannungsgefälle), Großmufti Scheich Abdulaziz Al al-Sheikh mit einer Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten, zu Wort und urteilte so:
"Schach ist eine Verschwendung von Zeit und Geld und verursacht Rivalität und Feindschaft. Es macht reiche Leute arm und arme Leute reich."
Ein weises Urteil, mit dem der Großmufti sich in bester Tradition befindet, denn schon Raymond Chandler wusste:
"Schach ist die wohl größte Verschwendung menschlicher Intelligenz außerhalb von Werbeagenturen."
Allerdings trifft der Großmufti die Wahrheit nicht ganz, denn wenn Schach aus armen Leuten tatsächlich reiche machen würde, müsste man es fördern, wo es nur geht. Leider macht es aber aus armen Leuten zumeist noch ärmere.