FIDE-Weltmeisterschaft: Wo ist eigentlich Xie Jun?

von ChessBase
04.12.2001 – Bei der Weltmeisterschaft der Frauen fehlt ein wichtiger Name: Xie Jun. Die 31-jährige Weltmeisterin (Foto:CBM85) nimmt nicht teil und wird Ihren Titel nicht verteidigen. Will sie sich wie ihre Vorgängerin im Amt, Zsuzsa Polgar, vom Schach zurück ziehen? So weit wird es wohl nicht kommen, aber... . Mehr...

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Xie Jun (CHN) Weltmeisterin 1991-1996, 1999-2001
Weltmeisterin Manila 1991 8,5:6,5 gegen Chiburdanidze (GEO)
Titelverteidigung Montecarlo 1993 8,5:2,5 gegen Ioseliani (GEO)
Titelverlust Jaen 1996: 4,5:8,5 gegen Zsu. Polgar (HUN)
Titelgewinn Kazan/Shenyang 1999: 8,5:6,5 gegen Alisa Galliamova


Xie Jun: Ich werde ein paar Dinge ändern


Xie Jun im Najdorf Memorial 2001 (CBM 25)

Da Xie Jun nicht an der FIDE Weltmeisterschaft in Moskau teilnahm, stellt sich so mancher Fan besorgt die Frage: Wird sie sich vom Schach zurückziehen? Achtung! In China ist es nicht unüblich, dass sich Sportler in relativ jungen Jahren ihre Laufbahn beenden, insbesondere diejenigen, die sich einen großen Namen gemacht haben. Außerdem hat Xie Jun seit langer Zeit nicht regelmäßig trainiert. Also sind solche Vermutungen nicht aus der Luft gegriffen. Nun schickt Xie Jung, die am Institut für Psychologie in Peking an ihrem Doktortitel arbeitet, eine Antwort an ihre Fans: Ich will nur eine Zeitlang ein paar Dinge ändern.



Tatsächlich verkündete Xie schon bei ihrer Rückkehr von der Weltmeisterschaft im letzten Jahr ganz offen: "Vielleicht war dies meine letzte Teilnahme an der Weltmeisterschaft." Nur nahm das Publikum dies nicht zur Kenntnis. Nichtsdestoweniger hatte Xie nicht vor, sich so früh zurückzuziehen. Sie sehnte sich nur danach, normaler zu leben. Das aktuelle Ziel ist dabei selbstredend der Doktortitel in Psychologie. "Ob man seinen Magister oder seinen Doktor macht, sind zwei ganz verschiedene Dinge ", kommentiert sie, "Für den Doktortitel muss man hart schuften und sich in die Kurse richtig tief reinhängen." Und sie konnte sich eben nicht daran gewöhnen, unterbrochene Kurse von Zeit zu Zeit wieder aufzunehmen; das war für sie Stückwerk In diesem Jahr teilte sich Xie Juns Arbeitszeit in zwei Abschnitte, einen für den Wettkampf und einen für das Studium.

Nachdem sie aus dem Turniersaal ins Studierzimmer zurückgekehrt war, musste sie sich umso mehr anstrengen, die versäumten Kurse nachzuholen. So mit links geht das nicht. Daher begann Xie zu überlegen, ihre sportliche Karriere eine Weile ruhen zu lassen. Am Schach hängt sie nach wie vor sehr, daher fällt es ihr nicht leicht, es nicht an den Nagel zu hängen. Auslöser für die gegenwärtige Veränderung war die Überlegung: "Es macht keinen nennenswerten Unterschied, ob man einmal Weltmeisterin wird oder mehrmals. Ich habe viel investiert und ergo auch viel gewonnen. Natürlich ist es kein Problem für mich, weiterzuspielen. Aber es gibt etwas, das man nicht ersetzen kann, und das ist Zeit. Angenommen, ich wäre jetzt 38 oder 39; dann müsste ich mich ranhalten, ein Baby zu bekommen. Und gegenwärtig lautet das oberste Gebot eben für mich, mein Studium ordentlich abzuschließen."

Xie meint, dass die chinesischen Spielerinnen weiterhin an der Spitze bleiben werden. Ihre eigene Abwesenheit wird keine allzu große Auswirkungen haben, außerdem ist es eine gute Chance, den Nachwuchs zu trainieren. Darüber hinaus scheint Xie nicht zufrieden mit dem Austragungsmodus der FIDE-Weltmeisterschaft: "Der gegenwärtigen Regelung mangelt es an Autorität", sagt sie "denn sie ändert sich ständig, von Matches bis zum K.O.-System, es wird immer schneller, und die Zufälligkeit erhöht sich. Ich hoffe, es gibt zwei Formate, die gleichzeitig nebeneinander existieren können."



Der Beginn des Turniers ließ Xie keinesfalls kalt: "Schließlich habe ich so viele Jahre lang mitgekämpft. Aber als die Wettkämpfe dann tatsächlich begannen, wurde es besser." Am Wichtigsten ist es für Xie, ihre Lieblingstätigkeiten mit Natürlichkeit ausüben zu können, und sie hofft, ihr Leben natürlich zu gestalten, Schach und Studium eingeschlossen.


 


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