Französischer Verband fordert Wechsel in der FIDE-Führung

von ChessBase
21.06.2002 – In einer Pressemitteilung hat der Präsident Jean-Claude Loubatière im Auftrag des Französischen Schachverbandes alle anderen FIDE-Mitglieder dazu aufgerufen, die gegenwärtige Führung der FIDE auf dem kommenden FIDE-Kongress in Bled abzulösen. In sehr deutlicher Form werden Missstände angesprochen und der FIDE-Führung angelastet. Der einzige gegenwärtige Lichtblick seien die Bemühungen um eine Wiedervereinigung, und die gingen auf die private Initiative von GM Seirawan zurück, nicht auf die FIDE. Die Presseerklärung...

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Der Vorstand des Französischen Schachverbandes hat am 15. Juni einstimmig beschlossen, den Präsidenten  des Französischen Schachverbandes, Jean-Claude Loubatière,  damit zu beauftragen, einen Alternativvorschlag zu der gegenwärtigen Führung der FIDE zu entwickeln.

Die Arbeitsweise der FIDE in ihrer heutigen Verfassung ist eines internationalen Sportverbandes unwürdig.
Dem gegenwärtigen Präsidenten geht es offenbar nicht primär um den Schachsport und eine gut funktionierende FIDE.

Es findet kein Austausch mit den nationalen Verbänden mehr statt. "The President’s letter", das "FIDE Forum" und das "FIDE Handbook" sind nach und nach verschwunden, und die Verwaltung hat nachgelassen.

Die Jugend-WM wird in einem Umfeld vollständiger Bedeutungslosigkeit durchgeführt. Die besten Spieler der Welt interessieren sich immer weniger für traditionell bedeutende Events, wie z.B. die Schacholympiade. 

Die neue Bedenkzeitregelung wurde ohne jegliche Rücksprache mit den Spitzenspielern und den nationalen Verbänden eingeführt.

Es existiert heute kein echter politischer Wille mehr, und es mangelt an Perspektiven für die Zukunft. Die einzige positive Ausnahme stellt die Prager Vereinbarung zur Durchführung einer vereinigenden Weltmeisterschaft dar, die auf Initiative von Yasser Seirawan zustande kam. 

Dieses Vorhaben sollte unter den best möglichen Umständen in die Tat umgesetzt werden.

Es trifft zwar zu, dass der private Reichtum des Präsidenten die FIDE K.O.- Weltmeisterschaften und den FIDE Grand Prix ermöglichte. Dennoch, nach sieben Jahren müssen wir erkennen, dass sie den Schachsport in keiner Weise vorangebracht haben.

Die Medien haben diese Events vollkommen ignoriert. statt dessen wurde von den Problemen mit Kasparov oder den Rechtsstreitigkeiten mit Karpov und Zsuzsa Polgar berichtet.
Die finanzielle Situation ist noch immer sehr besorgniserregend. Trotz ihrer nur unbedeutenden Leistungen hat die FIDE die Kosten für die nationalen Verbände erhöht und einige von Ihnen damit in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.

Die Einrichtung von Scheinfirmen, die mit der FIDE Verträge über einen Zeitraum von 20 oder 30 Jahren geschlossen haben ("World Chess Foundation" und "FIDE Commerce"), ist ein Zeugnis von Praktiken, wie sie eines seriösen Sportbundes nicht statthaft sind.

Die Situation ist Amateuren und den nationalen Verbänden wohlbekannt, Es wäre unverantwortlich, die Dinge vier weitere Jahre weiter so laufen zu lassen.

Dies alles verleiht dem Schachsport ein unerträgliches Image, es hält die Medien fern, schreckt Investoren und Sponsoren ab und beschmutzt das älteste und nobelste aller Spiele.

Die Fachpresse verfügt über die Möglichkeit eine große internationale Aufmerksamkeit zu erregen.
Der Französische Schachverband ruft zur Mobilisierung der nationalen Verbände auf, um bei den Wahlen in Bled (im November) eine Veränderung der Verhältnisse zu bewirken.

Es ist an der Zeit, ein Team zu bilden, das die 5 Kontinente repräsentiert, dessen Ziel alleine im Wohl des Schachsports besteht und das dazu in der Lage ist, den enormen Erwartungen der Schachwelt gerecht zu werden.

Montpellier, June 18, 2002

Kontakt:
French Chess Federation: 
Tel.: ++33 (0) 4 67 60 02 22
Fax: ++33 (0) 4 67 60 02 25
E-mail: ffe.president@online.fr


Originaltext der Presseerklärung:

The Board of Directors of the French Chess Federation, reunited, Saturday, June 15, in Paris, has decided, unanimously, to commission its President, Jean-Claude Loubatière, to propose an alternative direction to the present leadership of FIDE.

The functioning of FIDE today is unworthy of an International Sporting Federation.

The President visibly has his mind on other things than Chess and decisions are taken by a small court, more interested in its privileges than the smooth running of FIDE.

There are no more real exchanges with the National Federations. The President’s letter, the FIDE Forum and the FIDE Handbook have progressively disappeared, and the administration has slackened. 
The organisation of the 
Youth Championships takes place in an environment of general indifference. The best players are less and less interested by traditional important events like the Olympiad. 

The rules of competitions change all the time, destabilising Continental Championships. 

And a new time control was imposed without the slightest consultation with the top players and the National Federations.

Today, there is no more political will and no real prospect of development. The only positive aspect is the reunification plan for the World Championship thanks to the initiative of Yasser Seirawan. This plan should be brought to fruition under the best conditions.

It is true that the personal wealth of the President, nevertheless of questionable origin, has permitted the organisation of the World KO Championships and the Grand Prix. But, seven years later, we can only see that they have done nothing to further Chess development.

The media has completely ignored these events, speaking more easily of the problems with Kasparov or the law suits of Karpov or Zsuzsa Polgar.

The financial situation is still very worrying. In spite of the paltry services rendered, FIDE has increased the charges of the National Federations, putting into financial difficulty a certain number of them.

The creation of shell companies, signing contracts with FIDE for 20 years (World Chess Foundation), or for 30 years (FIDE Commerce), without ever honouring them, stands witness to inadmissible practices in a serious Sporting Federation.

All of this gives an intolerable image for Chess, keeps away the media, discourages investment and sponsors, and soils the oldest and most noble of games.

This situation is well known to amateurs and to the National Federations. It would be irresponsible to let it continue for four more years.

The specialised press will know how to create a strong international awareness.
The French Chess Federation calls for the mobilisation of the National Federations in favour of change during the elections, next November, in Bled.

The time has come to form a team representing the 5 continents, motivated only by the good of Chess and capable to respond to the immense expectations of the Chess World. 

Montpellier, June 18, 2002

Contact:
French Chess Federation: 
Tel.: ++33 (0) 4 67 60 02 22
Fax: ++33 (0) 4 67 60 02 25
E-mail: ffe.president@online.fr

 

 


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