Gewinnen gegen Großmeister

von ChessBase
23.03.2007 – Das Videofilmportal YouTube erfreut sich einer ständig wachsenden Popularität und auch zum Thema Schach gibt es dort einige Perlen zu bestaunen., darunter ein Interviews mit Bobby Fischer, historische Aufnahmen von Schachturnieren, ja sogar ein Interview mit Alexander Aljechin. Ein besonders verblüffende Aufnahme zeigt den englischen Illusionisten Derren Brown bei einer Simultanschachvorführung. Er spielt gegen neun Meister, darunter einige bekannte englische Großmeister und erzielt - obwohl als Schachspieler bisher nicht in Erscheinung getreten ein bei vier Siegen, drei Niederlagen und zwei Remis tatsächlich ein positives Resultat. Am Schluss erklärt er, wie es das gemacht hat. Eine weiteren, ebenfalls verblüffenden Trick, erklärt er jedoch nicht. Johannes Fischer: Schach im Netz...

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Schach im Netz: YouTube
Von Johannes Fischer

Die Partie Wladimir Kramnik gegen Vishy Anand war einer der Höhepunkte des Corus-Turniers 2007 in Wijk aan Zee. Vor allem, weil Kramnik sie anschließend auf der Pressekonferenz kommentierte. Souverän erläuterte er die strategischen Motive der Partie und enthüllte so die Schönheit seiner oft schmucklos wirkenden Spielweise. Zum Glück wurde diese Sternstunde des Schachs gefilmt und ist im Internet auf der Webseite von YouTube zu sehen – übrigens eine der erfolgreichsten Webseiten in der Geschichte des Internets.

Im Februar 2005 wurde sie ins Netz gestellt und nur anderthalb Jahre später, im November 2006, an Google für Google-Aktien im Wert von 1,65 Milliarden US-Dollar verkauft. Die Idee dahinter scheint einfach: YouTube stellt „lediglich“ eine Plattform zur Verfügung, auf der jeder Film- und Fernsehclips, sowie private Videos kostenlos einstellen, sehen und bewerten kann. Sexfilmchen – amerikanisch-keusch gern „Nudity“ genannt – Hass und Hetze sind nicht erlaubt. Geld bringt die Werbung.

Mittlerweile schauen sich Millionen von Menschen bei YouTube stundenlang Musikvideos an, suchen nach Clips ihrer Freunde, führen per Video öffentlich Tagebuch – das so genannte Videoblogging – und verfolgen, was Stars und Sternchen, Film- und Fußballprominenz, Bekannten und Unbekannten so alles passiert und passiert ist. Banales, Kurioses und Tiefsinniges steht ungefiltert nebeneinander.

Schnell brachte YouTube Stars hervor, und es dauerte nicht lange, bis die beliebtesten Blogger Angebote von Fernsehsendern bekamen. Glücklich über YouTube ist auch der Berufsstand der Anwälte, denn seit es die Seite gibt, wird prozessiert, wobei vor allem der Kampf um die Interpretation des Urheberrechts täglich neu aufflammt.

Schach führt bei diesem Kampf um Urheberrechte und Millionen ein Nischendasein. Schwer zu glauben, aber die meisten Menschen interessieren sich doch tatsächlich mehr für Haare und Kleidung von Britney Spears oder Paris Hilton als für Neuerungen im Sizilianer, die Feinheiten eines Läufer-Springer-Endspiels oder die Stürme im Wasserglas der Schachwelt.

Doch man muss nicht unter 18 sein und Pop-Poster an der Wand haben, um die Vorzüge von YouTube zu genießen. Ein Highlight für Schachfans ist z.B. eine alte BBC-Aufnahme eines Aljechin-Interviews – Aljechin spricht perfektes Englisch mit leichtem russischem Akzent und hat eine überraschend hohe Stimme.

Aljechin Audio bei YouTube...

Capablanca und Lasker wurden noch nicht mit Videoclips geehrt, aber Bobby Fischer beschäftigt das Publikum auch 35 Jahre nach seinem Sieg über Spasski 1972. Filmausschnitte mit Interviews, Partieaufnahmen und sogar einen ganzen Dokumentarfilm über den Wettkampf in Reykjavik haben Fischer-Fans ins Netz gestellt.

Bobby Fischer Interview bei YouTube...

Fischer 1972 in Island bei YouTube...

Auch Kasparow braucht sich über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen. Seine Rücktrittserklärung vom Schach am 10. März 2005 am Ende des Turniers in Linares steht ebenso im Netz wie Aufzeichnungen von öffentlichen Auftritten des Ex-Weltmeisters, in denen er Partien seiner Vorgänger erläutert.


Und immer wieder macht man Entdeckungen. Was z.B. in Sachen Betrug und Manipulation, Themen, die die Schachwelt zur Zeit ja doch beschäftigen, alles möglich ist, zeigt der englische Zauberkünstler und Illusionist Derren Brown. Wer unter Geldmangel oder nachlassendem Gedächtnis leidet, den inspiriert Browns Vorführung, wie er Tausende von Pfund im Black Jack gewinnt, womöglich zu vermehrtem Gedächtnistraining. Im Schach zeigt der Illusionist seine Kunst, als er allein gegen neun prominente englische Spieler antritt, darunter Großmeister wie Jonathan Levitt, Julian Hodgson und John Emms. Brown, als Schachspieler bislang nicht in Erscheinung getreten, schlug seine erlauchte Gegnerschaft überzeugend mit 5:4 – anschließend äußerten sich die Meister verblüfft und anerkennend über sein Spiel.

Derren Brown bei YouTube...

Damit nicht genug. Vor Beginn der Simultanvorstellung übergab er einem Teilnehmer einen Umschlag mit einer Reihe von Zahlen. Am Ende der Vorführung wurde der Umschlag geöffnet und in acht von neun Fällen stimmte die Zahl im Umschlag mit der Zahl der Figuren überein, die die Schachmeister noch auf dem Brett stehen hatten. Sie wollen wissen, wie das geht? Viel Spaß bei Entdeckungsreise auf YouTube.
 

 

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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