ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Schach im Netz: YouTube
Von Johannes Fischer
Die Partie Wladimir Kramnik gegen Vishy Anand war einer der Höhepunkte des
Corus-Turniers 2007 in Wijk aan Zee. Vor allem, weil Kramnik sie anschließend
auf der Pressekonferenz kommentierte. Souverän erläuterte er die strategischen
Motive der Partie und enthüllte so die Schönheit seiner oft schmucklos
wirkenden Spielweise. Zum Glück wurde diese Sternstunde des Schachs gefilmt und
ist im Internet auf der Webseite von YouTube zu sehen – übrigens eine der
erfolgreichsten Webseiten in der Geschichte des Internets.
Im Februar 2005 wurde sie ins Netz gestellt und nur anderthalb Jahre später, im
November 2006, an Google für Google-Aktien im Wert von 1,65 Milliarden US-Dollar
verkauft. Die Idee dahinter scheint einfach: YouTube stellt „lediglich“ eine
Plattform zur Verfügung, auf der jeder Film- und Fernsehclips, sowie private
Videos kostenlos einstellen, sehen und bewerten kann. Sexfilmchen –
amerikanisch-keusch gern „Nudity“ genannt – Hass und Hetze sind nicht erlaubt.
Geld bringt die Werbung.
Mittlerweile schauen sich Millionen von Menschen bei YouTube stundenlang
Musikvideos an, suchen nach Clips ihrer Freunde, führen per Video öffentlich
Tagebuch – das so genannte Videoblogging – und verfolgen, was Stars und
Sternchen, Film- und Fußballprominenz, Bekannten und Unbekannten so alles
passiert und passiert ist. Banales, Kurioses und Tiefsinniges steht ungefiltert
nebeneinander.
Schnell brachte YouTube Stars hervor, und es dauerte nicht lange, bis die
beliebtesten Blogger Angebote von Fernsehsendern bekamen. Glücklich über YouTube
ist auch der Berufsstand der Anwälte, denn seit es die Seite gibt, wird
prozessiert, wobei vor allem der Kampf um die Interpretation des Urheberrechts
täglich neu aufflammt.
Schach führt bei diesem Kampf um Urheberrechte und Millionen ein Nischendasein.
Schwer zu glauben, aber die meisten Menschen interessieren sich doch tatsächlich
mehr für Haare und Kleidung von Britney Spears oder Paris Hilton als für
Neuerungen im Sizilianer, die Feinheiten eines Läufer-Springer-Endspiels oder
die Stürme im Wasserglas der Schachwelt.
Doch man muss nicht unter 18 sein und Pop-Poster an der Wand haben, um die
Vorzüge von YouTube zu genießen. Ein Highlight für Schachfans ist z.B. eine alte
BBC-Aufnahme eines Aljechin-Interviews – Aljechin spricht perfektes Englisch mit
leichtem russischem Akzent und hat eine überraschend hohe Stimme.
Capablanca und Lasker wurden noch nicht mit Videoclips geehrt, aber Bobby Fischer beschäftigt das Publikum auch 35 Jahre nach seinem Sieg über Spasski 1972. Filmausschnitte mit Interviews, Partieaufnahmen und sogar einen ganzen Dokumentarfilm über den Wettkampf in Reykjavik haben Fischer-Fans ins Netz gestellt.
Bobby Fischer Interview bei YouTube...
Fischer 1972 in Island bei YouTube...
Auch Kasparow braucht sich über mangelnde
Aufmerksamkeit nicht beklagen. Seine Rücktrittserklärung vom Schach am 10. März
2005 am Ende des Turniers in Linares steht ebenso im Netz wie Aufzeichnungen von
öffentlichen Auftritten des Ex-Weltmeisters, in denen er Partien seiner
Vorgänger erläutert.
Und immer wieder macht man Entdeckungen. Was z.B. in Sachen Betrug und
Manipulation, Themen, die die Schachwelt zur Zeit ja doch beschäftigen, alles
möglich ist, zeigt der englische Zauberkünstler und Illusionist
Derren Brown.
Wer unter Geldmangel oder nachlassendem Gedächtnis leidet, den inspiriert Browns
Vorführung, wie er Tausende von Pfund im Black Jack gewinnt, womöglich zu
vermehrtem Gedächtnistraining. Im Schach zeigt der Illusionist seine Kunst, als
er allein gegen neun prominente englische Spieler antritt, darunter Großmeister
wie Jonathan Levitt, Julian Hodgson und John Emms. Brown, als Schachspieler
bislang nicht in Erscheinung getreten, schlug seine erlauchte Gegnerschaft
überzeugend mit 5:4 – anschließend äußerten sich die Meister verblüfft und
anerkennend über sein Spiel.
Damit nicht genug. Vor Beginn der
Simultanvorstellung übergab er einem Teilnehmer einen Umschlag mit einer Reihe
von Zahlen. Am Ende der Vorführung wurde der Umschlag geöffnet und in acht von
neun Fällen stimmte die Zahl im Umschlag mit der Zahl der Figuren überein, die
die Schachmeister noch auf dem Brett stehen hatten. Sie wollen wissen, wie das
geht? Viel Spaß bei Entdeckungsreise auf YouTube.