Grand Prix Genf: Radjabov führt mit 2 aus 2

von Johannes Fischer
07.07.2017 – Teimour Radjabov startete gut in den FIDE Grand Prix in Genf. In Runde eins gewann er mit Schwarz gegen Anish Giri, in Runde zwei überspielte er Pavel Eljanov mit Weiß und übernahm mit 2 Punkten aus 2 Partien die alleinige Tabellenführung. Insgesamt gesehen verlief die Runde lebhaft: 5 Partien endeten mit einer Entscheidung, vier Partien wurden Remis.

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...

In Runde zwei demonstrierte Radjabov, was ein starker Springer ist. In einem Dameninder etablierte der Großmeister aus Aserbaidschan bald nach Ende der Eröffnungsphase einen Springer auf d5, der zwar nicht von Bauern gedeckt war, aber trotzdem stabil stand. Im Rücken dieses Springers brachte Radjabov seine Schwerfiguren in Stellung und nutzte schließlich eine taktische Möglichkeit zu einem Überfall auf den schwarzen König, wodurch er die Dame Eljanovs gewann.

 

Ein schöner Angriffssieg gelang auch Levon Aronian. Er spielte mit Schwarz gegen Dmitry Jakovenko und in der Eröffnung kam es zu einem Italiener - eine Eröffnung, die zur Zeit im Spitzenschach äußerst populär ist. Doch Jakovenko konnte Aronian in der Eröffnung keine Probleme bereiten und geriet schon bald in die Defensive. Aronian brachte seine Figuren am Königsflügel geduldig in Stellung und verstärkte dann seinen Angriff mit kreativen Vorstößen seines g-Bauern. Jakovenko fand keine Verteidigung und musste die Dame gegen einen Turm geben, um nicht Matt gesetzt zu werden. Der Rest war dann Formsache, aber die erledigte Aronian elegant: Er gab seine Dame umgehend zurück, um dann mit seinen Freibauern am Damenflügel zu gewinnen.

 

 

Angriffskünstler Levon Aronian (Foto: Lennart Ootes)

Anish Giri war mit einer Niederlage gegen Radjabov ins Turnier gestartet, aber in Runde zwei gewann er mit Schwarz gegen Salem Saleh. Auch hier stand ein Italiener auf dem Brett, doch auch hier brachte die Eröffnung dem Weißen kein Glück. Giri übernahm schon in der Eröffnung die Initiative und übte dann im weiteren Verlauf der Partie kontinuierlich Druck aus, indem er Spiel am Königsflügel mit Spiel am Damenflügel kombinierte. Schließlich wickelte Giri in ein besseres Endspiel ab, das er sicher zum Sieg führte.

 

Auch Alexander Grischuk hätte Italienisch spielen können, entschied sich gegen Richard Rapport nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 aber für 3.Lb5. Das führte zu einer Variante der Tschigorin-Verteidigung im Spanier, in der Weiß nach der Eröffnung Raumvorteil und die bequemere Stellung hatte. Aber Schwarz stand sehr solide und Weiß hatte keine konkreten Drohungen. Doch Grischuk manövrierte seine Figuren geduldig zum Königsflügel und öffnete die Stellung schließlich mit dem Vorstoß f4. Schwarz gab einen Bauern, um sich verteidigen, doch diesen Bauern gab Grischuk schnell zurück, um den gegnerischen König anzugreifen. Das führte zu taktischen Verwicklungen, in denen Weiß aber immer klaren Vorteil. Grischuk behielt die Übersicht und entschied die Partie schließlich dank seines starken d-Bauern für sich.

 

Ein überraschend schneller Sieg gelang Shakhriyar Mamedyarov. Der Aseri setzte seinen Gegner Ernesto Inarkiev in einer scharfen Variante des Damengambits von Beginn an unter Druck und profitierte dann im 20. Zug von einem Versehen seines Gegners und fing die gegnerische Dame mitten auf dem Brett.

 

Gute Chancen auf einen Sieg hatten auch Hou Yifan (gegen Alexander Riazantsev) und Li Chao (gegen Peter Svidler). Beide hatten durch starkes Spiel aussichtsreiche Stellungen bekommen, die sie im Endspiel dann jedoch zum Remis verdarben. Remis endete auch die Begegnung zwischen Ian Nepomniachtchi und Boris Gelfand und die Partie zwischen Pentala Harikrishna und Michael Adams, die erste unspektakulär und schnell, die zweite nach kämpferischen Verlauf.

 

Ergebnisse der 2. Runde

Br. Titel Name Land Erg. Titel Name Land
1 GM Dmitry Jakovenko
 
0 - 1 GM Levon Aronian
 
2 GM Hou Yifan
 
½ - ½ GM Alexander Riazantsev
 
3 GM Teimour Radjabov
 
1 - 0 GM Pavel Eljanov
 
4 GM Li Chao
 
½ - ½ GM Peter Svidler
 
5 GM Pentala Harikrishna
 
½ - ½ GM Michael Adams
 
6 GM Salem Saleh
 
0 - 1 GM Anish Giri
 
7 GM Shakhriyar Mamedyarov
 
1 - 0 GM Ernesto Inarkiev
 
8 GM Ian Nepomniachtchi
 
½ - ½ GM Boris Gelfand
 
9 GM Alexander Grischuk
 
1 - 0 GM Richard Rapport
 

Partien der Runden 1 bis 2

 

Stand nach zwei Runden

Rg. Name Pkt.
1 Teimour Radjabov 2.0 / 2
2 Pentala Harikrishna 1.5 / 2
3 Shakhriyar Mamedyarov 1.5 / 2
4 Levon Aronian 1.5 / 2
5 Michael Adams 1.5 / 2
6 Alexander Grischuk 1.5 / 2
7 Pavel Eljanov 1.0 / 2
8 Li Chao 1.0 / 2
9 Boris Gelfand 1.0 / 2
10 Anish Giri 1.0 / 2
11 Peter Svidler 1.0 / 2
12 Ian Nepomniachtchi 1.0 / 2
13 Ernesto Inarkiev 0.5 / 2
14 Dmitry Jakovenko 0.5 / 2
15 Richard Rapport 0.5 / 2
16 Alexander Riazantsev 0.5 / 2
17 Hou Yifan 0.5 / 2
18 Salem Saleh 0.0 / 2

Turnierseite...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren