Jugendliche finden ihren Internetmeister
Von Jacob Roggon und dem Team der DIM
Mittlerweile gehören die Deutschen Internetjugendmeisterschaften, im Gegensatz
zur Meisterschaft der Erwachsenen, die es nur auf zwei Auflagen gebracht hat,
fest zum Angebot auf der Plattform "schach.de". Dieses Jahr fanden mehr als
350 Jugendliche an die virtuellen Bretter, um ihren Online-Meister auszuspielen.
Dabei muss die DIM den Vergleich mit ihrer großen Schwester DEM, der Deutschen
Jugendeinzelmeisterschaft ‚im Nahschach', nicht scheuen: Die hochkarätige Besetzung
zeigt, dass unsere Stärksten nicht nur über Theoriebüchern hängen, sondern auch
den neuen Medien aufgeschlossen gegenüberstehen. So tummelten sich im Teilnehmerfeld
mehrere Deutsche Jugendmeister, Kadermitglieder und auch Spieler der Jugendolympiamannschaft.
Das Internet ist schnelllebig, weshalb wir uns bewusst gegen eine langwierige
Qualifikation entschieden haben. Stattdessen gab es vier Vorturniere, vier Chancen,
um sich für das Finale zu qualifizieren. Hier hatten also auch die ‚ewigen Zweiten'
die Gelegenheit zu beweisen, dass sie Schach spielen können!
Das Finale brachte dann auch einige Überraschungen: Keiner der Vorjahresmeister
schaffte es seinen Titel verteidigen! So konnte sich ‚Odnek' alias Jörg Wegerle
nur im Mittelfeld der U25 platzieren (Odnek ist übrigens, wie leicht zu erkennen
ist, das Palindrom des Namens einer Variante des japanischen Schwertkampfes).
Dieses Mal kein Glück: Jörg Wegerle alias Odnek
Stattdessen setzte sich Stefan Frübing durch, der auf Deutscher Ebene auch kein
Unbekannter ist: 2005 wurde er Deutscher U-18 Meister. Unter seinem Handle ‚Gil-galad',
inspiriert von Tolkien-Figur, verwies er mit einem halben Punkt Vorsprung und
nur einer Niederlage gegen Florian Grafl die Konkurrenz auf die Plätze.
Stefan Frübing
Der frisch gekürte Großmeister Georg Meier konnte seiner Favoritenrolle nicht
gerecht werden und landete hinter Christian Braun auf dem dritten Platz.
Endlich passen die Initialen: Neugroßmeister Georg Meier
In der U18 konnte sich Felix Werthebach (‚SchwarzeElster') trotz einer Auftaktniederlage
durchsetzen.
Gut gelaunt: Felix Werthebach
Der Vorjahressieger Ilja Brener erreichte mit der besten Feinwertung immerhin
Rang 2. Ebenfalls mit von der Partie war der neue Deutsche Amateurmeister der
Gruppe B, Leander Fink: Er fand aber nicht richtig in das Turnier und musste
das Finale auf einem der hinteren Plätze beenden.
Während es in den älteren Altersklassen ruhig und routiniert zugeht, braucht
der Turnierleiter der U14 - ganz wie bei ‚echten' Schachturnieren - Nerven wie
Drahtseile. Fröhlich und ausgelassen prasseln schlagfertige Beiträge im Chat
nieder, so dass er Mühe hat, die wichtigen Nachrichten nicht zu überlesen.
Bei den Jüngsten kämpfte sich Jens Kotainy, der schon auf der DEM U14 Ende Mai
einen guten vierten Platz erspielte, souverän an die Spitze und blieb als einziger
der neuen Internetmeister ungeschlagen: Nur Seva Bashylin konnte ihm einen halben
Punkt abnehmen. Der Internetmeister des Vorjahres, Patrick Zelbel, konnte unter
seinem leicht selbstironischen Handle ‚Patzel' immerhin Bronze hinter Joshua
Hager holen.
Blieb als Einziger ohne Niederlage: Jens Kotainy
Alle Sieger und Finalisten dürfen sich nun über ihre erkämpften Preise freuen.
ChessBase hat einen Fonds von mehr als 60.000 Dukaten, der virtuellen Geldeinheit
auf dem Server "schach.de" gestiftet. Damit kann man Trainingsstunden, Plätze
in Großmeister-Simultanveranstaltungen und Produkte aus dem Online-Shop erwerben.
10 Dukaten entsprechen 1 Euro.
Mit etwa 20% mehr Teilnehmern als im Vorjahr sehen wir uns bestätigt, dass die
DIM ein wichtiges Angebot der Deutschen Schachjugend ist und sich fest etabliert
hat. Wer sich über das Internetschachangebot der DSJ informieren möchte, findet
alle Informationen auf www.deutsche-schachjugend.de/internetschach/.
Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Hintergrund: Wie funktioniert denn so ein Online-Turnier?
Nun, im Prinzip wie eines ‚zum Anfassen': Zunächst melden sich die Spieler vorher
an, wie man es bei jedem größeren Turnier tut. Dann erscheinen zur angesetzten
Zeit im Turnierraum, der in diesem Fall virtuell ist. Dafür benötigen sie eine
Zugangssoftware, die in vielen ChessBase-Produkaten wie z.B. dem Klassiker Fritz
(ab Version 8), Fritz&Fertig sowie ChessBase 9 enthalten ist. Wer keines von
diesen Programmen besitzt, kann kostenlos ein Zugangsprogramm herunterladen,
das 30 Tage lang den vollen Funktionsumfang bietet.
Um am Spielbetrieb des Servers teilnehmen zu können, muss jeder Spieler einen
Kurznamen, ein so genanntes Handle wählen, das er sich frei aussuchen kann (sofern
es noch nicht vergeben ist). Zu Turnierbeginn eröffnet der Turnierleiter die
erste Runde. Wie beim Nahschach geschieht das durch eine kurze Ansprache, allerdings
nicht akustisch, sondern geschrieben im Chat. Dann gibt der Turnierleiter die
Runde frei und auf dem PC des Spielers öffnet sich ein Fenster, in dem er die
Partie spielt. Die Ergebnismeldung geschieht automatisch, und sobald alle Partien
beendet sind, beginnt die nächste Runde.