Katar in Bildern I

von Alina L'Ami
12.12.2014 – Das Katar Masters Open war in jeder Hinsicht beeindruckend, durch die Umgebung und durch die Spieler, die daran teilnahmen. Eine Welt wie eine Fata Morgana, meint Alina L'Ami, doch die unglaubliche starke Gegnerschaft im Open war real. Ihre Eindrücke gibt sie hier in zwei Teilen an alle die Schachfreunde weiter, die vielleicht im nächsten Jahr dabei sein wollen. Zum ersten Teil...

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Phantasiemangel war nie mein Problem – ich denke meist in Bildern, wobei mir Millionen von Ideen gleichzeitig durch den Kopf schießen (was, nebenbei bemerkt, ein Grund dafür ist, warum in meinen Partien oft in Zeitnot komme).

Aber nachdem ich beim Turnier in Katar dabei war, muss ich meine "Niederlage" eingestehen. Ja, ich hatte hohe Erwartungen, denn vor dem Turnier hatte ich ein wenig gegoogelt, allerdings mit der Devise, dass man Selbsttäuschungen am besten vermeidet, wenn man seine Illusionen unter Kontrolle hält. Aber ich gebe gerne zu: Fata Morganen gibt es wirklich!

Dohas imposante Skyline: ihre Schönheit war beeindruckend und gab mir ein Gefühl von unerschütterlichem Optimismus und Fortschritt, ein guter Ausdruck der Visionen der Gründerväter der Stadt, die als Fischer und Perlentaucher gearbeitet haben! Erstaunlich, wie sich die Stadt in nur wenigen Jahren gewandelt hat.

Illusion und Wirklichkeit gehen hier in Doha, wo Wolkenkratzer sich aus der Wüste in den Himmel strecken oder aus dem Persischen Golf auftauchen, wo sie auf künstlichen Inseln erbaut wurden, nahtlos und harmonisch ineinander über; man sieht Hotels in Pyramidenform, Springbrunnen, traditionelle Inspirationsquellen oder Erinnerung an das Meer, Gebäude im futuristischen Design, Amphitheater, Museen... und man kann sogar in der Wüste in einem Feld aus Sand Gondel fahren (!) – nein, ich bin während des Schreibens nicht eingeschlafen und habe geträumt und auch keine Fata Morgana betört meine Sinne.

Vielleicht kann uns der Dschinn helfen, den drastischen Wandel zu verstehen, den die Wüste sehen und hinnehmen musste

Um das berühmte Sprichwort über den Berg und den Propheten zu zitieren, warum sollte man nach Venedig fahren, wenn Venedig zu einem kommen kann?! In der Hauptstadt von Katar
 ist alles möglich und was zunächst unmöglich scheint, dauert vielleicht einfach nur ein wenig länger.

Nein, das ist nicht Venedig, sondern die Villaggio Mall in Doha


 

Räder, Maschinen, Gummi, elegante Autos, Benzin – das sind nicht unbedingt meine Lieblingsthemen beim Smalltalk, aber der Anblick all der Autos mit Vierradantrieb und die vielen Sportwagen (Lamborghini, Maserati, Aston Martin, Bentley, Porsche und was es sonst noch alles gibt) schlug mich in den Bann dieser technischen Wunderwerke. Ja, ich könnte sogar noch weiter gehen, denn vor Katar
 hätte ich lieber einen Besen gefressen, als zuzugeben, dass Autos wirklich und wahrhaftig Kunstwerke sein können!

Zunächst hatte ich Bedenken, Autos zu fotografieren, denn ich fürchtete, dies könnte als Eindringen in die Privatsphäre verstanden werden. Aber ich merkte bald, dass die Autobesitzer sich über dieses Interesse freuten und stolz auf ihren Besitz sind ohne dabei arrogant oder herablassend zu werden.

Ich sage nur: Porsche!

Ein Traum in rot

Autokult... Irine Sukandar und Irina Krush schauen sich das genauer an, und zwar...

In der Auto-Boutique

Im Durchschnitt besitzt jeder Bürger Katar
s vier Autos und vielleicht sollte ich, um zu zeigen, wie teuer dieses Hobby werden kann, erwähnen, dass man beim Überfahren einer roten Ampel ein Bußgeld von nicht weniger als 2.000 US-Dollar zahlen muss!! Beruhigender ist es, wenn man das Taxi nimmt, oder, warum denn nicht, einfach zu Fuß geht (was allerdings leichter gesagt als getan ist, denn da die Sonne oft mit einer Gluthitze von 50 Grad vom Himmel herunterbrennt, sind die Straßen Dohas nicht wirklich für Fußgänger gemacht).

Die Autos der Normalbürger

Fußgänger haben in Doha ein hartes Leben (mir gefiel das Verkehrsschild, und das ist ungewöhnlich für mich)

Die Nacht beginnt in Doha ziemlich früh, aber niemand legt sich schlafen

... in “The Pearl”, wo die Reichen und Berühmten ihr Leben genießen – eine künstliche Insel, die an eine Perlenkette erinnern soll; ein von Menschen geschaffener Luxus im Riviera-Stil in exklusiver Umgebung – kein schlechter Ort, aber ich würde in den Geschäften dort nicht unbedingt einkaufen :)

Aber da wir im “Winter” nach Katar gefahren waren, musste ich bei den herrschenden Temperaturen von angenehmen 23 Grad zufrieden lächeln, wenn ich daran dachte, dass in Holland oder Rumänien bereits Schnee fiel.

Ein Genuss war es auch, über Souq Wakif, den örtlichen Markt, zu schlendern.

Raten Sie, wo wir sind :) Der verräterische Hinweis ist allerdings ziemlich offensichtlich...

Ein buntes und köstlich duftendes Fest für Augen und Nase! Man sollte allerdings wissen, wie teuer ein Besuch dort werden kann... :)

Wakif souq besteht aus einem Labyrinth von Gängen, in denen man einfach alles finden kann.

Das Interessanteste waren für mich jedoch nicht die vielen Andenken, die Gerüche und Farben, die Vögel und Teppiche, und all die anderen Dinge, die der Markt zu bieten hat. Vielmehr wurde mein Blick immer wieder auf die Schwarz-Weiß-Silhouetten der ruhig dahingleitenden Katar
is gelenkt, die den Boden kaum zu berühren scheinen, während die teuren Stoffe ihrer Kleider leise rascheln und ein Hauch von exquisiten und teuren Gerüchen hinter ihnen zurückbleibt. Ich weiß, Leute anzustarren gehört sich nicht, aber ich konnte nicht anders, als den Katar
is bewundernd nachzustarren, wenn sie in ihrer traditionellen, makellosen Tracht in Weiß oder Schwarz an mir vorbeizogen und an Schachfiguren erinnerten, die sich auf dem großen Schachbrett des wirklichen Lebens bewegen.



Ich bin mir nicht sicher, wie ich das Wesen des Orts einfangen soll. Dafür war ich nicht lange genug in Katar
, aber immerhin war ich lange genug dort, um zu sehen, wie die Grenzen meiner Phantasie immer wieder verwischt wurden... Wohin und wann verflogen die Tage, gingen sie in einem Wüstensturm verloren? Und ich weiß, dass ich nur den modernen Teil Dohas gesehen habe und keine Gelegenheit hatte, mir Zeit für eine traditionelle Safari zu nehmen oder auf dem Rücken eines Kamels durch die Wüste zu reiten...

Ich weiß, Skeptiker könnten behaupten, all die Wunder kämen nur durch Geld zustande, aber das stimmt nicht ganz. Bekanntlich kann man sich mit Geld weder Respekt, Liebe noch Gesundheit kaufen; auch die Begründung "Geld allein" reicht kaum aus, um zu erklären, warum ganze Gruppen von Schachspielern (ewig pessimistische Gesellen wie wir wissen) den Organisatoren danken, obwohl sie selbst das große Los gar nicht gezogen haben.

Letztlich bewegte sich das Turnier in den luftigen Höhen der Wolkenkratzer der Stadt und war mehr als einfach nur ein großes Open oder eine Ansammlung von Individuen. Ich hatte das Gefühl, das Turnier hätte ein eigenes Herz und ein eigenes Leben, muss aber feststellen, dass ich bei dem Versuch, das logisch zu erklären, unweigerlich auf die gleiche rhetorische Frage zurückkomme: gibt es eine Fata Morgana?

 

Turnierseite...

 


Alina L'Ami ist Schachprofi, WGM, und bringt allem, was sie macht, großen Enthusiasmus entgegen. Sie liebt es, in die entlegensten Winkel der Erde zu reisen, um dort Schach zu spielen und darüber hier bei ChessBase zu berichten.

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