Knapper Sieg der Bundeswehr bei Nato-Schachmeisterschaft

von Ulrich Bohn
06.04.2017 – Bei den Nato-Schachmeisterschaften, die diesmal von Ungarn ausgerichtet wurden, konnten sich mit Alexander Rosenskilde und Finne Pedersen zwei Dänen in der Einzelwertung platzieren. Die Bundeswehr zeigte jedoch die größte mannschaftliche Geschlossenheit und gewann mit drei Spielern in den Top Ten die Teamwertung, wenn auch nur ganz knapp. Ulrich Bohn berichtet.

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28. NATO Schachmeisterschaft 2017 in ehrwürdigem Rahmen

Die diesjährige NATO Schachmeisterschaft wurde vom 27. bis 31.03.2017 in Budapest ausgetragen. Ehrwürdigen Rahmen bildeten die Räumlichkeiten eines Casinos aus der k. u. k. Zeit, in dem die Partien unter perfekten Spielbedingungen ausgetragen wurden. So wurden beispielsweise die ersten 24 Bretter live im Internet übertragen.

Das Turnier wurde wie jedes Jahr als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO oder Veteranen Teams zum Einsatz kommen.
Das Teilnehmerfeld in Budapest war sowohl qualitativ als auch quantitativ sehr gut besetzt. Es traten insgesamt 105 Spieler aus 16 Nationen an, darunter ein Großmeister (GM), drei Internationale Meister (IM), eine weibliche Internationale Meisterin (WIM) sowie drei FIDE Meister (FM), beste Voraussetzungen für ein spannendes Turnier.

Zum Bundeswehr Team gehörten (s. Foto, oben): v.l.n.r.: Marko Sauer, Ulrich Bohn, Christian Marquardt, Karl Koopmeiners, IM Lorenz Drabke, Guido Schott, Hans-Christoph Andersen, FM Mark Helbig

Besonders umkämpft war in diesem Jahr die Mannschaftswertung, bei der die besten vier Spieler eines Teams berücksichtigt werden. Hier lagen bis zur Schlussrunde gleich drei Teams punktgleich vorne: Dänemark, Polen sowie das deutsche Team. Mit Glück und Können behielt die deutsche Mannschaft schließlich die Nase vorn. Das dänische Team lag in der finalen Punktwertung zwar weiterhin gleich auf. Aufgrund der deutlich besseren Feinwertung konnte sich das Team der Bundeswehr jedoch den Meistertitel und damit die Wandertrophäe, eine bronzene Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut aus Dänemark, sichern.

König Knut mit Goldmedaille


Endstand Teamwertung

1 Germany 20,0 122,0 86,5 0,0 16,0 7,0
1 FM Helbig, Mark 5,5 29,5 20,5 0,0 4,0 1,0
2 IM Drabke, Lorenz Maximilian 5,0 33,0 24,0 0,0 5,0 3,0
3 Bohn, Ulrich 5,0 30,0 21,0 0,0 4,0 2,0
4 Andersen, Hans-Christoph 4,5 29,5 21,0 0,0 3,0 1,0
2 Denmark 20,0 108,0 79,5 0,0 15,0 8,0
1 Rosenkilde, Alexander 6,0 31,0 23,5 0,0 5,0 2,0
2 FM Pedersen, Finn 6,0 29,5 21,0 0,0 5,0 3,0
3 Aagaard, Gert 4,0 24,5 17,5 0,0 3,0 2,0
4 Nilsson, Erik 4,0 23,0 17,5 0,0 2,0 1,0
3 Poland 19,5 117,0 83,5 0,0 17,0 5,0
1 Sypien, Mateusz 5,5 29,0 21,0 0,0 5,0 1,0
2 Sycz, Dariusz 5,0 26,5 18,0 0,0 5,0 2,0
3 Przedmojski, Rafal 4,5 31,5 22,0 0,0 3,0 1,0
4 Pietruszewski, Marcin 4,5 30,0 22,5 0,0 4,0 1,0
4 Greece 18,5 114,0 80,5 0,0 14,0 7,0
1 IM Pavlidis, Anastasios 5,5 32,5 23,0 0,0 4,0 2,0
2 Michos, Thomas 5,0 29,0 20,5 0,0 4,0 2,0
3 WIM Pavlidou, Ekaterini 4,0 29,5 20,5 0,0 3,0 2,0
4 Nikomanis, Andreas 4,0 23,0 16,5 0,0 3,0 1,0
5 Netherlands 17,5 108,5 78,0 0,0 14,0 5,0
1 Cheung, Jan 5,0 26,5 19,0 0,0 4,0 1,0
2 Werksma, Arie 4,5 31,5 22,0 0,0 3,0 1,0
3 Casteleijn, Diederick 4,5 30,0 21,5 0,0 4,0 2,0
4 Wagenaar, Harm Theo 3,5 20,5 15,5 0,0 3,0 1,0
6 Slovenia 17,0 110,5 78,0 0,0 15,0 6,0
1 Mestek, Igor 4,5 27,0 18,5 0,0 4,0 3,0
2 Kersic, Matej 4,5 25,5 17,5 0,0 4,0 1,0
3 Dusak, Aljaz 4,0 32,5 23,5 0,0 4,0 1,0
4 Pirs, Matjaz 4,0 25,5 18,5 0,0 3,0 1,0
7 Hungary 17,0 106,0 76,0 0,0 13,0 3,0
1 FM Binder, Tamas 4,5 27,0 19,0 0,0 4,0 1,0
2 CM Kende, Gyorgy Dr. 4,5 25,5 18,5 0,0 3,0 1,0
3 IM Liptay, Laszlo 4,0 28,0 20,5 0,0 2,0 1,0
4 Papista, Akos 4,0 25,5 18,0 0,0 4,0 0,0
8 USA 16,5 105,0 75,5 0,0 11,0 7,0
1 Williams, Abiye 5,0 29,5 21,0 0,0 3,0 2,0
2 Randall, Gordon J 4,0 25,0 19,0 0,0 2,0 2,0
3 Farrell, John F 4,0 24,0 16,5 0,0 4,0 1,0
4 CM Watters, Chase Miles 3,5 26,5 19,0 0,0 2,0 2,0
9 Latvia 16,5 102,5 74,5 0,0 14,0 9,0
1 Valeinis, Janis 5,5 31,0 22,5 0,0 4,0 2,0
2 Meiers, Gundars 4,0 23,5 17,5 0,0 4,0 2,0
3 Noviks, Maris 4,0 23,5 17,0 0,0 3,0 2,0
4 Rizihs, Valerijs 3,0 24,5 17,5 0,0 3,0 3,0
10 NATO 2 15,0 101,0 72,0 0,0 9,0 2,0
1 Krainski, Slawomir 4,5 29,0 20,5 0,0 3,0 1,0
2 Schott, Guido 4,0 25,5 18,0 0,0 2,0 0,0
3 Portman, Carl S 3,5 25,0 18,0 0,0 3,0 0,0
4 Smit, Jan 3,0 21,5 15,5 0,0 1,0 1,0
11 Estonia 15,0 94,5 66,5 0,0 10,0 7,0
1 GM Ladva, Ottomar 5,5 28,5 20,5 0,0 5,0 3,0
2 Tammisto, Janek 3,5 23,0 16,0 0,0 2,0 2,0
3 Allmann, Lauri 3,0 22,5 16,5 0,0 1,0 1,0
4 Tikerpuu, Mati 3,0 20,5 13,5 0,0 2,0 1,0
12 Veteran 14,5 92,0 66,0 0,0 11,0 3,0
1 Middaugh, Jon S 4,0 27,5 21,0 0,0 3,0 0,0
2 Foulds, Andrew 3,5 22,5 16,0 0,0 2,0 2,0
3 Nielsen, Henrik 3,5 22,5 15,5 0,0 3,0 1,0
4 Peraino, Andrew M 3,5 19,5 13,5 0,0 3,0 0,0
13 NATO 1 13,5 106,5 77,0 0,0 11,0 6,0
1 Kedzierski, Slawomir 4,0 30,5 22,0 0,0 3,0 1,0
2 Hernandez, Albert Ryan 3,5 28,0 19,5 0,0 3,0 1,0
3 Koopmeiners, Karl 3,5 26,5 19,0 0,0 3,0 3,0
4 Papler, Peter 2,5 21,5 16,5 0,0 2,0 1,0
14 United Kingdom 13,5 89,0 65,0 0,0 9,0 5,0
1 Wells, Daniel J 4,0 26,5 20,0 0,0 3,0 2,0
2 Onley, David E 4,0 22,0 16,0 0,0 1,0 0,0
3 Ross, David C 3,0 19,5 14,0 0,0 3,0 2,0
4 Sherpa, Ngadi 2,5 21,0 15,0 0,0 2,0 1,0
15 Belgium 13,0 101,0 73,5 0,0 9,0 5,0
1 FM Wantiez, Fabrice 4,0 28,5 20,0 0,0 2,0 1,0
2 De Cat, Ben 3,5 24,5 18,0 0,0 3,0 1,0
3 Cappon, Kaan 3,0 27,0 19,5 0,0 2,0 1,0
4 Rosseel, Kimball 2,5 21,0 16,0 0,0 2,0 2,0
16 Lithuania 11,5 86,5 61,5 1,0 7,0 7,0
1 Preiksas, Kazimiras 3,5 20,0 14,5 0,0 3,0 3,0
2 Bublys, Vaidotas 3,0 22,5 14,5 0,0 1,0 1,0
3 Giedraitis, Mingaudas 2,5 23,0 17,5 0,0 1,0 1,0
4 Segzda, Gytis 2,5 21,0 15,0 1,0 2,0 2,0
17 Canada 8,0 76,5 54,5 0,0 5,0 2,0
1 Echavarria Hidalgo, Fernando 3,0 19,5 14,0 0,0 3,0 1,0
2 Simard, Francois 2,0 20,0 14,0 0,0 1,0 1,0
3 Tremblay, Mario 1,5 20,5 14,5 0,0 1,0 0,0
4 Sass, Andrew 1,5 16,5 12,0 0,0 0,0 0,0
18 Luxembourg 5,5 43,5 32,0 0,0 4,0 1,0
1 Christen, Pierre 3,5 25,0 18,5 0,0 2,0 1,0
2 Vael, Steve 2,0 18,5 13,5 0,0 2,0 0,0

In der Einzelwertung setzten sich nach der sechsten Runde die beiden Dänen Alexander Rosenkilde und FM Finn Pedersen mit 5,5 Punkten um einen halben Zähler vom Feld ab. Dieses wurde angeführt vom Letten Janis Valeinis und dem deutschen FM Mark Helbig, die sich beide zumindest noch theoretische Hoffnungen auf den Gesamtsieg machen durften. In der letzten Runde kam Helbig in einer aufregenden Partie gegen Pedersen über ein Remis nicht hinaus, und Rosenkilde erkämpfte sich – wenn auch nur mit Mühe – ein Remis gegen Valeinis. Die Feinwertung entschied schließlich für Rosenkilde und gegen Pedersen, der das Turnier im vergangenen Jahr bereits gewinnen konnte. Das deutsche Team belegte immerhin drei der ersten zehn Plätze.

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Rosenkilde Alexander 6,0 31,0
2 Pedersen Finn 6,0 29,5
3 Pavlidis Anastasios 5,5 32,5
4 Valeinis Janis 5,5 31,0
5 Helbig Mark 5,5 29,5
6 Sypien Mateusz 5,5 29,0
7 Ladva Ottomar 5,5 28,5
8 Drabke Lorenz Maximilian 5,0 33,0
9 Bohn Ulrich 5,0 30,0
10 Williams Abiye 5,0 29,5
11 Michos Thomas 5,0 29,0
12 Cheung Jan 5,0 26,5
13 Sycz Dariusz 5,0 26,5
14 Przedmojski Rafal 4,5 31,5
  Werksma Arie 4,5 31,5
16 Pietruszewski Marcin 4,5 30,0
17 Casteleijn Diederick 4,5 30,0
18 Andersen Hans-Christoph 4,5 29,5
19 Krainski Slawomir 4,5 29,0
20 Marquardt Christian 4,5 27,5

... 105 Teilnehmer

FM Mark Helbig

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:

Name Pts. Rk.
Drabke Lorenz Maximilian 5,0 8
Helbig Mark 5,5 5
Andersen Hans-Christoph 4,5 18
Bohn Ulrich 5,0 9
Schott Guido 4,0 36
Marquardt Christian 4,5 20
Sauer Marko 3,5 48
Koopmeiners Karl 3,5 49

Wer im Anschluss an das Turnier immer noch nicht genug Schach gespielte hatte, konnte sich im mittlerweile schon traditionellen Blitzturnier noch einmal mit den Spielern anderer Nationen messen. Dieses Turnier wurde erstmals als Mannschaftsturnier mit Vierer-Mannschaften ausgetragen. Bei insgesamt 19 teilnehmenden Teams sicherte sich Polen 1 den ersten Platz vor Deutschland und Polen 2.

Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen der 28. NATO Schachmeisterschaft können auf der Internetseite www.natochess.com bzw. den dort verlinkten Seiten, insbesondere unter chess-results.com, eingesehen werden.

Aufgrund der hohen Leistungsdichte waren sowohl das Einzelturnier als auch der Mannschaftswettbewerb noch stärker umkämpft als dies bereits in den vergangenen Jahren der Fall war. Erfreulich auch, dass ein griechisches Team erstmalig am Start war, welches gleich nicht nur schachlich gesehen positive Akzente setzen konnte. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch das Rahmenprogramm mit einem Besuch des ungarischen Parlamentes sowie dem Abschlussbankett mit Siegerehrung und professioneller musikalischer Untermalung am Piano.

In 2018 ist die Ausrichtung des Turniers erstmals in den USA geplant, was jedoch nach Aussagen des US-amerikanischen Team Captains noch mit dem ein oder anderen Fragezeichen versehen ist. Ob nun auch für das NATO Schach „USA first (time)“ gilt, bleibt also abzuwarten.

Die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e.V. als Unterstützer für den Schachsport in der Bundeswehr wird auch dann wieder versuchen, ein starkes Team zu entsenden.
 


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