"Heute unvorstellbar: Fischer schlief mit jeder guten
Schachspielerin."
Anlässlich des Kasparovs-Auftritts beim PlusCity-Schachevent Ende März in
Pasching veröffentlichte das österreichische Nachrichtenmagazin "profil" ein
Interview mit dem Exweltmeister. Neben einigen anderen Themen kam auch das
Frauenschach zur Sprache. Zu lesen war Folgendes:
"...
profil: Es gab noch nie eine Schachweltmeisterin. Woran liegt das?
Spielen Frauen schlechter Schach als Männer?
Kasparow: Seit Jahrhunderten sind die Rollen in der Gesellschaft
unterschiedlich aufgeteilt. Dadurch hatten Frauen lange keine Erfahrung in
Sachen Wettbewerb. Das zeigt sich auch in anderen Sportarten.
profil: Dort sind in der Regel körperliche, keine intellektuellen
Qualifikationen gefragt.
Kasparow: Auch im Golf, wo es auf die Technik ankommt, sind Frauen
nicht so gut wie Männer. Warum gibt es mehr Männer in der Architektur oder
in der Musik? Die Kluft ist noch groß, aber Frauen sind auf dem Weg, den
gleichen gesellschaftlichen Status zu erreichen wie Männer.
profil: Das heißt, sie werden auch im Schach aufholen?
Kasparow: Sicher! Früher prahlte Bobby Fischer damit, dass er mit
jeder guten Schachspielerin eine Nacht verbrachte. Das ist heute
unvorstellbar. Frauen können genauso strategisch und logisch denken wie
Männer. Judith Polgar ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar ist es noch
einzigartig, dass es eine Frau unter die Top Ten schafft. Es ist aber nur
eine Frage der Zeit, bis die Frauen ganz an der Spitze stehen.
..."
Interview mit Kasparov (Ausschnitt, profil 15/08)
Mit seiner Meinung über bestimmte Dinge hielt Robert Fischer bekanntlich
nicht hinter dem Berg. Auch über das Frauenschach hat er sich - abfällig -
geäußert. Über die beste US-amerikanische Schachspielerin jener Zeit,
Lisa Lane, fällte er
folgendes Urteil: "They're all fish. Lisa, you might say, is the best of the
American fish." Angeblich soll Fischer sich sogar geweigert haben an einem
Turnier teilzunehmen, bei dem Lisa Lane mitspielte. Auch bei andere
Gelegenheit fand er wenig schmeichelhafte Worte über das Frauenschach. In
Harper's Magazin
wird Fischer in einem Artikel von 1962 (Nachdruck)
zum Thema Frauen und Schach so zitiert:
"They're all weak, all women. They're stupid compared to men. They
shouldn't play chess, you know. They're like beginners. They lose every
single game against a man. There isn't a woman player in the world I can't
give knight-odds to and still beat."
Elo macht angeblich sexy, doch - und nun kommt die schlechte Nachricht
- so sexy dann auch wieder nicht. Kasparov hatte in seinem Interview offenbar dieses Fischer-Zitat
erwähnt, doch die Autorin (oder ein Übersetzer) hat - anscheinend unkundig in Bezug auf
englische Schachtermini wie "Knight" (Springer) - bei der Übersetzung
des Mitschnittes das Wort "Night" heraus gehört und den Rest der Aussage
damit irgendwie in einen vielleicht sinnvollen Zusammenhang gebracht.
Trotz dieses amüsanten Fehlers ist das Interview dennoch lesenswert und auch auf
die Frage, ob er mit seiner Frau Schach spielt, hat Kasparov die
richtige Antwort parat: "Warum sollte ich?" Fischer sah das anders: "Chess
is better than sex."