Macht Elo sexy?

von ChessBase
16.04.2008 – Elo soll angeblich sexy machen, aber so sexy? Das wusste man nicht: Anlässlich des Besuchs von Garry Kasparov in Österreich führte das Magazin "profil" nämlich ein Interview mit dem früheren Weltmeister und verblüffte seine Leser mit dessen intimen Kenntnissen über das Privatleben eines seiner Vorgänger: Dieser gab laut "profil" (Ausg. 15/08) Folgendes zum besten: "Früher prahlte Bobby Fischer damit, dass er mit jeder guten Schachspielerin eine Nacht verbrachte. Das ist heute unvorstellbar". Vielleicht war es also gar keine Öffentlichkeitsflucht, die Fischer nach 1972 vom Schachspielen abhielt? Interview mit Garry Kasparov in profil...Das Fischer-Geheimnis...

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"Heute unvorstellbar: Fischer schlief mit jeder guten Schachspielerin."


Anlässlich des Kasparovs-Auftritts beim PlusCity-Schachevent Ende März in Pasching veröffentlichte das österreichische Nachrichtenmagazin "profil" ein Interview mit dem Exweltmeister. Neben einigen anderen Themen kam auch das Frauenschach zur Sprache. Zu lesen war Folgendes:

"...

profil: Es gab noch nie eine Schachweltmeisterin. Woran liegt das? Spielen Frauen schlechter Schach als Männer?
Kasparow: Seit Jahrhunderten sind die Rollen in der Gesellschaft unterschiedlich aufgeteilt. Dadurch hatten Frauen lange keine Erfahrung in Sachen Wettbewerb. Das zeigt sich auch in anderen Sportarten.

profil: Dort sind in der Regel körperliche, keine intellektuellen Qualifikationen gefragt.
Kasparow: Auch im Golf, wo es auf die Technik ankommt, sind Frauen nicht so gut wie Männer. Warum gibt es mehr Männer in der Architektur oder in der Musik? Die Kluft ist noch groß, aber ­Frauen sind auf dem Weg, den gleichen ge­sellschaftlichen Status zu erreichen wie Männer.

profil: Das heißt, sie werden auch im Schach aufholen?
Kasparow: Sicher! Früher prahlte Bobby Fischer damit, dass er mit jeder guten Schachspielerin eine Nacht verbrachte. Das ist heute unvorstellbar. Frauen können genauso strategisch und logisch denken wie Männer. Judith Polgar ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar ist es noch einzigartig, dass es eine Frau unter die Top Ten schafft. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen ganz an der Spitze stehen.

..."

Interview mit Kasparov (Ausschnitt, profil 15/08)

Mit seiner Meinung über bestimmte Dinge hielt Robert Fischer bekanntlich nicht hinter dem Berg. Auch über das Frauenschach hat er sich - abfällig - geäußert. Über die beste US-amerikanische Schachspielerin jener Zeit, Lisa Lane, fällte er folgendes Urteil: "They're all fish. Lisa, you might say, is the best of the American fish." Angeblich soll Fischer sich sogar geweigert haben an einem Turnier teilzunehmen, bei dem  Lisa Lane mitspielte. Auch bei andere Gelegenheit fand er wenig schmeichelhafte Worte über das Frauenschach. In Harper's Magazin wird Fischer in einem Artikel von 1962 (Nachdruck) zum Thema Frauen und Schach so zitiert:

"They're all weak, all women. They're stupid compared to men. They shouldn't play chess, you know. They're like beginners. They lose every single game against a man. There isn't a woman player in the world I can't give knight-odds to and still beat."

Elo macht angeblich sexy, doch  - und nun kommt die schlechte Nachricht - so sexy dann auch wieder nicht. Kasparov hatte in seinem Interview offenbar dieses Fischer-Zitat erwähnt, doch die Autorin (oder ein Übersetzer) hat - anscheinend unkundig in Bezug auf englische Schachtermini wie  "Knight" (Springer) - bei der Übersetzung des Mitschnittes das Wort "Night" heraus gehört und den Rest der Aussage damit irgendwie in einen vielleicht sinnvollen Zusammenhang gebracht.

Trotz dieses amüsanten Fehlers ist das Interview dennoch lesenswert und auch auf die Frage, ob er mit seiner Frau Schach spielt, hat Kasparov die richtige Antwort parat: "Warum sollte ich?" Fischer sah das anders: "Chess is better than sex."
 


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