"Michail und Michail spielen Schach"

von André Schulz
25.03.2014 – Der junge lettische Komponist Kristaps Petersons hat mit seiner Oper "Michail und Michail spielen Schach" den Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft zwischen Mikhail Bovinnik und Michail Tal, Moskau 1960, musikalisch in Szene gesetzt. Der "Zauberer von Riga" besiegte damals den "Professor" mit seiner wissenschaftlich geprägten Spielweise. Mehr...

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Der in Riga geborene Michail Tal begeisterte Ende der 1950er Jahre mit seinem Angriffsstil die Schachfreunde und erhielt von diesen den Beinamen "Der Zauberer von Riga". 1960 besiegte er in diesem Stil Mikhail Botvinnik im Wettkampf um die Weltmeisterschaft und wurde der neue Weltmeister. Im folgenden Jahr verlor der gesundheitlich labile Tal den Titel jedoch wieder an Botvinnik im Revanchekampf. Während Tal durch seinen schwer zu errechnenden, taktisch geprägten, Stil das Schach mystifizierte stand Botvinnik für das Gegenteil: eine systematische wissenschaftliche Betrachtung. Und während Botvinnik sich innerhalb des Sowjetsystems bereitwillig arrangierte, Kontakte bis in die Regierung pflegte und vom System unterstützt wurde, gelang es dem sprunghaften Michail Tal aus dem nach dem Zweiten Weltkrieg gewaltsam angegliederten Lettland nur sporadisch, sich vollkommen systemkonform zu verhalten.

Der junge lettische Komponist Kristaps Petersons (geb. 1982) hat aus diesem Stoff eine Oper gemacht: "Michail und Michail spielen Schach". Mit Hilfe des Weltmeisterschaftskampfes Botvinnik gegen Tal, 1960 in Moskau ausgetragen, wird die ideologisch motivierte große Popularität des Schachs im Sowjetreich zu Zeiten des Kalten Krieges beleuchtet. Die Oper, mit einem von Sergey Timofeev in russischer Sprache geschriebenen Libretto, wird vom Regisseur Viesturs Meikšāns als "musikalische Vorlesung" aufgeführt, folgt inhaltlich dem Verlauf des Wettkampfes zwischen Tal und Botvinnik und ist formal analog zum Schachspiel aufgebaut: Das Ensemble besteht aus insgesamt 32 Mitgliedern -  14 Kammernmusiker, acht Sänger, acht Tänzer -, entsprechend den Steinen beim Schachspiel. Hinzu  kommen zwei Dirigenten.

"So wie John Cage in den USA den Zugang zur Avantgarde-Musik verändert hat, so hat Michail Tal mit seinem symbolischen Sieg über Mikhail Botvinnik das Verständnis vom Schach revolutioniert", erläuterte Regisseur Meiksans die Bedeutung des Wettkampfes.





 


"Die hauptsächliche Idee bestand darin, Schach nach einem speziellen Verfahren in Musik zu verwandeln. Im Besonderen geht es hier um die legendäre sechste Partie des Wettkampfes. Jedem Feld des Schachbrettes wurde dabei eine Musiknote zugeordnet. Wenn eine Figur zieht, dann erzeugt sie damit eine Motiv und diese Motive bilden zusammen die melodische Struktur der Oper", erklärte Komponist Petersons. "Die beiden Protagonisten des Wettkampfes, Botvinnik und Tal, treten in der Oper nicht in Erscheinung. Die Geschichte des Wettkampfes wird von den Schachfiguren erzählt. Dabei war es für mich besonders wichtig, dass auch die Zuschauer das Stück verstehen, die keine Ahnung vom Schach haben.

Die Oper wird von der Lettischen Nationaloper in Riga aufgeführt. Die Premiere war am 12. März 2014. Weitere Aufführungen gibt es am 23. Mai und am 7. und 10. Juni im Rahmen des Rigaer Opernfestivals. "Michail und Michail spielen Schach" ist Teil des Programms das Riga als Kulturhauptstadt Europas 2014 durchführt.


Produktion:

Komponist: Kristaps Pētersons
Dirigenten: Ainārs Rubiķis, Atvars Lakstīgala
Regisseur: Viesturs Meikšāns
Bühnenbild: Reinis Suhanovs
Kostümdesigner: MAREUNROLS
Libretto: Sergey Timofeev
Video Designer: Carlos Franklin
Choreographie: Kirill Burlov

Cast:

Schwarzer Bauer e7: Dana Bramane
Weißer Turm a1: Armands Siliņš
Schwarzer Turm a8: Juris Ādamsons
Schwarze Dame: Ieva Parša
Schwarzer Springer g8: Andris Lapiņš
Weiße Dame: Baiba Berķe
Schwarzer Springer b8. Kalvis Kalniņš
Weißer Bauer d2: Gunta Gelgote

Aufführungsdaten:

12. März 2014 18:30
13. März 2014 18:30
21. März 2014 18:30
23. März 2014 18:30
07. Juni 2014  15:00
10. Juni 2014  18:30

 

Über die Nationaloper in Riga:



Die lettische Operntradition begann im 18. Jahrhundert, als im Herzogtum Kurland die ersten musikalischen Aufführungen stattfanden und in Riga die ersten Opern-Wandertruppen erschienen. Im Jahre 1782 wurde das deutsche Stadttheater eröffnet, in dem sowohl Theater- als auch Opern- und Ballettaufführungen stattfanden. Der Anfang der lettischen Oper ist mit dem Jahr 1912 verbunden, als unter Leitung von Pāvuls Jurjāns die lettische Oper ihre Tätigkeit in Riga aufnahm.
 

 

Fotos: Lettische Nationaloper

Lettische Nationaloper...

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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