Das Weihnachts-Open in Zürich hat eine lange Tradition. 2014 fand das Turnier zum 38. Mal in Folge statt! Die attraktiven Bedingungen lockten Großmeister aus aller Welt nach Zürich... sogar aus Venezuela! Doch klarer Sieger nach sieben Runden war die Nummer eins der Setzliste: Arkadij Naiditsch. Er gewann mit 6,5 aus 7 und gab lediglich in Runde sechs gegen den GM Christian Bauer aus Frankreich ein Remis ab.
Doch Naiditsch war nicht der einzige Spieler mit mehr als 2700 Elo, der in Zürich an den Start ging. Mit dabei war auch Richard Rapport aus Ungarn, ab Januar 2015 die neue Nummer eins der Juniorenrangliste. Doch der originell spielende Ungar erwischte einen schlechten Start und verlor bereits in der ersten Runde!
[Event "Zürcher Weihnachtsopen M"] [Site "?"] [Date "2014.12.26"] [Round "1"] [White "Salzgeber, Frank"] [Black "Rapport, Richard"] [Result "1-0"] [ECO "A65"] [WhiteElo "2175"] [BlackElo "2716"] [PlyCount "61"] [EventDate "2014.12.26"] 1. d4 Nf6 2. c4 d6 3. Nc3 g6 4. e4 Bg7 5. f3 O-O 6. Bg5 c5 7. d5 h6 8. Be3 e6 9. Nge2 exd5 10. cxd5 {Rapport ist für seine ausgefallenen Eröffnungen und sein ungewöhnliches Spiel bekannt, aber bislang spielt er recht normal.} Nbd7 11. Ng3 h5 12. Be2 h4 13. Nf1 Nh7 {Das schwarze Vorgehen sieht vielleicht dubios aus, aber ist ein bekanntes Manöver. Schwarz strebt den Vorstoß f5 an und Weiß hat noch nicht rochiert und sein Springer steht noch auf f1.} 14. Nd2 f5 (14... a6 15. a4 f5 16. exf5 gxf5 {stand bereits in einer Reihe von Partien auf dem Brett, unter anderem in Kortschnoj-Saric, 2011, in dem der Kroate gewann.}) 15. exf5 gxf5 16. O-O Ne5 17. Kh1 {Weiß spielt sehr vernünftiges Schach. Nachdem er seine Entwicklung abgeschlossen hat, kann er überlegen, wie er die schwarzen Figuren zurückwirft. Zunächst richtet er seine Aufmerksamkeit auf den Springer auf e5.} Qe7 18. Bf2 Ng6 19. Rg1 {Allzu vorsichtig, aber wenn man gegen ein Angriffsgenie wie Rapport spielt, dann neigt man dazu, vorsichtiger als nötig zu sein!} Bd7 20. a4 Nf4 21. Bf1 {Weiß scheint passiv zu stehen, aber tatsächlich ist es Schwarz, der aktiv spielen muss, um seine schwache Bauernstellung zu kompensieren.} Nh5 $2 (21... Bd4 $13) 22. Qe1 $1 {Sehr gut! Damentausch ist tödlich für Schwarz, denn dann würde sich die Schwäche von d6 bemerkbar machen und auch h4 würde nach wenigen Zügen fallen. } Qf7 23. Nc4 (23. Bxh4 {war ebenfalls möglich, aber der Partiezug ist auch gut.}) 23... Rae8 24. Qd2 Bxc3 25. Qxc3 {Materiell ist die Stellung noch ausgeglichen, aber d6 hängt, genau wie h4. Wenn einer dieser Bauern fällt, wäre das eine positionelle Katastrophe für Schwarz. Rapport schaltet auf Desperado-Modus, aber das hat nicht einmal ansatzweise Erfolg.} Ng3+ 26. hxg3 hxg3 27. Bxg3 Qh5+ 28. Bh2 Rf6 29. g4 $1 {Mit diesem wichtigen Bauernzug sichert sich Weiß den Raum, den er braucht, um sich bequem verteidigen zu können.} Qh4 30. gxf5+ Kf7 31. Nxd6+ $1 {Und Weiß hatte einen Außenseitersieg errungen!} 1-0
Rapport musste in Runde eins eine bittere Niederlage hinnehmen
Doch Rapport erholte sich recht gut von seiner Niederlage und gewann die nächsten fünf Partien in Folge, unter anderem gegen GM Georg Meier (die Partie findet man im Partienverzeichnis weiter unter, aber es scheint, als stimme die Notation nicht ganz, denn es fällt schwer zu glauben, dass die beiden Großmeister tatsächlich so gespielt haben). In der Schlussrunde beendete Rapport das Turnier mit einem Remis und mit 5,5 aus 7 lag er am Ende einen ganzen Punkt hinter Turniersieger Naiditsch.
An den Spitzenbrettern verlief die letzte Runde dramatisch und es dauerte lange, bis eine Entscheidung über den Turniersieg gefallen war. Der ungarische GM Gonda Laszlo, der in den Runden eins und drei zwei Remis abgegeben hatte, überspielte GM Christian Bauer und kam so auf 6 aus 7. Damit brauchte Naiditsch einen Sieg gegen den bulgarischen GM Kiril Georgiev, um alleine Erster zu werden. Dementsprechend traktierte Naiditsch seinen Gegner über 100 Züge lang ... am Ende mit Erfolg. Wahrscheinlich hätte sich Georgiev retten können, aber er konnte dem Druck irgendwann nicht mehr standhalten und verlor am Ende.
GM Eduardo Iturrizaga aus Venezuela
GM Georg Meier studiert in den USA, aber reiste über Weihnachten nach Europa
GM Yanick Pelletier, die Schweizer Nummer eins
Turniersieger Arkadij Naiditsch
Die Gewinnerin des Frauenpreises: WGM Jovana Vojinovic aus Serbien
Der erste Preis brachte Naiditsch 3.000 Schweizer Franken, umgerechnet etwa 2.500 Euro
Partien
Endstand
Fotos: Georg Kradolfer, Turnierseite