Schach im Krieg - Eine Ausstellung in Moskau

von Eteri Kublashvili
23.05.2015 – Historiker schätzen, dass 27 Millionen Sowjets während des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren haben. Anlässlich des 70. Jahrestages des Siegs im "Großen Vaterländischen Krieg" organisierte der Russische Schachverband eine Ausstellung zum Thema "Schach im Krieg", die zeigt, welch große Rolle das Spiel auch in Kriegszeiten in der Sowjetunion spielte. Mehr...

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Schach im Krieg

Das Schachmuseum des Russischen Schachverbands zeigt anlässlich des 70. Jahrestages des Siegs im "Großen Vaterländischen Krieg" eine Ausstellung zum Thema

Moskau, 19. Mai 2015  - Am 19. Mai 2015 eröffnete das Schachmuseum des Russischen Schachverbands die Ausstellung "Schach im Krieg. 1941–1945”, um an den 70. Jahrestag des Siegs im "Großen Vaterländischen Krieg" zu erinnern. Die Ausstellung umfasst einzigartige Dokumente und Exponate, von denen die meisten zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Die neue Ausstellung des Schachmuseums des Russischen Schachverbands, die die Geschichte des Spiels in den harten Jahren des Krieges erzählt, ist als Wanderausstellung konzipiert, die nicht nur für die Bewohner und Besucher Moskaus zu sehen sein wird, sondern deren einzigartige Exponente auch in St. Petersburg, Kaliningrad, Sotschi, Chita und sogar in der Normandie in Frankreich gezeigt werden.

Zu den Ausstellungsstücken gehört das einzige Schachbuch, das in der Sowjetunion während des Krieges veröffentlicht wurde — das Schachlehrbuch, das sein Besitzer während der gesamten Zeit des Krieges bei sich getragen hat; brüchig gewordene Turniertabellen der Leningrader Meisterschaft, die die Belagerung der Stadt wie durch ein Wunder überlebt haben; und sogar das Partieformular einer der entscheidenden Partien der Meisterschaft; ein Schachspiel aus Pappe aus dem belagerten Leningrad; und Dokumente mit Schachbezug aus Moskau.

Schachspiel aus dem belagerten Leningrad

Turniertabelle

Zu den Exponaten, die für die Ausstellung restauriert wurden, gehört die Wandzeitschrift “Schachspielerinnen im Krankenhaus” von 1944, die etliche Jahrzehnte in einer unauffälligen Rolle überdauert hat; Fotos und Dokumente von Spitzenspielern, die in Krankenhäusern für verwundete Soldaten gearbeitet haben; ein Poster des Turniers in Kuibyshev 1942, das während der erbitterten Verteidigungsschlachten in der Nähe von Stalingrad organisiert worden war; ein Poster von 1944, das Schüler in den Pionierpalast von Leningrad und seine Schachabteilung einlädt.

Gezeigt wird auch ein Foto aller sowjetischen Teilnehmer beim ersten internationalen Turnier der Nachkriegszeit vor dem Hintergrund des zerbombten Reichstags in Berlin, das so die Vorhersage Samuel Marshaks erfüllt hat: “Wir geben Schach am Djnepr und setzen Matt in Berlin!” (ein Auszug aus einem Gedicht, das anlässlich der 13. UdSSR-Meisterschaft geschrieben wurde).

Die Schwarz-Weiß-Chronik des Alltagslebens in den Schützengräben an der Front und in den Hauptquartieren, auf Schiffen und Flugfeldern sowie Turnierberichte, Schach-Cartoons und Karikaturen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigen, dass Schach selbst in der Zeit der größten Entbehrungen ein wichtiger Teil des Lebens blieb.

Schach im Krieg

Abram Khasin, geboren 1923, verlor beim Kampf um Stalingrad beide Beine.
1964 wurde ihm der Titel eines Internationalen Meisters im Nahschach verliehen,
1973 wurde er zum Fernschachgroßmeister ernannt.

“Es scheint unvorstellbar zu sein, dass die Menschen im belagerten Leningrad und während der erbitterten und blutigen Kämpfe um Stalingrad Schach gespielt haben und Turniertabellen angefertigt wurden”, erklärt Andrey Filatov, Präsident des Russischen Schachverbands. “Selbst während des schrecklichen Winters 1941–1942 veröffentlichten die Zeitungen Turnierergebnisse und Qualifikationspässe wurden verteilt. Jedes einzelne der Exponate, jeder Tisch oder jedes ausgestellte Poster erzählt nicht nur etwas über dieses heldenhafte Kapitel der Schachgeschichte — die in Russland untrennbar mit der Geschichte des Landes verbunden ist — sondern ist auch ein Beweis für den unzerstörbaren Geist der Nation, die auch in den tragischen Tagen ihrer Geschichte ihre Schachtradition und ihre geistigen Ressourcen bewahrt hat.”

Hintergrund

Das Schachmuseum des Russischen Schachverbands
Russlands erstes Schachmuseum wurde am 25. September 2014 in den renovierten Räumen des historischen Gebäudes des Russischen Schachverbands am Gogolevsky Boulevard eröffnet. Die einzigartige Sammlung von seltenen Exponaten und Schach-Artifakten umfasst mehr als 4.000 Stücke. Die Sammlung des einzigartigen Museums, die seltene Schachfiguren aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen umfasst, genau wie persönliche Stücke prominenter Großmeister, alte Bücher, Poster, Bilder und viel mehr, stammen aus der legendären Sammlung des Leningrader Schachsammlers Vyacheslav Dombrovsky, sind Stiftungen von Schachenthusiasten und prominenten Gästen, sowie Trophäen sowjetischer und russischer Meister. Das Schachmuseum ist eins der vielen Projekte des Russischen Schachverbands, das das Ziel verfolgt, Schach in Russland zu fördern und zu verbreiten. Neben seinem bekannten Projekt “Schach in Museen” führt der Schachverband Programme zur schachlichen Förderung von Kindern und der schachlichen Förderung von Veteranen durch. Dazu schafft er Großmeisterschulen und Schachvereine in verschiedenen Regionen Russlands.

Der Russische Schachverband
Der Russische Schachverband ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die sich aus Schachverbänden aus Teilrepubliken, der Regionen, der Gebiete, der Städte föderalen Ranges und der Autonomen Gebiete beziehungsweise Kreise zusammensetzt. Die Aktivitäten des Russischen Schachverbands verfolgen das Ziel der Förderung und Entwicklung des Schachs in Russland. Der Russische Schachverband wurde am 15. Februar 1992 gegründet und seine geschäftsführenden Organe sind der Vorstand und der Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat des Russischen Schachverbands hat beratende Funktion und besteht aus freiwilligen, ehrenamtlichen Mitgliedern.

Der Russische Schachverband ist Organisator des jährlichen all-russischen Schülerschachturniers “Weißer Turm”, der Russischen Meisterschaften und anderer Schachturniere. 2012 wurde unter Federführung des Russischen Schachverbands das Programm „Schach in Museen“ gestartet und in ganz Russland umgesetzt.

Der Russische Schachverband betreut die Entwicklung und Umsetzung von Programmen zur Förderung des Schachs – darunter Schach für Kinder – und fördert das Vereinsschach in ganz Russland. Der Verband organisiert Einzel- und Mannschaftswettbewerbe in Russland und schickt russische Schachspieler zu internationalen Turnieren, fördert russische Schachspieler und Schulen international und unterhält Kontakte zu nationalen Schachverbänden, nationalen und internationalen Organisationen, darunter auch die FIDE.

Kirill Zangalis +7 (968) 732 0080; e-mail: zangalis@mail.ru


Eteri Kublashvili ist Schachspielerin und fotografiert und berichtet für den Russischen Schachverband von allen offiziellen Turnieren.

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