Exweltmeister Boris Spasski wird Mitglied der Emanuel Lasker Gesellschaft!
Von Susanna Poldauf
Fotos: Harry Schach, Susanna Poldauf
Am vergangenen Sonntag fand im Bonner Haus der Geschichte im Rahmen der
Ausstellung "Zug um Zug - Schach-Gesellschaft-Politik" (nur noch bis
11.02.2007) ein Tag des Schachs statt. Den Auftakt bildete am Vormittag ein
Gespräch zwischen Paul Werner Wagner (Vorsitzender der Emanuel Lasker
Gesellschaft), GM Lothar Schmid und GM Helmut Pfleger.
Boris Spasski während des Pressetermins in der Ausstellung am Originaltisch
des Weltmeisterkampfes Reykjavik 1972
Im Mittelpunkt stand das "Jahrhundert-Match" zwischen dem Russen Boris
Spasski und dem US-Amerikaner Bobby Fischer im Jahr 1972. Lothar Schmid, der
als Schiedsrichter damals hautnah dabei war, gab einen anschaulichen Bericht
über die hoch dramatischen Ereignisse hinter den Kulissen. Helmut Pfleger
beschrieb die Situation der Protagonisten aus der Sicht des
Psychoanalytikers.
Lothar Schmid, Paul Werner Wagner und Helmut Pfleger im Gespräch über das
Match Spasski-Fischer 1972
Am Nachmittag erschien dann einer der Hauptakteure von Reykjavik persönlich.
Boris Spasski am Vorabend des Simultans
Ein gut gelaunter Boris Spasski, Schachweltmeister von 1969-72, erzählte
freimütig und nicht ohne Humor vor ca. 200 Zuhörern von den schwierigen
Umständen, unter denen das Match durch die ständigen Interventionen von
Fischer stattgefunden hatte.
Auch die Repressionen, denen er nach dem Verlust des Titels in der UdSSR
ausgesetzt war, wurden von Spasski thematisiert.
Paul Werner Wagner, Exweltmeister Boris Spasski und der Internationale
Meister Dirk Poldauf, der für diesen Tag als Dolmetscher engagiert wurde
Im anschließenden Simultan an 25 Brettern stellte der Exweltmeister genau 9
Tage vor seinem 70. Geburtstag seine geistige und körperliche Fitness unter
Beweis.
Kurz vor Eröffnung des Simultans: Dr. Hans Walter Hütter (Vertreter des
Präsidenten der Stiftung des Hauses der Geschichte), und Boris Spasski
Angetreten waren hoch motivierte Schachfreunde aus der ganzen Bundesrepublik
und teilweise auch aus dem Ausland, die das Glück hatten, einen der
öffentlich ausgeschriebenen raren Simultanplätze zu ergattern.
Boris Spasski beim Simultan im Foyer des HdG
Jüngste Teilnehmerin war die 10jährige Leila Efinger, die, flankiert von
ihrer gesamten schachbegeisterten Familie, dem sich großzügig zeigenden
Exweltmeister ein Remis abnehmen konnte.
Altmeister und Nachwuchs: (vorn: Caspar Schwarz-Schilling / 11 Jahre;
daneben: Rafael Schneider / 13 Jahre)
Am längsten (44. Zug Remis) beschäftigte der aus Heidelberg angereiste
Philip Heuser den Exweltmeister. Der junge Mathematiker war überglücklich,
einmal gegen Boris Spasski, das Idol seiner Kindheit, antreten zu dürfen.
"Ich habe wegen Spasski angefangen, Schach zu spielen!", so Heuser, für
den die Partie in gewissem Sinne "die Partie seines Lebens" darstellte.
In den letzten Zügen: Boris Spasski und Philip Heuser
Spasski-Heuser, Bonn 21.1. 2007, Simultan
1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 d:e4 4.S:e4 Sd7 5. Sf3 Sgf6 6.S:f6+ S:f6 7.h3 Lf5
8.Ld3 L:d3 9.D:d3 e6 10.0-0 Dc7 11.c4 Td8 12.De2 Le7 13.b3 0-0 14.Lb2 Tfe8
15.Tad1 Sd7 16.Td3 Lf6 17.Tfd1 (Mit dem subtilen 17.d:c5 L:b2 18. Dd2!
(Fritz) hätte Spassky in Vorteil kommen können. Phillip Heuser) 17...c5
18.Dd2 c:d4 19.L:d4 Sc5 20.L:c5 T:d3 21.T:d3 D:c5 22.Dd7 Tb8 23.Dd6 D:d6
24.T:d6 Kf8 25.Kf1 Ke7 26.Td3 h5 27.Ke2 Tc8 28.Sd2 Td8 29.T:d8 K:d8 30.Kd3
Kc7 31.c5 Kc6 32.Kc4 b6 33.c:b6 K:b6 34.b4 a6 35.a4 Le7 36.Se4 Kc6 37.b5+
a:b5+ 38.a:b5+ Kb6 39.g4 h:g4 40.h:g4 f5 41.g:f5 e:f5 42.Sc3 Lh4 43.Sd5+ Kb7
44.f3 g5 Remis
Unter dem Eindruck der gelungenen Veranstaltung und des immer noch großen
Interesses an seiner Person, entschloss sich Boris Spasski, die Arbeit der
Emanuel Lasker Gesellschaft mit seiner Mitgliedschaft zu unterstützen.
Paul Werner Wagner und Boris Spasski