Südafrika - Land der Gegensätze
Südafrika ist ein Land, das lange Zeit unter der Eroberung und Kolonisierung durch sowohl Großbritannien
als auch der Niederlande leiden musste und auch noch viele Jahre lang einen
schlechten Ruf wegen seiner Apartheidpolitik genoss.
Heute spricht man 11 offizielle Sprachen in Südafrika. Neben vielen anderen
Stammessprachen gehören "Zulu" und "Sutu" zu den zwei Hauptsprachen der schwarzen
Bevölkerung. Die weiße Bevölkerung spricht Afrikaans und Englisch. Afrikaans
ist die dem Niederländischen sehr ähnliche jüngste Sprache der Welt. Allgemein
lässt sich sagen, dass Südafrika ein Land der Gegensätze ist. Die verschiedenen
Sprachen, Kulturen, Religionen und Traditionen bereichern nicht nur diese Region,
sondern machen diese Land auch innerhalb Afrikas einzigartig. Im Laufe der letzten
Jahrzehnte verspürt man mehr und mehr eine Annäherung der verschiedenen Ethnien
und heutzutage kann sogar schon fast von einer Einheit die Rede sein.
Elisabeth Pähtz kümmert sich um den südafrikanischen Nachwuchs.
Mein Eindruck nach nur vier Tagen ist, dass Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft,
Zugänglichkeit und Vertrauen die Werte sind, die großgeschrieben werden in Südafrika.
Nun stellt sich natürlich für einige die Frage, warum wir hier sind? Dank der
Kasparov-Schulschachstiftung und dem FIDE-Projekt "CIS" (Chess in Schools) hat
sich in vielen Ländern auf der Welt der "Schachvirus" in Schulen verbreiten
können. Auch Südafrika blieb davon nicht verschont.
Der Schachvirus beginnt zu wirken.
Seit Februar 2012 reist der Vorsitzende der Deutschen Schachstiftung (DSS)
Matthias Dräger mit seinem Team nach Afrika. Er war bisher dreimal in Johannesburg
und einmal in Kinshasa/Kongo unterwegs. Dieses Mal stand wieder Johannesburg
auf dem Programm, wohin die neunköpfige Delegation der Deutschen Schachstiftung
am 21.09. aufgebrochen ist.
Uns begleitete das kompetente Kamerateam der Media LB, angeführt durch die
FM Anita Stangl sowie ihre beiden Kollegen Chris und Axel. Desweiteren reisten
mit uns der Chessbase-Autor und Schachtrainer Stefan Becker, der Grundschullehrer
und Schach-AG-Leiter Karol Lalla, der Schachpädagoge Detlef Koch und der GM
Falko Bindrich. Nicht zu vergessen Matthias Dräger, der das erst alles möglich
machte.
Gruppenfoto am Nelson Square
Stefan Becker beim Unterricht mit Schülern der St. Peters Schule
Matthias Dräger macht Luftsprünge
Das Projekt richtete sich an zwei ortsansässige Schulen: Erstens, die Mambo-Primary
School, eine Modellschule im Armenviertel Soweto (ausschließlich schwarze Bevölkerung),
und zweitens, die Privatschule St. Peters im Norden Johannesburgs (gleichermaßen
schwarze wie weiße Bevölkerung).
Die Direktorin der St. Peters Schule Pat Mbele (rechts) und Schachlehrer Blessing Zambuko (links)
Unterricht in St. Peters
Soweto
Strasse in Soweto
Das Ziel der deutschen Schachstiftung ist die Ausbildung von zukünftigen Trainern
(Multiplikatoren) an afrikanischen Schulen, die zum später in der Lage sein
sollen, Schach an Grund- und Sekundarschulen zu unterrichten. Zum anderen sollen
die Lehrer in Folgekursen befähigt werden, ihre eigenen Nachwuchskräfte auszubilden,
sodass eine mittel -und langfristige Nachhaltigkeit des Projektes gewährleistet
ist.
Jabu unterrichtet
Nicht alle Lehrer werden in der Lage sein, als Mastertrainer andere Lehrer
auszubilden, aber es finden sich immer wieder geeignete Kandidaten, die den
erhöhten Anforderungen gewachsen sind.
Elisabeth Pähtz mit Schülerinnen einer Schule in Soweto
Linda erklärt das Ziehen der Dame
Um die Bildungssituation in den Townships (Ghettos) richtig einschätzen zu
können, muss man verstehen, dass das Bildungsniveau der Bevölkerung extrem niedrig
ist, nicht aber ihre Intelligenz. An dieser Stelle greift Schach mit seiner
positiven und stimulierenden Wirkung ein und ermutigt und inspiriert die Menschen,
sich auch anderen Bildungsinhalten interessiert zu nähern.
Soweto-Schachtrainer Andrew und ich sichtlich zufrieden
Das Spiel beginnt.
Der Unterschied zum im Land bereits etablierten Vereinsschach ist, dass es
hier nicht darum geht, eine Talentsichtung zu betreiben, sondern über das Schachspiel
einen werteorientierten Kulturbeitrag zu ermöglichen. Abschließend möchte ich
sagen, dass ich tief bewegt war von der Begegnung mit offenherzigen freimütigen
und vertrauensvollen Menschen, Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Die Gegensätze zwischen Reichtum und Armut lassen uns verstummen und haben
mir ein Gefühl für die Verantwortung gegeben, der wir uns stellen dürfen.
Text und Fotos: Elisabeth Pähtz