Vereinsschach vs. Internet - Fluch und Segen zugleich

von Martin Schaffeld
07.03.2017 – Das Symptom kennen viele Vereine: Immer mehr (Nachwuchs-)Spieler besuchen den Klubabend nur noch selten, spielen lieber flexibel im Internet als starr zu einem fixen Wochentag im Klub. Wie können Vereine diesen Trend kompensieren? Die Antwort steckt vielleicht im Konflikt selbst – denn das Internet ist fürs Klubschach Fluch und Segen zugleich.

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Der Internetboom hat dem Schach eine völlig neue Dimension verschafft. Alle Beteiligten sind sich einig, dass das Web sicherlich das perfekte Medium ist, diese Leidenschaft auszuüben: Jederzeit finden sich rund um den Globus Spielpartner für Schnellschach-, Blitz- oder gar Bulletpartien (eine Minute Bedenkzeit für die gesamte Partie!). Millionen von Schachspielern sind weltweit vernetzt und regelmäßig online.

Auch Spitzenschach zu sehen, ist einfacher geworden als jemals zuvor. Vorbei die Zeiten, dass der interessierte Fan auf nächtliche TV-Übertragungen im WDR-Fernsehen von WM, Schach der Großmeister oder den Dortmunder Schachtagen warten musste. Tag und Nacht lassen sich nun Top-Turniere im Netz verfolgen – Livekommentare von Großmeistern und Computerbewertung inklusive.

Zwei Seiten einer Medaille

Aber das Internet hat auch eine Kehrseite: Die omnipräsente Möglichkeit, ohne Spielmaterial wie Brett und Uhr ganz einfach auf dem Smartphone oder Tablet Schach zu spielen, bringt viele jüngere Spieler dazu, dem Verein den Rücken zu kehren – zu verstaubt, unflexibel und ggf. zu teuer? Warum einmal in der Woche in ein Spiellokal gehen, wo man doch im Internet spielen kann, wann immer man will? Diese Vereins-„Verflüchtigung“ von Spielern ist sicherlich unstrittig. Lediglich Senioren werden nicht müde zu betonen, dass Nahschach seinen ganz eigenen Mehrwert hat.

„Internetschach wird das Vereinsschach niemals ersetzen können, es gibt doch nichts Schöneres als direkt am Brett zu sitzen, reale Turniere zu spielen und in einer Mannschaft gemeinsam zu gewinnen“, heißt es in einem Internet-Forum. Doch darüber teilen sich die Meinungen. Es gibt sehr wohl Leute, die in der heutigen Zeit nie auf die Idee kommen würden, einem echten Verein beizutreten. Die Schachwelt scheint zwiegespalten und wankelmütig. Was tun?

Das kommt ganz auf den Klub an. Jeder Verein geht anders mit diesem Symptom um. Der große Traditionsklub in der Stadt sagt sich, er habe doch so viele Kinder und Jugendliche im Nachwuchstraining und immer wieder Zugänge von aussterbenden Klubs, dass er sich darum nicht scheren muss. Aber der kleine Verein im Dorf verzweifelt, weil die wenigen Spieler, die er noch hat, kaum noch zum Spieleabend kommen, sondern allenfalls für Mannschaftskämpfe von der Couch wegzulocken sind.

Raus aus der Komfortzone

Wie also kann der kleine Schachverein die Aktiven aus der Komfortzone holen und ihnen die Spieleabende wieder schmackhaft machen? Die Antwort steckt vielleicht im Konflikt selbst, denn das Internet ist fürs Klubschach Fluch und Segen zugleich: Einerseits ist die Konkurrenz durchs Web groß, andererseits bieten sich ganz neue Möglichkeiten, die die Klubs früher nicht hatten. Kriselnde Vereine sollten diese Chancen ergreifen und nicht verteufeln.

Ein solches Beispiel ist eine Live-Beratungspartie via Skype-Videotelefonie zwischen zwei Partnerklubs, wie sie die Langenfelder Schachfreunde mit dem befreundeten Club d'Escacs Banyoles in Spanien erfolgreich durchgeführt haben.

Live-Events haben ihre Reize: Hier spielt Viktor Kortschnoi simultan.
Organisiert hatte die Veranstaltung der Club d'Escacs Banyoles.
(Foto: http://matgala.blogspot.de)

 Oder ein Schach-Frühschoppen mit geselligem Verfolgen der Schach-Bundesliga auf der Großleinwand  (Public Viewing). Durch solche gemeinschaftlichen Vereinserfahrungen wird dem ursprünglichen Klubgedanken schnell neues Leben eingehaucht.

„Auch wir versuchen, mit solchen Aktionen gegenzusteuern“, sagt Christian Weber, 1. Vorsitzender des Langenfelder Vereins. „Unsere Spieler nehmen das Angebot gut an. Wir wollen nicht zuletzt unsere jungen Mitglieder ins Vereinsleben integrieren, weil sie besonders fit mit den Neuen Medien sind und uns mit ihrem Know-how perfekt helfen können.“ Ganz nebenbei wurde dank des Internets ein 1.000-Euro-Zuschuss einer Direktbank bei der Aktion „Mein Verein und ich“ aufs Klubkonto gespült.

Fernschach mit dem Südpol

Eine weitere nennenswerte Internetaktion fand in einem Langenfelder Gymnasium statt. Die dortige Schach-AG startete vor einigen Jahren ein Skype-Projekt mit Ewald Heck, dem 2. Vorsitzenden des Deutschen Blindenschachbundes. Dieser vermittelte eine Schachpartie der besonderen Art mit Robert Schwarz. Der Physiker arbeitete auf der US-amerikanischen Amundsen-Scott-Forschungsstation direkt am Südpol und spielte per Web und Satelittentelefon Fernschach mit den begeisterten Langenfelder Schülern.

Ein gängigeres Beispiel für ein Schachevent ist ein Simultan gegen einen Großmeister. Aber nicht jeder Hobbyspieler bekommt dabei die Gelegenheit, gegen den amtierenden Weltmeister anzutreten, wie es zuletzt 2016 in Hamburg möglich war. Das Internet jedoch trat als weltweite Gemeinde im September 2010 gegen Magnus Carlsen in einem Wettkampf „Magnus gegen die Welt“ an, eine Internet-Partie, wie sie schon Garri Kasparow vor 20 Jahren in den Gründerzeiten des Webs geprägt hatte. Drei Top-Großmeister Maxime Vachier-Lagrave, Judit Polgar und Hikaru Nakamura berieten hier die Internetgemeinde fünf Minuten lang über den nächsten Zug. Carlsen hatte nur eine Minute für seine Antwort. Die Zugriffszahlen waren einmal mehr enorm, und nach gut zweieinhalb Stunden ließ Carlsen der Welt im Endspiel keine Chance.

Magnus Carlsen gegen die Welt

Deutschlands größtes Talent Vincent Keymer kann nicht zuletzt dank des Internets nun regelmäßig mit Großmeistern trainieren. Aktuell zum Beispiel per Skype mit Schach-Legende Artur Jussupow oder ein-, zweimal die Woche mit Großmeister Jewgeni Romanow in St. Petersburg. Jussupow gibt weltweit Schach-Fernunterricht über das Internet. „Mein entferntester Schüler sitzt in Chicago“, betont Jussupow. Das sei der Vorteil der modernen Kommunikationsmittel. „Man redet über Skype und benutzt eine Schachplattform, um parallel Züge zu machen.“

Premium-Live-Übertragungen nutzen

Auch Premium-Live-Übertragungen, wie sie chessbase.de häufig anbietet, lassen sich ohne großen Aufwand schnell zum Event im eigenen Verein übertragen. Meist genügt schon ein Beamer, wie man ihn bei Turnieren ohnehin braucht. Eine gute Idee oder eine schnelle Umfrage (per doodle.com) klärt, worauf die Mitglieder mal wieder Lust haben – und wann sie das Event wünschen. Partner für ansprechende Aktionen mit ChessBase & Co. zu finden, ist einfach.

„Wir sind da ja direkt involviert und würden die Vereine gerne animieren, neue Möglichkeiten mit dem Internet und unserem Portal aktiv zu nutzen“, erklärt André Schulz aus dem Hause ChessBase.

Denn auch hier gilt: Der Wert des Internets steht und fällt mit der Qualität der Nutzung – also nicht resignieren, sondern die Digitalisierung als Chance be- und ergreifen. Dann hat auch der Schachverein von nebenan eine Zukunft.

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- eigene Spielzone nur für Vereinsmitglieder
- ein virtueller Spielabend ohne Zusatzkosten
- Kein anonymes Internet, nur Vereinsmitglieder und geladene Gäste spielen
- Passive, ehemalige/weggezogene Mitglieder können wieder mitspielen und reaktiviert werden

Ihr ChessBase-Ansprechpartner zu diesem Thema ist Martin Fischer. Er wird Ihnen gerne alle Fragen rund um unser Angebot erläutern. E-Mail: Martin.Fischer@ChessBase.com/a> Telefon: 040-63 90 60 36.

 


Martin Schaffeld (Jahrgang 1971, verheiratet/zwei Töchter) lebt in Langenfeld bei Düsseldorf und arbeitet seit seinem Sportpublizistik-Studium als freier Journalist und Online-Redakteur.

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