Spannung bis zum letzten Zug in Dresden
Von Andreas Albers
Die Fans
waren enttäuscht von der letzten Runde und kamen dann doch auf ihre Kosten.
Alle Paarungen an den Spitzenbrettern hatten in schnellen Punkteteilungen
geendet. Alle? Nein! Zwei junge Schachprofis nahmen sich der Verantwortung
gegenüber den Zuschauern an und bekämpften sich buchstäblich bis zum letzten
Bauern.
Der
glückliche Sieger, Irans Landesmeister Eshan Ghaem Maghami, meinte nach der
Nervenschlacht: "Es war unglaublich. Ich hatte großen Vorteil, dann habe ich
die dümmsten Züge gefunden, die es gab. Am Ende hatte ich viel Glück mit den
Tempi, meine Stellung ist die einzige Position, die man im Turmendspiel mit
c-Bauer gewinnen kann!"
Die Schlussphase wurde zu einer Demonstration der Endspielkenntnisse für die
zahlreichen Kiebitze
Die
anwesenden Titelträger taten sich während der Partie mit Aussagen schwer, aber
Rettung nahte. Der Endspielguru schlechthin, Meistertrainer Mark Dvoretzky
holte IM Ilja Brener zum Trainingscamp der Jugendnationalmannschaft ab und gab
bereitwillig Autogramme
Die Hamburgerin Jade Schmidt (Preisträgerin in der Ratinggruppe unter Elo
2000) lässt sich ihr neues Buch signieren
Nach dem
Sieg gab es noch einige Minute des bangen Wartens, dann stand fest, dass Eshan
Ghaem Maghami der Turniersieger des ZMD-Opens ist. Dicht gefolgt vom polnischen
Bundesligaspieler in Hamburger Diensten, Robert Kempinksi. Robert haderte
etwas mit seinem Schicksal: "Again Second!" im letzen Jahr hatte er den
Stichkampf gegen den Georgier Mikheil Mchedlishvili denkbar knapp verloren,
diesmal war es ein einziger Buchholzpunkt, der den Unterschied machte.
Die ersten Vier: Robert Kempinski (2.) Eshan Ghaem Maghami (Sieger), Tomasz
Markowski (3.) und der Wolfener Alexander Naumann (4.)
Und die Plätze 5-14
Die besten mit Elo unter 2300
und die Helden unter 2150 Elo, wie man sieht haben zwei Hamburger Brüder ihr
Taschengeld gut aufbessern können
Und die Preisträger in der Kategorie unter 1500: der Kleinste war der Größte
Der junge
Iraner beeindruckte aber nicht nur mit starkem sauberen Schach. Starallüren
sind ihm fremd und wenn er interessante Stellungen im Turnier entdeckt,
gesellt er sich später einfach zur Analysegruppe hinzu. Auf eine sehr
angenehme Art schafft Eshan es immer wieder, komplexe Zusammenhänge
zusammenzufassen und so für die Jugendlichen einen gewaltigen Lerneffekt zu
erzielen.
Esham Ghaem Maghami erklärt die großen Zusammenhänge, die Jugend lauscht!
Noch
einen weiteren Weg als der Mann aus Teheran hatte der Inder Jha Sriram auf sich
genommen. In Delhi wohnend hatte der Internationale Meister eigentlich vor,
gemeinsam mit seiner Frau Dresden zu besuchen, aber eine Krankheit sorgte
dafür, dass der sympathische Mann alleine reisen musste.
IM Jha Sriram: Und wenn zwei Asiaten schon mal in Deutschland sind, dann kann
ein Besuch nicht fehlen: Sriram hatte vor allem einen Wunsch: "I want to go to
the Zoo!
You have penguins there? I can't believe, I have never seen penguins
in my life!"
Gesagt
getan, leider sind die Bilder vom Tierparkbesuch nicht mehr erhalten, aber
Sriram kehrte glücklich wieder ins Hotel zurück und auch Ghaem Maghami hatte
den Ausflug sehr genossen.
Wer weiß,
vielleicht wird der Dresdener Zoo ja im nächsten November von den
Olympiateilnehmern überrannt?
Ein gutes
Turnier erwischte auch Deutschlands "Trainer des Jahres" IM David Lobshanidze.
Wenn die Gerüchte stimmen, dann fehlten am Ende 4 Elopunkte in der
Turnierperformance für eine Großmeisternorm, das nennt man wohl Pech.
Verantwortlich für den schachlichen Aufschwung in Dresden und auch noch selbst
auf der Erfolgsspur, David Lobshanidze
Seit
Jahren macht sich auch eine große Gruppe Hamburger Jugendlicher auf den Weg,
in Dresden eine tolle Woche zu verbringen, ein gutes Turnier zu spielen und den
einen oder anderen Ratingpreis abzuräumen. Eine große gemeinsame Wohnung wurde
angemietet, zum ersten Mal wurde auch eine kleine Homepage angelegt, auf der
beinahe täglich über das Geschehen im Turnier und vor allem über das Hamburger
Rahmenprogramm berichtet wurde.
Unter
www.wiese-world.de/dresden/ lässt sich auch im
Nachhinein noch einiges lustiges finden.
Der Kofferraum wurde natürlich nur im Stehen zum Sitzen missbraucht!
Dennis Johannsen versorgte alle Hamburger (und die eine oder andere Freundin
der Gruppe) einmal pro Runde mit Leckereien
Ein Hamburger Spieleabend!
Wie sagte jemand mal so schön? Nach der Partie ist vor der Party
Die Analyseküche brodelt zwischen Harut Dalakian und Frank Bracker
Oder köchelt sie eher hier?
Mir ist immer noch nicht klar, ob so was nicht auch als Spickzettel reklamiert
werden kann. Heiko Kummerow ging das Risiko ein.