Master Class Band 1: Bobby Fischer
Kein anderer Weltmeister erreichte auch über die Schachwelt hinaus eine derartige Bekanntheit wie Bobby Fischer. Auf dieser DVD führt Ihnen ein Expertenteam die Facetten der Schachlegende vor und zeigt Ihnen u.a die Gewinntechniken des 11.Weltmeisters
Nach zwölf Partien stand es im "Match des Jahrhunderts" zwischen Titelverteidiger Boris Spassky und Herausforderer Bobby Fischer in Reykjavik 1972 7,5-5,0 für Fischer. Boris Spassky hatte in der 11. Partie zurückgeschlagen und Fischer eine vernichtende Niederlage zugefügt. Das hatte den Kampf wieder spannend gemacht. In der 12. Partie kam Spassky mit Schwarz zu einem bequemen Remis.
In New in Chess 6/2012, schilderte GM Lubomir Kavalek, der in Reykjavik 1972 als Journalist und in der zweiten Hälfte des Wettkampfs als Sekundant von Fischer vor Ort war, was in der 13. Partie des Wettkampfs geschah [wir zitieren mit freundlicher Genehmigung des Autors]:
"Die 13. Partie ließ viele Spieler rätseln, sogar als sie schon vorbei war. Die Partie war ein epischer Kampf und Mikhail Botvinnik, dem Patriarch des Sowjetschachs, zufolge, Fischers größte Leistung im Wettkampf. ‘So etwas hat es im Schach noch nie gegeben,’ erklärte Botvinnik. Botvinnik's ehemaliger WM-Herausforderer David Bronstein spielte die Partie mehr als einmal durch und dennoch war sie ihm ein Rätsel. ‘Sie reizt meine Phantasie immer noch, wie eine geheimnisvolle Sphinx,’ meinte er.
Während dieser Partie fing ich an, mit Bobby an den Hängepartien zu arbeiten, nachdem er zuvor seinen offiziellen Sekundanten Bill Lombardy aus seiner Hotelsuite geschickt hatte. Bobby und Bill waren ein großartiges Paar, aber in dieser Nacht verwandelten sie sich in ein zwei ausgeprägte Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Meinungen. Die Spannung wurde aufgelöst, als Lombardy niesen musste. ‘Ich möchte mich nicht mit Deiner Erkältung anstecken, Bill,’ erklärte Bobby, und fügte hinzu, dass er mit mir arbeiten wollte. Ruhig verließ Bill das Hotelzimmer.
Fischers Sekundant in Reykjavik: Reverend William Lombardy Foto: Isländischer Schachverband Skáksamband Íslands]
Von da an analysierte ich mit Bobby bis zum Ende des Wettkampfs. Obwohl wir noch nie vorher zusammengearbeitet hatten, hatte Bobby Vertrauen in mich. Zu Beginn des Jahres hatte ich bei der U.S.-Meisterschaft den ersten Platz belegt und war zum Spieler mit der höchsten Elo-Zahl nach Fischer geworden. So lange er den Titel holen würde, war es egal, wer ihm half. Es war seine Entscheidung.
Die 13 war eine Unglückszahl und die Partie bot das Drama einer Entscheidungspartie. Mit einem Sieg hätte Spassky Fischers Vorsprung auf nur einen Punkt reduziert. Obwohl Bobby besser stand, war die Abbruchstellung ein Minenfeld, das ein äußerst umsichtiges Vorgehen verlangte. Eine Variante kristallisierte sich bei unseren Analysen als die praktisch beste Fortsetzung heraus. Die Variante verlief gradlinig, hatte aber ein paar Abzweigungen. Wir erreichten die Stellung, in der Fischers Turm auf g8 von Spasskys Läufer und Bauern gefangen war. Spasskys Turm musste gegen die fünf Bauern Fischers kämpfen, aber es schien, als ob Boris die Stellung halten könnte. Der schwarze König konnte daran gehindert werden, die d-Linie zu überqueren. Sollte es jetzt nicht mehr weiter gehen?
‘Bobby...’ fing ich an. Er verstand, was ich sagen wollte, und unterbrach mich: ‘Keine Sorge,’ erklärte er zuversichtlich, ‘ich schiebe einfach den h-Bauern nach vorne und dringe mit dem König ein. Und wir haben sowieso zu weit analysiert.’ Wir hatten uns bereits um die 20 Züge von der Hängestellung entfernt, und viele Pfade und Varianten hatten wir uns noch nicht angeschaut. Also guckten wir uns die Variante noch einmal von vorne an und überprüften das, was wir konnten. Der Tag war schon angebrochen, als ich in mein Hotelzimmer zurückging.
Eine Sache war mir aufgefallen. Ganz egal, wie tief die Analysen waren, Bobby behielt alles im Gedächtnis. Keine schriftlichen Notizen.
Bobby kam 21 Minuten zu spät zur Wiederaufnahme der Hängepartie. Die Partie wurde fortgesetzt und alles kam so, wie wir es analysiert hatten. Boris hatte den schwarzen Turm auf g8 eingesperrt und der Moment war gekommen, den h-Bauern zu opfern. Das war Bobbys einzige Chance, aber er zog nicht. Nach ungefähr 45 Minuten wunderten sich alle. Was überlegt er? Larsen, der auf dem Weg zum U.S. Open einen Zwischenstopp in Reykjavik eingelegt hatte, unterhielt die Menge im Pressezentrum mit Kommentaren zur Hängepartie. Er lief Gefahr, seinen Flug nach New York zu verpassen.
Bent Larsen (rechts) mit Robert Byrne und Frank Brady in Reykjavik 1972 [Foto: Isländischer Schachverband Skáksamband Íslands]
Bobby saß noch immer am Brett. Er hatte erkannt, dass er keine Fortschritte erzielen konnte. Doch das lange Nachdenken Fischers wirkte sich irgendwie auf Spasskys Konzentration aus. Kurz nachdem Bobby den Bauern geopfert hatte, machte Boris ein paar erzwungene Zug und patzte dann. Die Partie ging an Fischer. Er hatte die 13 in dieser Partie in eine Glückszahl verwandelt und führte im Match jetzt mit drei Punkten. Und Larsen kam rechtzeitig zum Flughafen Keflavik.
Bobby freute sich über den Sieg. ‘Worum geht es im Schach?’, lachte er. ‘Ums Gewinnen, oder nicht.’ Die Niederlage war niederschmetternd für Spassky und vor der nächsten Partie nahm er eine Auszeit. Fischer hatte nichts dagegen, obwohl er vor dem Wettkampf noch andere Ansichten vertreten hatte. ‘Auszeiten sind missbraucht worden,’ meinte er. ‘Die Russen haben das während ihrer Wettkämpfe gemacht. Wenn sie beschlossen hatten, eine kleine Pause zu machen, fast immer nach einer Niederlage, dann meldeten sie sich krank. Ich glaube, man sollte spielen, es sei denn, man ist so krank, dass man körperlich dazu nicht in der Lage ist. In guter körperlicher Verfassung zu sein ist Teil des Schachs. Ist man es nicht, ist man selber dafür verantwortlich. Ich glaube nicht, dass es immer eine Auszeit geben sollte, wenn sich das Wetter ein wenig ändert.’"
Dieses Bild von Bobby Fischer, Lubomir Kavalek und Florencio Campomanes wurde während der Eröffnungsfeier des Turniers in Manila 1973 gemacht. Bobby war von dem phillipinischen Präsidenten Ferdinand Marcos eingeladen worden, machte in einer Partie, die Teils des Zeremoniells war, neun Züge gegen ihn, kassierte $20,000 und flog später nach Japan (wo er seine spätere Frau Miyoko Watai das erste Mal traf).
In seinem Buch On My Great Predecessors, Part 4 schreibt der 13. Weltmeister, dass Fischer nach dem bequemen Remis, dass Spassky in der 12. Partie erzielen konnte "erkannt hatte, dass Starrsinn kein guter Rat war und er beschloss, für eine Weile auf den Sizilianer zu verzichten. Zum ersten Mal im Wettkampf griff er zur Aljechin-Verteidigung, und das war eine weitere unangenehme Überraschung für Spassky.
'Ich sage es ganz offen: eine ernsthafte Analyse der Möglichkeiten für Weiß in dieser Eröffnung hat es nicht gegeben. Und zwar deshalb, weil eine Reihe von Experten, darunter auch Spassky selbst, überzeugt war, dass Fischer in der Wahl seiner Eröffnungen extrem konstant war, und dass es höchst unwahrscheinlich war, dass er gegen 1.e4 irgendetwas Anderes als den Sizilianer spielen würde.' (Krogius)"
Nikolai Krogius (rechts), Assistent von Boris Spassky bei dessen Weltmeisterschaftskämpfen gegen Petrosian 1969 und Fischer 1972 [Foto: Skáksamband Íslands]
In Chess Life & Review Ausgabe vom November 1972 schrieb Robert Byrne, der aus Reykjavik berichtete:
Partie 13 war ein packender Kampf. Fischer spielte überraschend die Aljechin-Verteidigung, ergriff schnell die Initiative und schnappte sich einen Bauern. Da Spassky der Anblick der Stellung nicht gefiel, die er erhalten würde, wenn er auf Rückgewinn des Bauern spielte, opferte er den Bauern dauerhaft, um alles auf einen Angriff am Königsflügel zu setzen. Eine Ungenauigkeit von Fischer ließ den Angriff alarmierend stark werden, aber im entscheidenen Moment schwankte der Weltmeister und landete in einem Endspiel mit Minusbauern.
Das hätte vielleicht das Ende der Geschichte sein können, aber Bobby nahm die Dinge zu leicht, und gab den Gewinn ein paar Züge vor Partieabbruch aus der Hand. Bei Wiederaufnahme der Partie unternahm er im Endspiel unglaubliche Gewinnversuche: er opferte einen Läufer und ließ seinen Turm einmauern, um mit König und fünf Bauern gegen einen Turm auf Gewinn zu spielen. Spassky hatte ein Remis, aber nach den vielen Stunden, die bereits gespielt waren, war er erschöpft — im 69. Zug unterlief ihm ein schwerer Fehler und er verlor.
[Event "World Championship 28th"] [Site "Reykjavik"] [Date "1972.08.10"] [Round "13"] [White "Spassky, Boris V"] [Black "Fischer, Robert James"] [Result "0-1"] [ECO "B04"] [WhiteElo "2660"] [BlackElo "2785"] [Annotator "Reeh"] [PlyCount "148"] [EventDate "1972.07.11"] [EventType "match"] [EventRounds "21"] [EventCountry "ISL"] [SourceTitle "Fischer Games"] [Source "ChessBase"] [SourceDate "2013.10.02"] [SourceVersion "1"] [SourceVersionDate "2013.10.02"] [SourceQuality "1"] {Die 13. Partie im "Wettkampf des Jahrhunderts" 1972 im isländischen Reykjavik zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer ist mit ihren 74 Zügen sowohl die längste als auch die dramatischste. Der Amerikaner führte im Match zu diesem Zeitpunkt mit sieben zu fünf, doch der Weltmeister hatte durch den überzeugenden Sieg in der 11. Begegnung psychologisch gerade etwas Aufwind bekommen. Nach unglücklicher Improvisation in der Eröffnung gerät Spassky schnell in Nachteil. und verliert einen Bauern. Der Herausforderer setzt jedoch ungenau fort, so daß sein Gegner Gegenchancen erhält. Schließlich forciert Fischer den Übergang in ein kompliziertes Endspiel, das letztlich in die interessante Konstellation Turm, Läufer und Bauern gegen Turm und fünf Bauern mündet.} 1. e4 Nf6 {Die Aljechin-Verteidigung war sicherlich eine Überraschung für den Weltmeister, allerdings hatte Fischer zwei Partien zuvor mit seiner geliebten Bauernraubvariante im Najdorf eine böse Niederlage erlitten.} 2. e5 Nd5 3. d4 d6 4. Nf3 g6 5. Bc4 Nb6 6. Bb3 Bg7 7. Nbd2 {Keine sehr glückliche Idee. Normalerweise spielt der Anziehende an dieser Stelle 7. a4, De2 oder 0-0.} O-O 8. h3 a5 {'!' 'Purdy'} 9. a4 {Dieser Bauer wird sehr schwach werden. Besser ist das zurückhaltende 9.c3.} dxe5 10. dxe5 Na6 11. O-O Nc5 12. Qe2 Qe8 {Siehe Anmerkung zum 9. weißen Zug.} 13. Ne4 Nbxa4 14. Bxa4 Nxa4 15. Re1 {Weiß könnte den Bauern zwar mit 15. Dc4 zurückgewinnen, hätte aber nach beispielsweise 15...Ld7 16.Dxc7 Lc6 deutlich weniger vom Spiel.} Nb6 16. Bd2 a4 {'=/+ Purdy'} 17. Bg5 h6 18. Bh4 Bf5 {Genauer scheint 18...Ld7 mit der Drohung 19...Lb5 nebst 20... Sc4.} 19. g4 Be6 {Nach 19...Lxe4 20. Dxe4 c6 gewinnt 21.Db4 den Bauern zurück, aber 19...Ld7 war immer noch vorzuziehen.} 20. Nd4 $1 Bc4 21. Qd2 Qd7 (21... Bxe5 22. Qxh6 {/\ 23.Sg5}) 22. Rad1 {Nun hat Weiß aufgrund seiner guten Zentralisation und des Raumvorteils am Königsflügel einige Gegenchancen.} Rfe8 {'!' 'Purdy'} 23. f4 Bd5 24. Nc5 Qc8 {'/\ 25... a3! Purdy'} 25. Qc3 {Interessant war 25.e6!?, um die folgende Konsolidierung zu verhindern.} (25. e6 $1 Nc4 26. Qe2 Nxb2 27. Nf5 $1 $13 {Smyslov}) 25... e6 { '!' 'Purdy'} 26. Kh2 Nd7 27. Nd3 {Spassky möchte natürlich seinen Gegner nicht durch Springertausch entlasten; Beachtung verdiente aber 27.Sb5, um gegen c7 zu drücken. Mit den folgenden drei Zügen forciert Schwarz den Übergang in ein Endspiel mit Mehrbauern, das allerdings alles andere als einfach zu gewinnen ist. Die Alternative bestand in dem ruhigen 27...c6 nebst 28...b5.} c5 28. Nb5 Qc6 29. Nd6 Qxd6 30. exd6 Bxc3 31. bxc3 {Damit hat der schwarze a-Bauer freie Fahrt.} f6 32. g5 $1 {Weiß muß unbedingt die dunklen Felder im schwarzen Lager schwächen.} hxg5 (32... c4 $1 33. Nb4 hxg5 $15 {Purdy}) 33. fxg5 f5 34. Bg3 Kf7 (34... a3 $1 35. Ne5 Nxe5 36. Bxe5 Red8 37. Rf1 Ra4 38. Kg3 a2 $17 {Smyslov}) 35. Ne5+ Nxe5 36. Bxe5 {Nun besitzt auch Weiß einen gefährlichen Freibauern.} b5 37. Rf1 {'!' '/\ 38.Rf4, 39.Rh4 Purdy'} Rh8 {'!!' 'Purdy' Gegen das Manöver Tf1-f4-h4 gerichet.} 38. Bf6 a3 39. Rf4 a2 40. c4 Bxc4 41. d7 Bd5 42. Kg3 $1 { 'Abgabezug' Droht 43. Th4.} Ra3+ 43. c3 ({Umgeht eine hübsche Falle:} 43. Kf2 Raxh3 44. d8=Q Rxd8 45. Bxd8 e5 {, und der Turm ist inmitten des Brettes gefangen.}) 43... Rha8 {Fischer spielt bedingungslos auf Gewinn. Schwarz läßt den Zug 44.Th4 zu, wonach er, um ewiges Schach zu verhindern, mit e6-e5 seinen Läufer hergeben muß. Bis zum 54. Zug verläuft das Geschehen nun praktisch forciert.} (43... Rb8 44. Be5 Rd8 45. Rh4 $11 {Purdy}) (43... a1=Q $2 44. Rxa1 Rxa1 45. Rh4 $3 Rg1+ (45... Raa8 46. Bxh8 Rd8 47. Bf6 $11) 46. Kf2 Rg2+ 47. Kf1 Rxh4 48. d8=Q Rf4+ 49. Ke1 Rg1+ 50. Kd2 Rf2+ 51. Ke3 Rf3+ 52. Ke2 Rg2+ 53. Ke1 $11 {Purdy}) 44. Rh4 e5 45. Rh7+ Ke6 46. Re7+ Kd6 47. Rxe5 Rxc3+ 48. Kf2 Rc2+ 49. Ke1 Kxd7 50. Rexd5+ Kc6 51. Rd6+ Kb7 52. Rd7+ Ka6 53. R7d2 Rxd2 54. Kxd2 b4 {Damit endet die mit dem 43. schwarzen Zug eingeleitete Abwicklung. Trotz seiner Mehrfigur steht der Anziehende mit dem Rücken an der Wand. Verhält er sich jetzt passiv, wird er von den drei verbundenen Bauern am Damenflügel langsam aber sicher erdrückt. Spassky sucht daher seine einzige Gegenchance und verschafft sich seinerseits einen Freibauern.} 55. h4 $1 Kb5 56. h5 c4 { Droht 37...c3+.} 57. Ra1 (57. h6 $2 c3+ 58. Kd3 a1=Q 59. Rxa1 Rxa1 60. h7 Rd1+ 61. Kc2 Rh1 62. h8=Q Rxh8 63. Bxh8 Kc4 $19 {Gligoric}) (57. hxg6 c3+ 58. Bxc3 Rd8+ $19 {Matanovic}) 57... gxh5 58. g6 h4 (58... Ra3 59. g7 Rg3 60. Rxa2 c3+ 61. Ke2 b3 62. Ra8 $11 {Gligoric}) (58... c3+ 59. Kd3 $11 {Matanovic}) 59. g7 { Auf 59. Lxh4 folgt Tg8 nebst 60...Txg6.} (59. Bxh4 b3 60. Kc3 Rg8 $19 {Purdy}) 59... h3 60. Be7 $1 Rg8 61. Bf8 {Damit hat Weiß den gegnerischen Turm vollständig vom Geschehen ausgeschlossen, doch müssen sich sein König und Turm einer Lawine von mittlerweile fünf (!) schwarzen Freibauern erwehren. Normalerweise eine hoffnungslose Aufgabe, hier aber beherrscht der Läufer die wichtige Diagonale a3-f8, und dieser Umstand sollte einen schwarzen Sieg unmöglich machen.} (61. Rxa2 $4 Rxg7 $19) 61... h2 62. Kc2 Kc6 {Der schwarze König muß seine Getreuen am Königsflügel unterstützen; die drei Verbundenen am Damenflügel sind sowieso unantastbar.} 63. Rd1 $1 b3+ 64. Kc3 {Besser war 64. Kb2, um dem Turm das Verlassen der ersten Reihe zu ermöglichen.} h1=Q $1 { Ohne dieses Opfer kann der schwarze König die d-Linie nicht überschreiten.} ( 64... f4 65. Rd6+ Kc7 66. Rd1 {'Flohr'} f3 67. Kb2 $11 {Purdy}) 65. Rxh1 Kd5 66. Kb2 f4 67. Rd1+ (67. Kc3 Ke4 $19 {Matanovic}) 67... Ke4 68. Rc1 Kd3 69. Rd1+ $2 ({In Zeitnot begeht Spassky den entscheidenden Fehler. Remis halten ließ sich mit} 69. Rc3+ Kd4 (69... Ke2 70. Rxc4 f3 71. Rc1 $11 {Matanovic}) 70. Rf3 c3+ (70... Ke4 71. Rc3 f3 72. Rxc4+ Ke3 73. Rc1 {/\ 74.Kb3 = Purdy}) 71. Ka1 c2 72. Rxf4+ Kc3 (72... Kd3 73. Rf1 {/\ 74.Kb2 +- Purdy}) 73. Rf3+ (73. Bb4+ Kd3 74. Rf1 Rxg7 75. Kb2 $11 {Smyslov}) 73... Kd2 74. Ba3 $1 Rxg7 75. Rxb3 Rc7 76. Bb2 $11 (76. Kxa2 $4 Ra7 $1 $19)) 69... Ke2 70. Rc1 f3 71. Bc5 { Nun kommt das Eingreifen dieses Läufers zu spät.} (71. Rxc4 f2 $19) 71... Rxg7 72. Rxc4 Rd7 {'!' 'Purdy'} 73. Re4+ (73. Rc1 Rd1 $19) 73... Kf1 74. Bd4 (74. Rf4 Rd2+ 75. Ka1 Rd1+ 76. Kb2 a1=Q+) 74... f2 {und Spassky gab auf. Es droht einfach 74... Txd4 75. Txd4 Ke2. Weiß muß seinen Turm gegen den f-Bauern geben, und wie Schwarz anschließend mit den Bauern a2+b3 gewinnt, dürfte ja bekannt sein, nicht wahr?! Diese bittere Niederlage nach heroischer Verteidigung brach den Widerstand des Titelverteidigers endgültig. Bobby Fischer führte nun mit drei Punkten Vorsprung, ließ in den Folgebegegnungen nichts mehr anbrennen und wurde nach dem Sieg in der 21. Partie mit einem 12,5 : 8,5 Erfolg über Boris Spassky elfter Weltmeister der Schachgeschichte.} (74... f2 75. Rf4 Rxd4 76. Rxd4 Ke2 77. Re4+ Kf3 78. Re8 f1=Q 79. Rf8+ Ke2 80. Rxf1 Kxf1 81. Ka1 Ke2 82. Kb2 Kd3 83. Ka1 Kd2 84. Kb2 a1=Q+ 85. Kxa1 Kc3 86. Kb1 b2 87. Ka2 Kc2 $19 { Purdy}) 0-1
Vor 45 Jahren, am 11. August 1972, endete die 13. Partie und Fischer führte wieder mit drei Punkten Vorsprung.
Die Aljechin-Verteidigung für den Turnierspieler
Auf dieser DVD präsentiert der Thomas Luther ein Schwarz-Repertoire gegen 1.e4. Der Aljechin-Experte zeigt die typischen Ideen, Motive und Varianten und weist einen Weg durch diese strategisch und taktisch gleichermaßen interessante Eröffnung.
Obwohl Fischer zur Wiederaufnahme der Partie 25 Minuten zu spät kam, hatte er immer noch 45 Minuten bis zur Zeitkontrolle im 56. Zug. Über seinen 61. Zug dachte Fischer 38 Minuten nach, länger als über jeden anderen seiner Züge im Wettkampf. Und für den Zug davor, der es Spassky gestattete, Fischers Turm einzusperren, hatte er 21 Minuten gebraucht. Die ersten 18 Züge nach Wiederaufnahme, bis zu Spasskys 60.Le7, hatte Fischer ziemlich schnell gespielt.
Nachdem Spassky die Partie aufgegeben hatte, analysierte er die letzten Züg gleich am Brett, und erkannte, dass er im 69. Zug mit Tc3 anstelle des Partiezugs Td1 Remis hätte halten können. Er sagte etwas zu Schiedsrichter Lothar Schmid, der jedoch mit Formularen beschäftigt war. Fischer war bereits gegangen.
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (1)
In der letzen Juniwoche 1972 war die Schachwelt im Aufruhr. Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Boris Spassky und Herausforderer Bobby Fischer sollte am 1. Juli in Reykjavik beginnen. Aber von Fischer war in der isländischen Hauptstadt nichts zu sehen. Die Eröffnungsfeier fand ohne ihn statt und die 1. Partie, die am 2. Juli gespielt werden sollte, wurde verschoben. Doch in den frühen Morgenstunden des 4. Juli traf Fischer schließlich in Reykjavik ein. Frederic Friedel berichtet.
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (2)
Das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer wurde in der Laugardalshöllin in Reykjavik gespielt. Dies ist Islands größte Sportarena, 5.500 Zuschauer haben hier Platz. Auch Konzerte finden hier statt - Led Zeppelin, Leonard Cohen und David Bowie haben hier schon gespielt. 45 Jahre nach dem Spassky-Fischer Spektakel besuchte Frederic Friedel die Laugardalshöllin und hat ein paar Schätze entdeckt.
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (3)
Am 11. Juli 1972 begann das legendäre "Match des Jahrhunderts" zwischen Boris Spassky und Bobby Fischer endlich. Doch Fischer kam zu spät zur ersten Partie, der Straßenverkehr hatte ihn aufgehalten. Fischer hatte in der ersten Partie Schwarz und spielte zur allgemeinen Überraschung nicht wie meist Grünfeld oder Königsindisch, sondern Nimzo-Indisch. Die Partie verlief in ruhigen Bahnen und die meisten Experten rechneten mit einem Remis. Doch dann, im 29. Zug, nahm Fischer einen vergifteten Bauern. "Ein Zug und wir machen in der ganzen Welt Schlagzeilen!", kommentierte einer der Organisatoren glücklich.
Vor 45 Jahren – Bobby Fischer in Island (4)
Bobby Fischer, Herausforderer und Favorit im WM-Kampf gegen Boris Spassky in Reykjavik 1972, verlor die erste Wettkampfpartie auf dramatische Weise. Fischer erklärte, ihn hätten die Kameras gestört. Zur zweiten Partie trat der Amerikaner aus Protest nicht an und verlor kampflos. Damit lag er im Wettkampf 0-2 zurück. Fischer hatte schon einen Rückflug nach New York gebucht, aber spielte die dritte Partie dann doch – in einem Raum hinter der Bühne!
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (5)
Nach drei Partien stand es im Match des Jahrhunderts 2:1 für den amtierenden Weltmeister. In Partie vier spielte Spassky eine gut vorbereitete Variante des Sizilianers und erhielt starken Angriff. Fischer verteidigte sich zäh und die Partie endete mit Remis. Dann folgte eine Schlüsselpartie, über die GM Robert Byrne, US-Meister 1972 und Korrespondent der New York Times und Chess Life, berichtet hat. In Reykjavik verfolgte Schachenthusiast Lawrence Stevens aus Kalifornien die Partien besonders aufmerksam: er schrieb per Hand auf, wie viel Bedenkzeit die Spieler für jeden Zug verbraucht hatten.
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (6)
Im sechsten Teil unserer Serie schauen wir uns an, was beim Wettkampf des Jahrhunderts Fischer gegen Spassky 1972 in Reykjavik hinter den Kulissen geschah. Spassky wurde von seinen Sekundanten umsorgt und von den sowjetischen Autoritäten unter Druck gesetzt. Geholfen hat es ihm nicht. Ein schwerer Schlag war Spasskys Niederlage in der sechsten Partie. Fischer spielte zum ersten Mal in seinem Leben Damengambit mit Weiß, Spassky konnte oder wollte sich nicht an seine Vorbereitung erinnern und Fischer gewann eine Glanzpartie.
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (7)
Boris Spassky startete mit einer 2-0 Führung in den "Wettkampf des Jahrhunderts" gegen Bobby Fischer in Reykjavik 1972. Aber dann schlug Fischer zurück: aus den nächsten acht Partien holte er 6,5 Punkte und führte so nach zehn Partien mit 6,5-3,5. Die Partien 8, 9 und 10 hatten viele dramatische Momente.
Vor 45 Jahren - Bobby Fischer in Island (8)
Nach zehn Partien stand es im Weltmeisterschaftskampf 1972 in Reykjavik 6,5-3,5 für den Herausforderer Bobby Fischer. Der Wettkampf schien praktisch schon entschieden, denn Titelverteidiger Boris Spassky hatte aus den letzten acht Partien nur 1,5 Punkte geholt. Doch in der elften Partie schlug Spassky zurück und fügte Fischer in der Najdorf-Variante eine vernichtende Niederlage zu.