Wijk: Unterhaltsame Partien und Giris erster Sieg

von Johannes Fischer
20.01.2017 – Die sechste Runde des Tata Steel Turniers in Wijk aan Zee brachte erneut eine Reihe interessanter Partien. Für eine Überraschung in der Eröffnung sorgte erneut Adhiban Baskaran: er griff mit Weiß gegen Wesley So zum Königsgambit. Doch trotz der gewagten Eröffnung endete die Partie mit Remis. Zu seinem ersten Sieg in diesem Turnier kam Anish Giri, der gegen Ian Nepomniachtchi gewann. Für den zweiten Sieg der Runde sorgte Wei Yi, der das zu ehrgeizige Angriffsspiel Richard Rapports kühl konterte. Mehr...

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Runde 6

Für ein schnelles Remis zum Auftakt der Runde sorgten Levon Aronian und Magnus Carlsen. Aronian hatte Weiß und wählte im 22. Zug in einem Slawen eine taktische Abwicklung, die zu einem vollkommen ausgeglichenen Endspiel führte. Im 30. Zug endete die Partie mit Remis.

Levon Aronian

Magnus Carlsen

Magnus Carlsen spielte sein zweites kurzes Remis mit Schwarz in Folge (Foto: Alina l'Ami)

Adhiban Baskaran sorgte in seiner Partie gegen Wesley So erneut für eine Überraschung in der Eröffnung. Er griff mit Weiß zum Königsgambit, einer in Topturnieren fast nie gespielten Variante. Dem wollte So nicht nachstehen und revanchierte sich mit einem Bauernopfer, um den weißen König im Zentrum zu halten. Ernsthaft gefährdet war die weiße Stellung jedoch nie und nach ein paar taktischen Scharmützeln im Mittelspiel kam es schließlich zu einem ausgeglichenen Endspiel, das im 39. Zug mit Remis endete. Mit diesem Remis verteidigte So seine Position als alleiniger Spitzenreiter.

Adhiban Baskaran

Anish Giri kam in Runde sechs zu seinem ersten Sieg. Er besiegte Ian Nepomniachtchi mit Weiß in der Najdorf-Variante mit 5.g3. Nepomniachtchi leistete sich im 15. Zug mit 15...h6?! eine kleine Ungenauigkeit, die Giri dazu nutzte, zwei Züge später mit 17.Lxh6! eine taktische Abwicklung einzuleiten, die zu einem günstigen Endspiel für Weiß führte. Nach weiteren Ungenauigkeiten Nepomniachtchis in schwieriger Stellung sicherte sich Giri mit einem weiteren taktischen Trick im Endspiel den Sieg.

Anish Giri

Ian Nepomniachtchi

Ein glücklicher Anish Giri nach der Partie (Foto: Alina l'Ami)

Ein unspektakuläres Remis spielten Pavel Eljanov und Sergey Karjakin. Nachdem Eljanov Karjakins Einladung zu einer Berliner Variante mit 4.d3 abgelehnt hatte, entstand eine geschlossene Stellung, in der beide Seiten mit langsamen Manövern versuchten, Fortschritte zu machen - allerdings ohne viel Erfolg. Kurz vor dem 40. Zug führte dann eine Zugwiederholung zum Remis.

Pavel Eljanov

Für die wildeste Partie der Runde sorgte die Jugend - Richard Rapport und Wei Yi. Wie so oft war es Rapport, der nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 mit 4.Sc4!? ungewohnte Wege betrat. Mit dem zweischneidigen Bauernvorstoß 10.b4!? sorgte er für eine zweischneidige und komplexe Stellung. Den Engines gefiel das weiße Spiel und sie sahen Rapport nach der Eröffnung deutlich im Vorteil. Diese Einschätzung änderte sich allerdings, als Rapport im 20. Zug mit 20.Lxb7+? ein inkorrektes Figurenopfer brachte. Das zerrte zwar den schwarzen König ins Freie, aber Matt setzen konnte ihn Weiß dort nicht. Stattdessen geriet der weiße König in Bedrängnis und fiel am Ende einem Mattangriff zum Opfer.

Wei Yi (Foto: Alina l'Ami)

Partie des Tages: Rapport - Wei Yi

Eine wilde Partie lieferten sich auch Pentala Harikrishna und Radoslaw Wojtaszek. Dabei schien Pentala Harikrishna lange Zeit die besseren Chancen zu haben, denn sein Königsangriff führte nach einer taktischen Abwicklung zu einer Stellung, in der er vier Bauern für einen Springer hatte. Doch nach einer Ungenauigkeit Pentala Harikrishnas konnte sich Wojtaszek konsolidieren, seine Figuren aktivieren und das Remis retten.

Pentala Harikrishna (Foto: Alina l'Ami)

Ein interessante Remispartie spielten auch Loek Van Wely und Dmitry Andreikin. Nach einer ungewöhnlichen Eröffnung kam Andreikin mit Schwarz in Vorteil und erreichte schließlich ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern. Doch Van Wely verteidigte sich hartnäckig und Andreikin fand keinen Weg zum Gewinn. So endete die Partie nach 60 Zügen mit Remis.

Loek Van Wely

Ergebnisse der 6. Runde

Runde 6 - Freitag, 20. Januar, 13.30
Aronian, L.

½ - ½
Carlsen, M.
Giri, A.

1-0
Nepomniachtchi, I.
Rapport, R.

0-1
Wei, Y.
Van Wely, L.
½ - ½
Andreikin, D.
Harikrishna, P.
½ - ½
Wojtaszek, R.
Adhiban, B.

½ - ½
So, W.
Eljanov, P.

½ - ½
Karjakin, S.

Partien der Runden 1 bis 6

 

Stand nach sechs Runden

Challengers

Im Challengers kam Bewegung ins Feld: Sitzenreiter Markus Ragger, der mit 4,5 aus 5 ins Turnier gestartet war, verlor mit Schwarz gegen Gawain Jones, der mit diesem Sieg mit Ragger gleichzog. Mit 4,5 aus 6 teilen sich die beiden jetzt die Tabellenführung. Vor der Runde waren Ilia Smirin und Jeffery Xiong neben Jones die engsten Verfolgen von Ragger, aber beide verloren in Runde 6: Smirin mit Weiß gegen Aryan Tari, Xiong mit Schwarz gegen Eric Hansen.

Spitzenreiter Markus Ragger verlor gegen...

...Gawain Jones (Fotos: Alina l'Ami)

Lei Tingjie spielte einmal mehr die längste Partie im Challengers Turnier - aber sie verlor gegen Nils Grandelius

Ergebnisse der 6. Runde

Runde 6 - Freitag, 20. Januar, 13.30
Grandelius, N.
1-0
Tingjie, L.
Hansen, E.
1-0
Xiong, J.
Dobrov, V.
½ - ½
l'Ami, E.
Lu, S.
1-0
van Foreest, J.
Jones, G.
1-0
Ragger, M.
Guramishvili, S.
0-1
Bok, B.
Smirin, I
0-1
Tari, A.

Partien der Runden 1 bis 6

 

Stand nach sechs Runden

Fotos: Alina l'Ami (Turnierseite) und Fabrice Wantiez

Turnierseite Tata Steel Chess...


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".

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