ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Rettet das Schach im TV
Nach 22 Jahren Schachpräsenz im WDR ist nun offenbar Schluss
damit. Der Kulturredakteur Dr. Claus Spahn und seine beiden Kommentatoren,
die Großmeister Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort, waren am 22.August
zum letzten Mal im Studio und präsentierten die letzte Sendung "Schach der
Großmeister".
In dieser Reihe waren im Laufe der Zeit alle großen Spieler angetreten.
Kasparov, Karpov, Kramnik, Anand, Spasski, Dr.Hübner und viele mehr haben
sich in den WDR-Studios ans Brett gesetzt. In vielen Sondersendungen gab es
Berichterstattungen von den großen Schachereignissen, wie
Weltmeisterschaften, Schacholympiaden oder den Dortmunder Schachtagen. Damit
ist es nun vorbei. Dr.Spahn ist in Rente gegangen und der WDR weiß noch
nicht, ob er das Thema Schach weiter besetzen soll. Dabei pochen die
Verantwortlichen auf die im Laufe der Zeit angeblich immer weiter gesunkene
Einschaltquote.
In einer Antwort auf eine Mail teilte der WDR mit, dass die letzte Sendung
"Schach der Großmeister" "nur" noch 0,08 Mio Zuschauer gehabt hat. Bei einer
Sendezeit nach 0.00 Uhr ist eine Zuschauermenge von 80.000 Zuschauern auf
einem dritten Programm jedoch eine ausgezeichnete Zahl. Die ebenfalls
unterhaltsame Sendung "Zimmer frei" erreichte beispielsweise beim NDR am
14.9. 2005 um 0.45 eine Zuschauerzahl von 20.000 Zuschauern. Harald Schmidt
holte bei der Wiederholung seiner ARD-Sendung um 0.15 Uhr am gleichen Tag
"nur" 30.000 Zuschauer. Selbst der James Bond-Film "Der Mann mit dem
goldenen Colt" erreichte am 13.9. um 23.45 auch nur 70.000 Zuschauer.
Die Quoten beim WDR können hier eingesehen werden...
Seit Langem gibt es eine grundsätzliche Kritik an der Ermittlung der Einschaltquoten. Die in 5200 Haushalten aufgestellten Quotenmessgeräte sollen über das Fernsehverhalten der 84 Mio Bundesbürger Auskunft gebe. Damit wird ähnlich wie in der Politik aus einer repräsentativen Stichprobe die Gesamtzahl hoch gerechnet. Während es in der Politik mit den amtlichen Wahlergebnissen noch Gegenproben gibt, liegen diese bei der Ermittlung der Einschaltquoten nicht vor. Für die über Werbung und quotenabhängige Einnahmen finanzierten Privatsender ist die Quotenerhebung sicher elementar, für die über Gebühren finanzierten Öffentlich-Rechtlichen Sender jedoch nicht. Dennoch haben sich ARD und ZDF unter dem vermeintlichen Wettbewerbsdruck durch die Privaten der Quotenhatz angeschlossen. Spartensendungen haben es zunehmend schwerer, einen Sendeplatz zu finden. Das Problem ist immerhin erkannt und so dürfen Sender mit einem Kultur-und Bildungsauftrag wie Phoenix oder KIKA auch keine Quoten erheben, um sich davon nicht abhängig zu machen.
Klaus J. Lais, Öffentlichkeitsreferent des Deutschen Schachbundes, hat auf eine Anfrage zum Schach im TV bei Otto Schily von der Sprecherin des Innenministers u.a. folgende Mitteilung erhalten: "Aus seiner Sicht verpflichtet die Verknüpfung mit der Gebührenfinanzierung die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, auch und gerade die Bereiche abzudecken, die ansonsten in den Programmen keine Berücksichtigung finden würden. Sport, und damit auch Schach als nicht-olympische Sportart, gehört zu dem Bereich, über den der öffentlich-rechtliche Rundfunk umfassend und in seiner gesamten Bandbreite zu berichten hat."
Die Quote, wenn man schon darauf schielen möchte, ist in
starkem Maße vom Sendeplatz abhängig. Früher wurde die Schachsendung
Sonntags abends ausgestrahlt, dann wanderte sie auf einen Sendeplatz nach
Mitternacht und schließlich noch von Sonntag Nacht auf die unattraktive
Montag Nacht. Es ist kein Wunder, wenn die Einschaltquoten unter diesen
Umständen immer weiter zurück gehen. In den Funkhäusern gibt es zwischen den
Ressorts und den einzelnen Redakteuren ein ständiges Gerangel um die knappen
Sendezeiten und es war für das Schach zuletzt offenbar immer schwieriger,
sich gegen die anderen Ressorts oder Redaktionen durchzusetzen. So wurde
Schach mehr und mehr aus dem normalen Sendefenster an den Rand gedrängt und
verlor auf diesem Wege auch viele Zuschauer.
Trotz allem haben sich Dr. Spahn und der WDR sehr ums Schach verdient
gemacht. Die deutsche Schachgemeinde dankt für über 20 Jahre treue und
zuverlässige Berichterstattung und Unterhaltung in Sachen Schach; diese hat
dem Schach viel öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt. Bei einem einigermaßen
attraktiven Sendeplatz außerhalb der Schlafenszeiten und einem gewissen
Lifting des Sendekonzepts sollte es möglich sein auch mit einer
Schachsendung eine viel größere Anzahl von Zuschauern zu finden.
Intelligente Unterhaltung ist es allemal. Wir Schachfreunde hoffen, dass der
WDR - oder ein anderer Sender, vielleicht mit einer modernen kombinierten
Internet und TV-Sendung wieder auf Sendung geht.
Deshalb sollten sich alle Schachfreunde beim WDR als Sachwalter des Themas
per email melden und seinen Wunsch vortragen.
Senden Sie ihr email an: fernsehen@wdr.de
oder schicken Sie einen Brief an den WDR: WDR-Fernsehen, Appellhofplatz 1, 50600 Köln.
und schreiben Sie, was Sie denken, z.B.:
Lieber WDR,
vielen, vielen Dank für über 20 Jahre tolles Schach im WDR. Damit ist ein
richtiges Stück Schachgeschichte entstanden. Aber jetzt könnt ihr uns nicht
alleine lassen. Bitte macht weiter! Und wenn die nächste Sendung zu einer
ordentlichen Zeit läuft, bin ich mit Sicherheit auch live und nicht nur mit
dem Videorekorder dabei.
André Schulz
Dokumentation:
Forum beim Schachbezirk Oberfranken...
Diskussion bei Freechess.de...
Radio-Beitrag beim SK-Kulmbach...
Pressemitteilung des Schachbezirks Oberfranken:
PRESSEMITTEILUNG
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Schachspieler kämpfen um TV-Präsenz
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Vom Schachbezirk Oberfranken geht eine Aktion aus, die mittlerweile
bundesweit für Aufsehen gesorgt hat: Die Denksportler wollen damit um die
weitere Präsenz im Fernsehen kämpfen. Nach jüngsten Entwicklungen gilt es
als unsicher, dass Schach im Fernsehen künftig noch eine Rolle spielt. "Das
war's mit Schach im Fernsehen", verbreitete sogar der Deutschen Schachbund
(DSB) auf seiner Homepage.
Auf Initiative des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im Schachbezirk
Oberfranken, Jan Fischer, sollen sich nun die Schachspieler in ganz
Deutschland gegen das drohende TV-Aus zur Wehr setzen. Jeder, dem etwas
daran liegt, dass weiterhin Schach im Fernsehen zu sehen ist, soll sich mit
einer E-Mail oder einen Brief an den WDR wenden, der über viele Jahre hinweg
als "Leuchtturm" der Fernsehpräsenz galt. Die E-Mail-Adresse lautet
fernsehen@wdr.de - die Adresse für
alle Briefe: WDR-Fernsehen, Appellhofplatz 1, 50600 Köln.
Auf der Homepage des Schachbezirks Oberfranken ist zudem ein Forum eröffnet
worden, in dem jeder registrierte Nutzer seine Meinung schreiben kann. Der
Link zum Forum:
http://www.schachbezirk-oberfranken.de/include.php?path=forum/showthread.php&threadid=45.
Auf diesen Link hat unterdessen auch der DSB auf seiner Homepage
hingewiesen; schon in den ersten Stunden sind die Zugriffszahlen auf die
Homepage auf über 300 an einem Nachmittag in neue Rekordhöhen nach oben
geschnellt.
Hintergrund der Aktion: In der Nacht zum Dienstag, 23. August, strahlte der
WDR die letzte Sendung "Schach der Großmeister" aus. Seit 1983 waren Jahr
für Jahr hochkarätige Gegner zu einer Partie angetreten, stets kommentiert
von den Großmeistern Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort. Die Partien
waren zunächst im Nachtprogramm am Wochenende übertragen worden und hatten
stets für die nächtliche Zeit hervorragende Einschaltquoten: Bis zu eine
Million Zuschauer schlugen sich die Nacht um die Ohren. In der letzten
Sendung traten Pfleger und Hort gegeneinander an und trennten sich mit einem
Remis. In der Schach-Szene und darüber hinaus auch bei vielen Schach-Laien
hatte die Sendung Kult-Status. Im Laufe der Zeit hatten sich das bayerische
Fernsehen und der NDR aus der Fernsehübertragung ausgeklinkt; nur noch der
bundesweite empfangbare WDR hatte die Sendung weiter im Programm - bis nun
heimlich, still und leise, ohne große Mitteilung, das Ende verkündet wurde.
Die Sendung wird nach Insider-Informationen deshalb aus dem Programm
genommen, weil der Kulturredakteur des WDR, Dr. Claus Spahn, in den
Ruhestand gegangen ist. Spahn war jahrelang Initiator von "Schach der
Großmeister" und galt als der Schach-Lobbyist schlechthin im Fernsehen. Ihm
war es auch zu verdanken, dass alljährlich die renommierten Dortmunder
Schachtage zu Fernsehehren kamen.
Nun scheint mit dem Ende von "Schach der Großmeister" und dem Ruhestand von
Spahn auch die komplette TV-Präsenz des Schachsports in Gefahr zu sein - und
das drei Jahre vor dem Großereignis Schach-Olympiade in Dresden. Jan Fischer
vom Schachbezirk Oberfranken meint: "Die Schachspieler in ganz Deutschland
sollten es nicht klaglos hinnehmen, dass sie im Fernsehen ausgeblendet
werden sollen!" Deshalb der Aufruf zum Protest, der inzwischen schon
zahlreiche Nachahmer gefunden hat. "Vielleicht lässt sich ja auf diesem Weg
etwas bewegen."
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Jan Fischer
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
im Schachbezirk Oberfranken
Nußhardtweg 3
95145 Oberkotzau
Telefon 09286/800510
Telefax 09285/913339
E-Mail:
presse@schachbezirk-oberfranken.de
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