Saint Louis Rapid: Nakamura und Mamedyarov an der Spitze

von Venkatachalam Saravanan
14.08.2018 – Am letzten Tag des Rapidturniers in Saint Louis verbuchte Hikaru Nakamura zwei weitere Siege und ein Remis und setzt sich dadurch zusammen mit Shakriyar Mamedyarov mit 12 Punkten (doppelte Wertung für die Rapidpartien) an die Spitze, einen Punkt vor Caruana. | Fotos: Saint Louis Chess Club

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Im Rapidteil des Saint Louis Rapid & Blitzturniers lagen am Ende zwei Spieler vorne, die ihrem Stil entsprechend bedingungslos um den Sieg kämpften, jeder auf seine Weise. 

Shakhriyar Mamedyarov ließ sich durch seine Niederlage gegen Caruana im Offenen Spanier und das Remis gegen Aronian in der Caro-Kann Verteidigung nicht beeindrucken, spielte die folgenden fünf Partien dann ohne Beachtung der herkömmlichen Eröffnungstheorie und holte fantastische 4 aus 5. Verfolgte er dabei eine spezielle Strategie? Am Ende des Spieltages sprach ich kurz mit ihm, er verneinte das:

"Das einzig Wichtige ist, dass man Spaß in den Partien hat, alles andere spielt keine Rolle. Und ich habe Spaß. Genauso werde ich auch das Blitzturnier spielen."

Shakhriyar Mamedyarov

Und wie sieht es bei Nakamura aus? Wie kam er zu seinem Comeback nach der Niederlage in der allerersten Partie?

"Nach so einer Niederlage muss man sich vor Augen halten, dass es noch acht weitere Partien gibt, ein langer Weg. Nichts übereilen, einfaches Schach spielen, das Gleichgewicht halten. So habe ich gegen Wesley So gespielt, und als ich die Partie gewonnen hatte, ging es mir wieder gut."

Obwohl seine Haltung äußerlich cool und entspannt wirkt, transformiert Nakamura sich am Brett in diese energetische, emotionale und aggressive Person, die kaum ihre Absichten verbergen kann. Das ist ganz normal für ihn.

"Ich bin Profi, am Brett will ich Vollgas gaben. Okay, jemand wie Fabiano kann stets emotionslos bleiben und in jeder Position gleich aussehen, aber ich kann das nicht. Ich kann mich nicht in dieser Weise beherrschen. Ich muss meine Emotionen rauslassen."

Ich verwies darauf, dass Nakamura ja seine besondere Stärke im Blitz hat, dass er einer der weltbesten Spieler in diesem Format sei, aber er korrigierte mich freundlich und meinte, dass es da noch jemanden anderen gäbe, dem der tag "bester Spieler der Welt" zustehe. Sieht er sich selbst als Favorit auf den Gesamtsieg? "Nun, ich will keine Voraussagen machen, aber wenn ich beim Blitzen gut starte, dann könnte ich es schaffen." Das ist Selbstvertrauen!

Die schönste und beste Partie spielte Mamedyarov gleich zu Anfang des Spieltages:

 

Nach 7...c5

8.Sg5 (ein neuer Zug an dieser Stelle?) h6 9.h4!? Natürlich bleibt sich Mamedyarov treu.

 

Stellung nach 15…d5 

16.Bg6! Wieder sehr geistreich gespielt. Mamedyarov holte sich später den ganzen Punkt nach einer beeindruckenden Partie.

Die Endphase der Partie im Video:

Leinier Dominguez beendete das Rapidturnier mit einem ausgeglichenen Ergebnis, sowohl an diesem Tag, als auch insgesamt, und holte sich dabei einen ganzen Punkt von Caruana. Die kubanische Nummer eins verteidigte ein schwieriges Endspiel ziemlich gut, dann unterlief Caruana ein dicker Fehler.

 

Nach 19...Se7

Caruana war bis hier sehr aggressiv unterwegs, blieb mit dem König im Zentrum und griff den schwarzen König an. Nach 20.d5!? exd5 21.exd5 Sxd5 22.De6+ Kh8 23.Sh4 Sf4 24.De7 Dc3? 25.Dxb7 lag Weiß vorne.

Alles lief gut, doch dann passierte etwas Unerwartetes:

 

Stellung nach 53…De4 

54.Te7?? Dxe7 Autsch! 0-1

Ein bemerkenswerter Schwindel gelang Levon Aronian in Runde acht. Maxime Vachier-Lagrave hatte in Runde 7 gegen Nakamura verloren, erreichte in Runde 8 dann aber gegen Aronian eine Gewinnstellung. 

 

Die Stellung schreit nach Taktik. Vachier-Lagrave kam mit 28...Tc4! und gegen das spektakuläre 29.Sc5 hatte er die Riposte 29...Th2! vorbereitet. Als es so aussah, als hätte sich alles gegen ihn verschworen, fand Aronian eine teuflische Falle:

 

Normale Sterbliche würden wohl das 30.Sxa4 Txe2 31.Txc4 bxc4 32.Th1 spielen und auf ein Wunder in schwieriger Position hoffen. Doch Aronian kam mit einer teuflischen Drohung nach 30.Dd3?! Die Pointe ist, dass Schwarz nun mindestens zwei "einzige Züge" finden muss, um zum ganzen Punkt zu kommen und das ist am Ende einer Rapidpartie bei knapper Bedenkzeit nicht so einfach. Vachier-Lagrave spielte richtig 30…dxc5 31.d6 Lxd6 Nun folgte 32.Dd5?!+ (Das ist Aronians Moment!).

 

Die klassische Schwindel-Schule! Hier war 32..Kh8 der einzige Gewinnzug. Danach gibt es keine gefährlich Taktik mehr. Auf 33.Dxd6 kommt einfach 33…Dc2+ 34.Ka1 Txg4 und Schwarz hat zu viel Material gewonnen. Vachier-Lagrave griff jedoch mit 32...Kh7?? fehl, denn das erlaubt 33.g6. Es folgte 33…Sxg6 34.Tg5 (Plötzlich droht Matt in 1) 34...Dc2 35.Ka1 Kh6?? (Nach 35…Sf4 geht die Partie weiter, aber Schwarz steht wohl nicht mehr auf Gewinn) 36.Tg2+. Schwarz gab auf.

Vachier-Lagrave gibt auf

Mamedyarov und Nakamura bewerteten ihre Leistungen am Ende des Live-Broadcasts:

Shakhriyar Mamedyarov und Hikaru Nakamura Im Interview mit Maurice Ashely

Stand

 

Livepartien und Kommentare des 3. Tages

 

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Kommentare von Yasser Seirawan, Maurice Ashley und Jennifer Shahade

Alle Partien des Rapidturniers

 

Übersetzt und bearbeitet von André Schulz

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Saravanan is ein IM aus Chennai im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. Seit den späten 1980er Jahren ist er für indische Zeitungen und Nachrichtenkanäle als Korrespondent tätig.

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