Gamma Reykjavik Open: Die ersten drei Runden

von Gerd Densing
08.03.2018 – Drei Runden sind in Reykjavik schon gespielt. Und nur noch drei Spieler kommen auf 100%: Mustafa Yilmaz, Vaibhav Suri und Elshan Moradiabadi. Alina l'Ami, sonst meist hinter der Kamera zu finden, startete mit 2 aus 2, verlor dann aber gegen Elshan Moradiabadi. Gerd Densing berichtet. (Foto: Gerd Densing)

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Reykjavik Open 2018 gestartet

Beschleunigtes Schweizer System und Überraschungen der ersten beiden Runden

Alle Fotos: Gerd Densing

Gestern starte in Reykjavik das diesjährige Reykjavik-Open mit 248 Teilnehmern. Wegen verspäteter Anreise und acht „bye“ in der ersten Runde wurden zu Beginn nur an 120 Brettern gespielt. Und wegen des dieses Jahr eigeplanten Ruhetages, an welchem ein Fischer-Random-Schnellschachturnier stattfindet, werden dieses Jahr beim Reykjavik-Open keine 10 sondern „nur“ 9 Runden gespielt. Da man den – vor allem jungen – Spielern, insbesondere den beiden indischen Wunderkindern die Möglichkeit der Normerfüllung nicht erschweren möchte, entschied sich der Veranstalter für das „beschleunigte Schweizer System“.

Blick in den Hafen

Während ich persönlich – irgendwo im oberen Teil der unteren Hälfte stehend – für die erste Runde eigentlich mit einem starken Spieler (FM/IM) gerechnet hatte, führte das beschleunigte Schweizer System dazu, dass das Feld „geviertelt“ wurde und die beiden oberen Hälften und die beiden unteren Hälften zugelost wurde. Für die starken Spieler bedeutete dies, dass der Elo-Unterschied nicht so groß war wie sonst beim Schweizer System. Und für die besseren Spieler der unteren Hälfte bedeutete dies entsprechend schwache Gegner. Das System führte dazu, dass bereits in der ersten Runde mehr oder weniger überraschende Ergebnisse an einzelnen Brettern zu sehen waren.

Prominenteste Beispiele für Überraschungs-Remisen waren an Brett 4 bei GM Adhiban, sowie Brett 10 bei GM Landa zu sehen. Letzterer wandelte in einer wilden Partie zwischendurch nahe am Abgrund, konnte im Endspiel mit einem Randbauern noch auf Gewinn pielen konnte und wurde dann aber vom Gegenspiel des Gegners ausgekontert.

Und da das beschleunigte Schweizer System bis einschließlich Runde 5 fortgesetzt werden soll, kam es in der zweiten Runde zu eigentlich ungewöhnlichen Konstellationen, so dass man – wie ich mit einem Punkt gegen einen deutlich stärkeren Spieler – ohne Punkt ausgelost wurde. Die Punktedifferenz soll gemäß Schiedsrichter in den folgenden Runden auf 0,5 Punkte reduziert sein und mit Runde zu Runde gleicht sich das System an und es kommen dann eher Paarungen zustande wie bei dem „normalen“ Schweizer System. Ich bin mal gespannt, was das Losglück noch so beschert. 

In Runde zwei gab es bereits mehr Überraschungen, einerseits weil der Spielstärke-Unterschied an den vorderen Brettern nicht mehr ganz so groß war und andererseits, weil der frühe Rundenbeginn um 9 Uhr vielleicht für den ein oder anderen Schachprofi zu früh war.

An den vorderen Brettern (2 – 4) gab es mehr oder weniger überraschende und ausgekämpfte Punkteteilungen. Einzig Richard Rapport gab sich an Brett 1 keine Blöße und gewann gegen IM Deimante Cornette aus Litauen.

Der Sieger des Jahres 2015, GM Erwin L’Ami (zuletzt in guter Form, u.a. ein Sieg gegen Naiditsch in der Bundesliga) erwischte einen rabenschwarzen Start. Nach einem Einsteller verlor er zunächst die Qualität und wenig später die Partie. Besser machte es seine Frau, IM Alina L’Ami, welche an Brett 20 mit einem Sieg gegen Vladimir Hamitevici gewann und einen GM-Skalp errang. Konstantin Landa gab sein zweites Remis ab und hat sich damit zunächst aus der Spitzengruppe verabschiedet.

Die beiden jungen indischen Talente IM Nihal Sarin und IM Ramesh Praggnanandhaa starteten mit je 2 aus 2 in’s Turnier. Der usbekische Jungstar IM Nodirbek Abdusattorov gab in Runde zwei ein Remis gegen einen etwas schwächeren Spieler ab.

IM Nodirbek Abdusattorov

Zur Organisation: Positiv ist zu vermelden, dass vor Beginn der ersten Runde neben einem kleinen goldfarbenen Anstecker und einem Kugelschreiber am Brett auch Wasser für alle Teilnehmer gereicht wird (Wasser gibt’s wohl dann auch in jeder Runde). Negativ: in den ersten beiden Runden hatte man noch keinen Analyseraum eingerichtet, was hoffentlich bald nachgeholt wird.

Reykjavik Open 2018 Runde 3

Die Auslosung brachte an den vorderen Tischen ein paar interessante „Generationen-Duelle.“ An Brett eins musste der junge indische IM Nahil Sarin mit schwarz gegen den Setzlistenersten, den ungarischen 2700er Großmeister Richard Rapport ran. An Brett zwei traf das zweite indische Jungtalent IM Ramesh Praggnanandhaa auf den französischen Großmeister Matthieu Cornette.

 „Pragg“ stand lange Zeit etwas unter Druck und war wahrscheinlich mit einem Remis zufrieden. Kurz vor Ende der Partie übersah er nämlich einen klaren zweizügigen Figurengewinn, was höchstwahrscheinlich zum Partiegewinn gereicht hätte.

Cornette, Praggnanandhaa

Nahil musste an Brett eins lange mit schwarz kämpfen, ehe das Remis aber hochverdient in trockenen Tüchern war.

Susan Polgar macht den ersten Zug am Brett von Nihal Sarin und Richard Rapport

Durch Remis an weiteren vorderen Brettern reduziert sich die Anzahl der Spieler mit voller Punktausbeute recht schnell. Interessant zu sehen, dass man beim beschleunigten Schweizer System auch ab Brett 41 und 42 noch suchen muss, denn auch dort gibt es Spieler (der unteren Hälfte), welche noch hätten auf drei Punkte kommen können.

Der Turnierverlauf bleibt weiter spannend. Nach dem heutigen Tag mit Doppelrunden steht morgen tagsüber für einige Teilnehmer die Golden-Circel-Tour mit speziellem Fischer-Programmpunkt auf dem Plan, ehe es um 17 Uhr in die vierte Runde des Opens geht.
 Eröffnet wurde die Runde übrigens durch den Ehrengast der Runde, der ehemaligen Frauenweltmeisterin WGM Zsuzsa Polgar. 

Sie nahm am ersten Brett für GM Richard Rapport den ersten Zug, nämlich 1. d4 vor. Grund ihres Besuchs ist einerseits, dass sie für das übermorgen stattfindende Fischer-Random-Schnellschachturnier Preise gestiftet hat. Andererseits konnte sie mit ihrem SPICE-Programm und der Webster University vereinbaren, dass ein Stipendium für einen Studienplatz ausgelobt wird für den besten U20-Turnierteilnehmer des diesjährigen Reykjavik Opens.

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Ergebnisse der 3. Runde

1 1
 
GM Rapport Richard 2715 2 ½ - ½ 2 IM Sarin Nihal 2534
 
20
2 27
 
IM Praggnanandhaa R 2507 2 ½ - ½ 2 GM Cornette Matthieu 2620
 
8
3 9
 
GM Yilmaz Mustafa 2619 2 1 - 0 2 GM Perelshteyn Eugene 2513
 
24
4 29
 
IM Christiansen Johan-Sebastian 2486 2 ½ - ½ 2 GM Lenderman Aleksandr 2600
 
12
5 13
 
GM Lagarde Maxime 2587 2 ½ - ½ 2 GM Fernandez Daniel Howard 2505
 
28
6 35
 
IM Haria Ravi 2424 2 ½ - ½ 2 GM Friedel Joshua 2562
 
16
7 17
 
GM Vaibhav Suri 2544 2 1 - 0 2 IM Bartholomew John 2477
 
30
8 19
 
GM Moradiabadi Elshan 2535 2 1 - 0 2 IM L'ami Alina 2306
 
57
9 58
 
FM Risting Eivind Olav 2304 2 0 - 1 GM Eljanov Pavel 2713
 
2
10 3
 
GM Kamsky Gata 2677 1 - 0 IM Loiseau Quentin 2427
 
34
11 33
 
GM Sundararajan Kidambi 2427 ½ - ½ GM Adhiban B. 2650
 
4
12 5
 
GM Adly Ahmed 2643 1 - 0 IM Kjartansson Gudmundur 2432
 
32
13 7
 
GM Gledura Benjamin 2632 ½ - ½ IM Kvetny Mark 2408
 
40
14 11
 
GM Can Emre 2603 1 - 0   Bick Gabriel 2416
 
38
15 43
 
IM Thorfinnsson Bjorn 2399 0 - 1 GM Grigoriants Sergey 2568
 
14
16 47
 
FM Shah Fenil 2346 ½ - ½ GM Brunello Sabino 2542
 
18
17 52
 
IM Sarkar Justin 2322 ½ - ½ GM Stefansson Hannes 2533
 
21
18 59
 
FM Stefansson Vignir Vatnar 2300 0 - 1 IM Abdusattorov Nodirbek 2518
 
22
19 23
 
GM Hjartarson Johann 2513 1 - 0 IM Kavutskiy Konstantin 2383
 
44
20 6
 
GM L'ami Erwin 2634 1 1 - 0 IM Cummings David H. 2322
 
51

Partien

 

Stand nach drei Runden

Rk. Name Pts.  TB1 
1 Yilmaz Mustafa 3,0 0,0
  Vaibhav Suri 3,0 0,0
3 Moradiabadi Elshan 3,0 0,0
4 Eljanov Pavel 2,5 0,0
  Lenderman Aleksandr 2,5 0,0
  Sarin Nihal 2,5 0,0
  Fernandez Daniel Howard 2,5 0,0
8 Cornette Matthieu 2,5 0,0
  Grigoriants Sergey 2,5 0,0
  Friedel Joshua 2,5 0,0
  Abdusattorov Nodirbek 2,5 0,0
  Mai Aron Thor 2,5 0,0
13 Johannsson Birkir Isak 2,5 0,0
14 Davidsson Oskar Vikingur 2,5 0,0
15 Rapport Richard 2,5 0,0
  Lagarde Maxime 2,5 0,0
  Haria Ravi 2,5 0,0
18 Kamsky Gata 2,5 0,0
  Adly Ahmed 2,5 0,0
  Can Emre 2,5 0,0
  Hjartarson Johann 2,5 0,0
  Praggnanandhaa R 2,5 0,0
  Christiansen Johan-Sebastian 2,5 0,0
24 Zhou Aiden 2,5 0,0
  Sikkel Dirk 2,5 0,0
26 Jonsson Olafur Gisli 2,5 0,0
27 Perelshteyn Eugene 2,0 0,0
  L'ami Alina 2,0 0,0

... 240 Spieler

 

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Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.

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