Rex Sinquefield: Milliardär und Wohltäter
Das Schach in den USA erlebt derzeit einen bemerkenswerten Aufschwung. Das Epizentrum des neuen US-amerikanischen Schachbooms steht in Missouri. Es ist das Saint Louis Chess Club and Scholastic Center mit seinen unzähligen Schachevents, die dort stattfinden. Nicht nur die großen Turniere sind ausgezeichnet dotiert, auch die Teilnehmer kleinerer Turniere werden für ihre Bemühungen mehr als ordentlich honoriert. Zudem werden unentwegt Kurse und Camps für den Schachnachwuchs angeboten. Schach ist in den USA etwas wert. Und deswegen beschäftigen sich viele damit.
Motor dieser Bewegung ist der Milliardär Rex Sinquefield. Als großzügiger Sponsor hat er den US-Schachboom initiiert und finanziert ihn. Am vergangenen Samstag feierte Rex Sinquefield seinen 75sten Geburtstag. Sein Lebenslauf liest sich wie der lebendig gewordene viel zitiere "amerikanische Traum".
Rex Andrew Sinquefield wurde am 7. September 1944 in Saint Louis geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb sein Vater. Er und sein Bruder wurden in einem katholischen Waisenhaus, dem Saint Vincent Home for Children in St. Louis, untergebracht, da die Mutter alleine nicht für die Kinder sorgen konnte. Das Waisenhaus wurde mit strenger Hand von deutschen Nonnen geführt und Rex Sinquefield lernte dort laut eigener Aussage ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Als Jugendliche kehrten die Brüder zur ihrer Mutter zurück.
Rex Sinquefield absolvierte bis 1962 die Bishop DuBourg High School und studierte danach am Diozösan Seminar des Cardinal Glennon College in St. Louis Theologie. Seinen Militärdienst absolvierte er in Fort Riley in einer geheimen Finanzeinheit der US Army. Nach seiner Entlassung studierte er Finanzwirtschaft an der Saint Louis University und an der Universität von Chicago, wo er seinen MBA machte. Im Anschluss an das Studium nahm Rex Sinquefield eine Stelle an der American National Bank of Chicago an und rief hier 1973 den ersten Imvestmentfonds mit passivem Management ins Leben ("S&P 500 passively managed index fund"). Im Lauf der nächsten sieben Jahre erwirtschafte der Fond 12 Milliarden Dollar Zugewinn.
1981 gründete Sinquefield zusammen mit David Booth mit der "Dimensional Fund Advisors" den ersten passiven Fonds, der sich auf kleine Unternehmen konzentrierte, die in großen institutionellen Portfolios üblicherweise ignoriert werden. Zum 30. Juni 2018 verwaltete der Fond ein Vermögen von mehr als 582 Milliarden US-Dollar.
Sinquefield hatte sich bereits 2005 "aus Langeweile" aus dem Dimensional Fund Advisors zurückgezogen. Er ging zurück nach Saint Louis und betätigte sich nun in der Politik und in Wohlfahrtsunternehmungen. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten gründete Rex Sinquefield das Show-Me Institut, eine Art Think Tank, der Studien zur Optimierung von öffentlichen Aufgaben in Auftrag gab. Das Institut war liberal-konservativ ausgerechnet und setzte auf einen freien Markt. Durch seine Arbeit und seinen Einfluss sorgte das Show-Me Institut dafür, dass Missouri der erste Staat in den USA wurde, in dem sich Arbeitgeber an den Gesundheitskosten seiner Arbeitnehmer beteiligte.
Sinquefield wurde Geldgeber beider Partien in Missouri und unterstütze verschiedene Kampagnen mit größeren Beträgen in Millionenhöhe. Sein besonderes Augenmerk galt dabei Themen wie Verbesserung der öffentlichen Bildungseinrichtungen, Steuerreform mit dem Ziel der Steuerreduzierung und Verbesserung der Regierungsarbeit.
Foto: Rex Sinquefield.com
Neben den politischen Aktivitäten war Rex Sinquefield als Mäzen an vielen Initiativen mit allgemeinem gesellschaftlichen Charakter beteiligt und unterstützte zusammen mit seiner Frau Jeanne unzählige Organisationen zur Verbesserung der Bildungseinrichtungen. 2009 spendete das Paar anderem eine Million US-Dollar für die University of Missouri's School of Music. Auch das St. Vincent Home for Children, in dem Rex Sinquefield und sein Bruder einst aufgewachsen sind, wurde von ihm mit größeren Geldbeträgen ausgestattet.
Das Saint Louis Chess Club and Scholastic Center in Saint Louis wurde 2007 ins Leben gerufen. Das erklärte Zeil war und ist: "Ein Unterrichtsprogramm anzubieten, um das Schachspiel zu lehren, seinen Bildungsauftrag durch Öffentlichkeitsarbeit und lokale und nationale Partnerschaften zu fördern und um damit das Bewusstsein für den erzieherischen Wert des Schachspiels zu erhöhen."
2010 holte Rex Sinquefield auch die "World Chess Hall of Fame" nach Saint Louis und richtete es als Schachmuseum mit wechselnden Ausstellungen ein.
Seit der Gründung des Saint Louis Chess Center vor über 10 Jahren hat Rex Sinquefield einige zig Millionen Dollar in das Schach gesteckt und Saint Louis mindestens zur Schachhauptstadt der USA gemacht. Dank der magnetischen Wirkung des Centers ist Fabiano Caruana in die USA zurückgekehrt und spielen nun Wesley So und Leinier Dominguez unter US-amerikanischer Flagge. Zusammen mit Hikaru Nakamura und Sam Shankland bilden sie eines der besten Nationalteams der Welt. Viele junge US-Talente sind inzwischen ebenfalls auf dem Weg in die Weltspitze.
Rex und Jeanne Sinquefield | Foto: Grand Chess Tour
Auch Garry Kasparov ist häufiger Gast in Saint Louis, wurde von Rex Sinquefield 2010 und 2014 bei seinen Wahlkampagnen für den Weltschachbund unterstützt und ließ sich überreden für Schaukämpfe wieder am Brett zu sitzen. Die Übertragungen der Saint Louis Turniere ins Internet können mit andere Sportübertragungen locker mithalten und sind für die Schachberichterstattung beispielhaft. Kaum jemand hat soviel für die Popularisierung des Schachs getan wie Rex Sinquefield.
Saint Louis Chess Center...
World Chess Hall of Fame...