Chào Viet Nam!
Von Bernd Rosen
Fotos: Bernd Rosen, Thomas Pähtz, Max Berchtenbreiter, Familie Möhn
Nun ist unsere Expedition nach Vietnam schon wieder Vergangenheit, uns bleibt
nur ein von vielen sicher ernst gemeintes „Auf Wiedersehen!“. Nachzutragen sind
die Ereignisse des letzten Tages, und ein kurzes Fazit möchte ich ebenfalls
ziehen.
Filiz Osmanodja mit Vater und Bernd Rosen
Noch wichtiger als die Vizeweltmeisterschaft von Filiz Osmanodjafür ist
sicher die Tatsache, dass wir vor Ort von Krankheiten und Unfällen verschont
blieben und wohlbehalten wieder in Deutschland angekommen sind. Letzteres ist
gar nicht so selbstverständlich, wie uns eine überraschende Begegnung am
Flughafen in Ho Chi Minh City zeigte: Unser kolumbianischer Schachfreund Luis
Fernando Rodriguez berichtete aufgeregt, dass seine Tochter und er selbst viel
zu spät am Flughafen ankamen, weil bei der Abflugzeit wohl ein Missverständnis
unterlaufen ist. Jetzt müsse er drei Tage auf die nächste Flugmöglichkeit nach
Hause warten und solle außerdem noch ein neues Ticket kaufen. Trotz der Sorge um
die aktuelle Situation berichtete er mir strahlend, mein Foto von ihm und
unserem Delegationsleiter Hartmut Jorczik werde in Kolumbien bereits im Internet
verbreitet.
Dennis Wagner
Außer Filiz gelangte auch Dennis Wagner mit einem energischen Schlussspurt (3
aus 3) unter die ersten 10 in der Altersgruppe U12: 7,5 Punkte und 9. Platz
lautete sein ausgezeichnetes Endergebnis. Eine ähnliche Platzierung wäre auch
für Julian Jorczik, Max Beerchtenbreiter und Jens Kotainy möglich gewesen, aber
von diesen Dreien schaffte nur Max ein Remis. Immerhin blieben nur vier unserer
Starter unter 50%, alle erreichten mindestens 4,5 Punkte.
Sophia Schmalhorst
Hervorzuheben ist noch die tolle Leistung von Sophia Schmalhorst (U12), die 7
Punkte erzielte. Punkte und abschließende Platzierungen sind bei
chess-results.com einsehbar. Hier einige weitere Impressionen von der
letzten Runde:
Letzte Anweisungen von Ignatius Leong
Vermisst jemand seine Teilnehmerurkunde?
Filiz Osmanodja – Bodda Pratjusha
Lea Maria Brandl
Xianling Xu mit 6,5 Punkten!
Die Meisterschaftszeitung
WM? Nichts ist spannender als ein gutes Buch?
Überragende Nation bei dieser Weltmeisterschaft war Indien, die die
Medaillenwertung mit großem Vorsprung anführt. Hier hat Viswanathan Anand
offensichtlich eine totale Schachbegeisterung ausgelöst, die in wenigen Jahren
auch in der Spitze zu einer beeindruckenden Leistungsdichte geführt hat.
Inzwischen hatten wir uns schon daran gewöhnt, dass bei dieser WM alles ein
bis drei Nummern größer ist. „Natürlich“ wurde auch die Abschlussveranstaltung
wieder live und landesweit im Fernsehen übertragen. Die deutsche Fahne hielt bei
dieser Veranstaltung unsere Silbermedaillengewinnerin Filiz hoch, hier einige
Fotos von der Siegerehrung:
Zu dem tollen WM-Erlebnis tragen natürlich auch die persönlichen Begegnungen
mit Menschen aus der ganzen Welt bei. Jonathan Carlstedt freundete sich mit
seinem Gegner aus der 6. Runde an: Der Türke Ertan Can spricht dank seiner in
Köln lebenden Großmutter akzentfrei deutsch. Nach der Partie gegen den Iraner
Toufighi Homayoon beobachtete Jonathan, dass dieser ausgerechnet mit den
israelischen Spielern (!) ein besonders freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Besondere Verbrüderungsszenen spielten sich zwischen unseren Jugendlichen und
der italienischen Delegation ab; ein Fußballspiel Deutschland – Italien,
geleitet von zwei türkischen Schiedsrichtern, endete mit einem „historischen
Sieg“ (Max Berchtenbreiter) unserer Auswahl – leider habe ich das exakte
Endresultat schon wieder vergessen:
Ich selbst kam am Ende unseres Aufenthalts mit unseren beiden „Volunteers“
Diëm und Phuong ins Gespräch. Die beiden jungen Damen studieren im ersten Jahr
Englisch und können sich genauso wenig vorstellen, ab Montag wieder im
Alltagstrott zu stecken wie ich, dann wieder an meinem Schreibtisch im Büro
sitzen. Diëm berichtete, dass sie schon einmal bei einem großen Turnier als
Volunteer mitgemacht habe, dabei habe es sich aber um ein Turnier im
chinesischen Schach gehandelt. Beide jungen Damen bestanden auf einem
Abschiedsfoto, und da ich mir keine Klagen über nicht veröffentlichte Bilder
einhandeln will (unvorsichtiger Weise haben wir die Emailadressen
ausgetauscht!), hier beide Fotos:
B.R. mit Phuong (Aufnahme Diëm)
B.R. mit Diëm (Aufnahme Phuong)
Unser Hotel bat alle Delegationen, sich mit einem persönlichen Kommentar im
Gästebuch einzutragen. Nach einer Nachtschicht gelang es uns tatsächlich, ein
der Gastfreundschaft unserer Gastgeber angemessenes Dokument zu fabrizieren, das
wir hier im pdf-Format dokumentieren möchten:
Zum Vergrößern anklicken
Vung Tau ist ein Badeort, und da unser Bus erst am Nachmittag in Richtung
Flughafen startete, nutzten einige Spielerinnen und Eltern die Chance,
wenigstens für einen Vormittag Badeurlaub zu spielen.
Vietnam hat einige andere Kuriosa zu bieten. Zunächst noch einmal ein
ungewöhnlich öffentlicher Ort für ein Schläfchen:
Von einem Fehldruck bei Briefmarken habe ich schon mal gehört – aber bei
Omnibussen? Suchbild mit einem unerklärlichen Unterschied:
Zum guten Schluss noch eine Merkwürdigkeit: Die Vietnamesen zeichnen auf dem
Lageplan zwar genau ein, wo die Mattsau sitzt, wissen aber nicht einmal, wie
diese korrekt geschrieben wird:
„I am very sad – all are very friendly and now you leave at the same moment!“
trauerte Diëm einer bemerkenswerten und schönen Zeit nach. Liebe Diëm – wir
trauern auch und mancher von uns meint es buchstäblich, wenn er sagt:
„Auf Wiedersehen, Vietnam! - Chào Viet Nam!“