24.02.2022 – Vincent Keymer wehrte sich in seinem Viertelfinalmatch gegen den Schnellspieler Ian Nepomniachtchi nach Kräften, verlor aber doch ein seiner Parten und schied aus. Trotzdem konnte der 17-jährige mit dem Turnierergebnis zufrieden sein. Neben Nepomniachtchi erreichten auch Magnus Carlsen, Vladislav Artemiev und Andrey Esipenko das Halbfinale. | Fotos und Grafiken: Chess24
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Im ersten Teil der Videoreihe werden wir uns mit 6. Lg5, 6. Le3, 6. Le2 und 6. Lc4 die
vier Hauptzüge von Weiß anschauen.
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Tolle Leistung von Vincent Keymer in der Vorrunde des Airthings Masters. Als zweitjüngster Spieler nach Praggnanandhaa und Debütant in der Champions Chess Tour schaffte der junge deutsche Großmeister den Sprung unter die letzten Acht. Als Achter spielte er im Viertelfinale gegen den ersten der Vorrunde, Ian Nepomniachtchi - eine schwierige Aufgabe.
Nepomniachtchi ist praktisch eine Neuauflage des jungen Anand. Er zieht sofort und seine Züge sind stark. Als Gegner von Nepomniachtchi ist man ständig am Zug und damit auch ständig unter Druck. In der ersten Matchpartie gegen Keymer hatte Nepomniachtchi nach 20 Minuten etwa 16 Minuten auf der Uhr, eine Minute mehr als am Partieanfang. Für jeden Zug erhalten die Spieler ja 10 Sekunden Zeitzugabe. Vincent Keymer hatte zu diesem Zeitpunkt gerade einmal noch sechs Minuten Zeit übrig.
Keymers Stellung, mit Schwarz in einem ruhigen Abspiel der Najdorf-Variante, war dabei völlig Ok. Nach 40 Zügen hatte Nepomniachtchi immer noch knapp 10 Minuten auf der Uhr, also nur ein Drittel seiner Zeit verbraucht, während Keymers Zeitpolster auf unter zwei Minuten geschrumpft war, in einem ausgeglichenen Endspiel mit Türmen und Leichtfiguren. Nach dem Turmtausch blieben ungleichfarbige Läufer und eine Reihe von Bauern übrig. Keymer nahm Nepomniachtchi dann noch einen Bauern weg, stand nun theoretisch besser, aber nicht gut genug für einen Gewinn. Remis. Der erste Sturm war überstanden.
Die zweite Partie mit Vincent Keymer als Weißspieler sah ein Fianchetto-Grünfeld, in dem das Gleichgewicht nie beeinträchtigt war. Nepomniachtchi startete die Partie mit 15 Minuten und beendete sie mit 15 Minuten und 4 Sekunden. Aber auch Keymer verbrauchte hier nur die Hälfte seiner Zeit.
In der dritten Partie stand erneut eine ruhige Variante im Najdorf-Sizilianer auf dem Brett. Nepomniachtchi gewann im Endspiel einen schwachen schwarzen a-Bauern und wandelte seinen eigenen c-Freibauern um, was ihm die Führung in diesem Match einbrachte.
In der vierten Partie musste Keymer mit Weiß gewinnen, um noch den Stichkampf zu erreichen, und erreichte folgende Position:
[Die Stellung entstand aus der Semi-Tarraschvariante. Keymer, mit Weiß, musste die Partie gewinnen, um in den Stichkampf zu kommen. Schwarz zog hier]
19...d4?! [19...Tfe8=] 20.exd4 Sxd4
[Und hier war 21.Sd5 eine gute Möglichkeit für Weiß.
a) 21...Sxd5 22.Dxd4 f6 23.Tfd1 Sb6 24.Dg4 mit Gewinn
b) Besser ist 21...Lb6 22.Lxd4 (22.Sxb6 Dxb6 23.Lxd4 Txd4 taugt nichts.) 22...Sxd5 23.Lxb6 Dxb6 24.Lxd5 Da5 25.Lxf7+ Txf7 26.Dg4 mit Bauernplus für Weiß.]
[Weiß spielte stattdessen 21.Se2 und erreichte nichts. Die Partie endete remis. Vincent Keymer war damit ausgeschieden, konnte aber mit dem Turnier trotzdem zufrieden sein.
Vielen Dank an alle, die mir während des Airthings Masters die Daumen gedrückt haben. Es war ein tolles Turnier!#ChessChamps#AirthingsMasters
"Wann hat man schon einmal Gelegenheit, gegen so viele Spieler mit Elo über 2750 zu spielen. Und dann auch noch ein Match gegen Nepomniachtchi. Das Turnier lief auf jeden Fall viel besser als erwartet", freute sich Keymer hinterher im Interview. Mit der Teilnahme an der K.o.-Runde hat sich Keymer automatisch für das nächste Champions Chess Turnier qualifiziert. Allerdings überschneidet sich dies mit dem zweiten Berliner Grand Prix.
Nepomniachtchi wurde gefragt, wen er sich denn im Halbfinale wünsche. "Nicht Hansen", antwortete er. "Warum nicht," wurde weiter gefragt. "Ich habe Angst", meinte Nepomniachtchi, der in der Vorrunde gegen den Kanadier verloren hatte.
Mit einem Sieg startete Magnus Carlsen in sein Match gegen Le Quang Liem.
22.Tc1 Sxb3 23.Txc2 f6 24.Kf1 Tb8 25.Lc3 [Schwarz steht sehr labil am Damenflügel.]
25...Kf7? [Besser war 25...Td8 26.Tb2 Sc5 27.Sxb6 (27.Sxc5 Lxc5 28.Lxa5 Lxa3 29.Lxc7) 27...cxb6 28.Txb6 Td3 29.Lxa5 Txa3 Mit Vorteil für Weiß, der zum Sieg aber nicht reicht.]
26.Tb2 [Da ist es passiert. Der Springer kommt nicht mehr ohne Verluste weg.]
26...La7 27.Ke2 [Der weiße König macht sich zum Abkassieren auf den Weg.]
Die zweite Partie endete Remis. In der dritten Partie hatte Carlsen zu optimistisch gespielt, kam in Schwierigkeiten, rettete sich aber in ein Endspiel Turm und Springer gegen Turm, das theoretisch remis ist. Nachdem auch die vierte Partie remis endete, stand Carlsen im Halbfinale.
Auch Ding Liren war gegen Vladislav Artemiev mit einem Sieg gestartet. In einer Abtauschvariante des Damengambits war Artemiev beim Übergang ins Endspiel mit Turm und Läufer ein Bauer abhanden gekommen, was Ding zum Gewinn der Partie reichte. Artemiev schlug aber in der 3. Partie zurück und gewann dann auch noch die vierte Partie, damit auch das Match.
Im Match zwischen Andrey Esipenko und Erich Hansen leistete Esipenko für Nepomniachtchi Schützenhilfe und schaltete den Kanadier mit Siegen in der dritten und vierten Partie aus.
Damit sind drei Russen im Halbfinale. Carlsen spielt gegen Artemiev und Nepomniachtchi gegen Esipenko.
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