Gut in Form: Sam Shankland
Sam Shankland begann 2018 mit einer Elo-Zahl von 2668 und auf diesem Niveau hat er sich seit 2015 bewegt. Fünf Monate später liegt er in der Live-Elo-Liste mit einer Zahl von 2727,2 auf Rang 27 der Weltrangliste. Dieser rasante Aufstieg ist einfach zu erklären: In den letzten drei Monaten hat Shankland drei starke Turniere in Folge gewonnen.
Bei der US-Meisterschaft im April verwies Shankland die drei Favoriten Fabiano Caruana, Hikaru Nakamura und Wesley So auf die Plätze, ein paar Wochen später gewann er das Capablanca Memorial in Havanna mit anderthalb Punkten Vorsprung auf Alexey Dreev, und nur 12 Tage nach seinem Sieg in Havanna flog er nach Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, und gewann dort die Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften.
Sam Shankland und Diego Flores, Sieger und Zweitplatzierter bei den Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften | Foto: Schachverband Uruguay
Shankland startete in Montevideo als Favorit und lag nach acht Runden auch gemeinsam mit Neuris Delgado und Diego Flores in Führung. In Runde 9 spielte Shankland gegen Argentiniens Nummer eins, Sandro Mareco. Die Partie endete nach 26 Zügen mit Remis und das erlaubte Diego Flores die Führung zu übernehmen. Er überspielte seinen Konkurrenten Delgado positionell:
In der zehnten und vorletzten Runde spielte Shankland mit Schwarz gegen Jeffery Xiong, eines der zur Zeit größten US-amerikanischen Talente. Zwei Monate zuvor, in der US-Meisterschaft im April in St. Louis hatten Xiong und Shankland das letzte Mal gegeneinander gespielt, und diese Partie war ziemlich schnell Remis geworden. Doch ihre Begegnung in Montevideo verlief viel dramatischer. In einem scharfen Sizilianer opferte Shankland im 16. Zug eine Qualität auf c3, ein typisches Motiv in diesen Stellungen: 16...Txc3:
Schwarz am Zug
Dem Computer gefiel dieses Qualitätsopfer, aber damit war die Partie noch lange nicht vorbei. Doch im weiteren Verlauf zeigte Shankland, warum Läuferpaar und Freibauern gefährlich sind:
Weiß gab auf
Tabellenführer Diego Flores kam gegen Robert Hungaski nicht über ein Remis hinaus und damit lagen Shankland und Flores vor der letzten Runde gemeinsam in Führung. Beide mussten in der Schlussrunde gegen Internationale Meister spielen, die ungefähr 200 Elo-Punkte weniger als Shankland bzw. Flores auf die Waage brachten. Shankland spielte gegen den jungen Argentinier Tomas Sosa, den Sieger des Blitzturniers. Sosa geriet bereits in der Eröffnung auf Abwege und nach der weiteren Ungenauigkeit 18...e5 im 18. Zug war die Partie dann schnell entschieden:
Weiß am Zug
Nach 19.dxe5 Lxe5 20.Ld3 g6 beendete Shankland Partie und Turnier stilvoll:
Der weiße Angriff am Königsflügel ist zu stark
Die Stellung schreit geradezu nach einem Opfer: 21.Lxg6! hxg6 22.Txg6+ Lg7 28.Th4 und gegen die weißen Türme konnte Schwarz nicht viel ausrichten. Sosa versuchte noch ein Dauerschach aufs Brett zu zaubern, aber nach 33 Zügen war die Partie dann endgültig vorbei.
Aber mit diesem Sieg war Shankland noch keineswegs alleiniger Turniersieger. Denn Diego Flores, sein Konkurrent im Kampf um Platz eins, stand gegen den Peruaner Brian Escalante klar besser. Zumindest bis zum 29. Zug:
Weiß am Zug
Hier spielte Flores 29.Kf2? anstelle der korrekten Fortsetzung 29.d4, was den schwarzen Bauer auf einem weißen Feld lässt, wo er später vom Läufer angegriffen werden könnte. Wenig später kam Escalante zum Ausgleich und nach 35 Zügen einigten sich die Spieler auf Remis.
Flores (rechts) zu Beginn seiner Partie gegen Delgado | Foto: Schachverband Uruguay
Flores gewann in Montevideo sieben seiner elf Partien, aber das reichte am Ende nur zum zweiten Platz.
Der Kampf um die Plätze - und die Qualifikation für den World Cup
Aber mit dem Remis gegen Escalante hatte sich Flores Platz zwei und damit auch die Qualifikation für den World Cup in Batumi 2019 gesichert, denn den vier Erstplatzierten der Amerikanischen Kontinentalmeisterschaften winkten Fahrkarten zum World Cup. Aber diese vier Plätze wurden nicht nach Wertung vergeben. Shankland war alleiniger Erster, Flores alleiniger Zweiter, aber die sieben Spieler, die sich mit je 8 aus 11 die Plätze 3 bis 10 teilten, mussten in einem Schnellturnier mit einer Bedenkzeit von 15+10 um die zwei noch offenen Plätze kämpfen.
Das waren Jorge Cori, Emilio Cordova, Kevin Cori und Brian Escalante aus Peru, Sandro Mareco aus Argentinien, Pablo Salinas aus Chile und Robert Hungaski aus den USA.
Die Auslosung für das Stechen | Foto: Schachverband Uruguay
Hier setzten sich die beiden peruanischen Großmeister Jorge Cori und Emilio Cordova durch - sie dürfen 2019 beim World Cup in Batumi starten.
Übertragung aus dem Englischen: Johannes Fischer
Schlussstand (Top 20):
Schlussstand — Tiebreak
1 |
GM |
Cori Jorge |
2659 |
PER |
* |
½ |
1 |
½ |
1 |
1 |
1 |
5,0 |
0 |
2 |
GM |
Cordova Emilio |
2621 |
PER |
½ |
* |
0 |
½ |
1 |
1 |
1 |
4,0 |
0 |
3 |
GM |
Mareco Sandro |
2643 |
ARG |
0 |
1 |
* |
½ |
1 |
1 |
0 |
3,5 |
0 |
4 |
IM |
Cori Quispe Kevin Joel |
2468 |
PER |
½ |
½ |
½ |
* |
0 |
½ |
1 |
3,0 |
0 |
5 |
IM |
Escalante Ramirez Brian Sebasti |
2422 |
PER |
0 |
0 |
0 |
1 |
* |
1 |
½ |
2,5 |
0 |
6 |
GM |
Hungaski Robert |
2510 |
USA |
0 |
0 |
0 |
½ |
0 |
* |
1 |
1,5 |
0 |
|
IM |
Salinas Herrera Pablo |
2463 |
CHI |
0 |
0 |
1 |
0 |
½ |
0 |
* |
1,5 |
0 |
Partien
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