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Fotos: Eteri Kublashvili (Russischer Schachverband)
Vergangenen Samstag fand im Haus des Moskauer Zentral-Schachklubs der 13. Kongress des Russischen Schachverbandes statt. Im Rahmen dieser Versammlung waren die Delegierten aufgefordert , einen neuen Aufsichtsrat und einen neuen Aufsichtsratvorsitzen zu wählen. Bislang wurde der Russische Schachverband von Andrey Filatov als Aufsichtsratsvorsitzenden geleitet. Filatov stellte sich auch als einer der Kandidaten für eine neue Amtsperiode zur Verfügung. Darüber hinaus hatten sich in der Zeit vor der Wahl sechs weitere Kandidaten aufstellen lassen: Zaurbek Malsagov (Republik Kabardino-Balkarien), Sergey Nesterov (Republik Krim), Andrey Selivanov (Republik Nordossetien-Alanien), Ivan Starikov (Republik Karatschai-Tscherkessien), Eduard Suboch (Oblast Rostow) und nicht zuletzt Kirsan Ilyumzhinov (Ralmückien), amtierender FIDE-Präsident.
Vorstand des Schachverbandes
Kirsan Ilyumzhinov, ist seit 1995 Präsident des Weltschachbundes, doch in jüngster Zeit ist sein Einfluss innerhalb der FIDE deutlich zurück gegangen. Der Grund für diese Entwicklung ist dem Umstand geschuldet, dass Ilyumzhinov als Anteilseigner einer russischen Bank wegen Geschäfte mit der syrischen Regierung auf eine schwarze Liste des US-Schatzamtes gesetzt wurde. Das Embargo der USA hat unmittelbare Auswirkungen auf die geschäftlichen Aktivitäten des Weltschachbundes. Versuch von Ilyumzhinov, sich gegen das US-Embargo zur Wehr zu setzen, waren vergeblich. Der FIDE- Präsident konnte auch seinen organisatorischen und repräsentativen Pflichten bei der letzten Schachweltmeisterschaften in den USA nicht nachkommen, da er dort nicht einreisen kann.
Die zum Teil sehr intensiven Diskussionen innerhalb des FIDE-Präsidiums führten Anfang 2017 zu einem vermeintlichen Rücktritt von Ilyumzhinov. Auf der FIDE-Webseite wurde der Rücktritt des Präsidenten schon offizielle vermeldet, doch dann kam umgehend eine Dementi aus Moskau." Man hätte ihn falsch verstanden. Sein Englisch sei nicht so gut," erklärte Ilyumzhinov das Missverständnis. Der formale Rücktritt wurde bald danach im Zuge einer Präsidiums-Sondersitzung auch vom restlichen FIDE-Präsidium widerrufen. Allerdings wurde auch klar gestellt, dass Ilyumzhinov eigentlich nur noch auf dem Papier Präsident der FIDE ist. Ein Großteil der Aufgaben hat FIDE-Vize Georgios Makropoulos übernommen.
Die nächsten Präsidiumswahlen stehen beim FIDE-Kongress während der Schacholympiade in Baku an. Sie findet vom 23. September bis 7. Oktober statt. Die Auguren sind sich recht sicher, dass dies die letzte Amtszeit von Kirsan Ilyumzhinov ist, der in die Geschichte des Weltschachbunde allerdings als der Präsident mit der längsten Amtszeit eingehen wird. Als der damalige Präsident der russischen Republik Kalmückien als Nachfolger von Florencio Campomanes das Amt übernahm, war die FIDE nahezu pleite. Ilyumzhinov wurde nicht nur Präsident der FIDE, er war auch ihr bester Sponsor. Die Quellen seiner Finanzspritzen waren zwar bisweilen dubios, doch letztlich störten sich die Schachspieler nicht daran. Über Ilyumzhinov erfuhr die FIDE auch einige Unterstützung durch russische Oligarchen- und Regierungskreise. Einige Veranstaltungen hätten ohne diese Unterstützung vielleicht nicht stattgefunden. So gab es 2014 keinen Ausrichter für die Weltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand. Schließlich sprang die russische Regierung ein und bot Sotschi als Austragungsort an. Putin kam damals sogar zur Preisverleihung.
Die Delegierten
Wenn tatsächlich Ende des Jahres ein neuer Präsident der FIDE gewählt wird, dann hat Ilyumzhinov nicht weniger als 23 Jahre die FIDE geleitet. Regelmäßig versuchte eine (laut-)starke Opposition, ihn aus dem Amt zu drängen, doch das gelang nie. 2006 in Turin gewann Ilyumzhinov gegen Bessel Kok, 2010 setzte er sich in Khanty-Mansiysk gegen Karpov durch, der von Kasparov unterstützt wurde. 2014 trat Kasparov in Tromsö selber an, hatte aber gegen den Amtsinhaber auch keine echte Chance. Die Wahlkämpfe vor den Präsdiumswahlen wurden stets mit harten Bandagen geführt. Und es gab immer Gerüchte - und auch mehr - über unlautere Methoden.
Ilyumzhinov hat angedeutet, dass er sein Amt auch über 2018 hinaus weiterführen möchte. Die frühere Unterstützung bei den Präsidiumskollegen scheint er aber nicht mehr zu haben. Für eine Wachablösung fehlte allerdings bisher eine wichtige Voraussetzung: ein Gegenkandidat. Tatsächlich hatte für die kommende Wahl bei der Schacholympiade in Baku noch niemand offiziell seinen Hut in den Ring geworfen.
Die etwas überraschende Kandidatur von Kirsan Ilyumzhinov für das Amt des Aufsichtsratsvorsitzen im Russischen Schachverband wurden als Vorwahlkampf im Hinblick auf die FIDE-Wahlen gedeutet. Ilyumzhinov wolle Einfluss auf den wichtigen Russischen Schachverband gewinnen, glaubte Beobachter.
Ilyumzhinov fand in seiner Kandidatur Unterstützung durch den früheren Präsidenten des Europäischen Schachverbandes Silvio Danailov. Danailov gehörte einst zum engeren Kreis des FIDE-Präsidenten und des Präsidiums, befindet sich nun aber im Streit mit dem FIDE-Präsidium unter dessen kommissarischem Leiter Georgios Makropoulos. Die FIDE und die ECU hatten Danailov und den Bulgarischen Verband wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten sanktioniert. Während seiner Zeit als ECU-Präsident - 2014 wurde er abgewählt - und Präsident des Bulgarischen Verbandes soll Danailov mit Hilfe der Scheinfirma "ECU plc" den bulgarischen Staat um eine Summe in Millionenhöhe betrogen haben. Der Vorgang ist noch Gegenstand einer Untersuchung, der bulgarische Schachverband verlor aber seine Anerkennung als Sportverband. Wegen beleidigenden Äußerungen über den Nachrichtendienst Twitter drohte Andery Filatov Danailov kürzlich mit einer Verleumdungsklage.
Von außen hatte man bislang nicht den Eindruck, als benötige der Russische Schachverband eine neue Führung. Unter der Leitung des Geschäftsmannes Andrey Filatov scheint der Verband gut geführt und organisiert. Der Russische Schachverband ist an vielen bedeutenden Schach-Events in Russland unmittelbar beteiligt und hat einige starke Sponsoren im Rücken. Das sahen offenbar auch die Delegierten beim 13. Kongress so, denn sie bestätigten Andrey Filatov mit großer Mehrheit in seinem Amt als Vorsitzenden des Aufsichtsrates. Noch vor der Wahl zogen Sergei Nesterov, Eduard Subach und auch Kirsan Ilyumzhinov ihre Kandidatur zurück. Boris Spassky, der kürzlich seinen 81. Geburtstag feierte, wurde zum Ehrenpräsidenten gewählt.
Als Aufsichtsratsmitgleider wurden zudem gewählt:
Amir M. Giljazov (Tscheljabinsk), Stepanyan Albert Azarapetovich (Swerdlowsk), Filipenko Wassili Alexandrowitsch (KHM-Jugra), Shakhov, Dmitrij Vladimirovich (Oblast Pskow), Vladimir Aleksandrovich Kazakov (Region Vologda), Sergey Yuryevich Masljakowym (Leningrad Oblast), Gennadi Nikolajewitsch Zakharov (Republik Tatarstan), Gregory Serper Eugene Alexandrovich (Samarskaya Oblast), Ishbulatov Filjus Bikenov (Republik Baschkortostan), Georgi staatlichen Nagibin (Republik Inguschetien), Burstein Igor Suleymanov Magomed Valibagaidovich (Republik Dagestan), Jedilsultanov Hamitovich Hasbek (Tschetschenien), Sergey Lazarev (Oblast Tula) Alexey Moskvin Stanislawowitsch (Yaroslavl Oblast), Smetana Vladimir Vasilyevich (Krasnodar Krai), Sabirov Salavat Rifovich (Wolgograd), Aslan Beshukov Gazizovich (Republik Adygea), Moisejewitsch (Region Brjansk), Ivahin (Maxim Petrovich Kemerovskaya Oblast), Andrey Vladimirovich (Jüdische Autonome Oblast), Valery Petukhov, Yuriy Maksymov (Kamchatka Krai), Polomoshnov Artyom Anatoljewitsch (Altai-Region), Pavel Maletin (Oblast Nowosibirsk) Iwanowitsch (Primorsky Krai), Vladimir M. Palikhata (Moskau) und Igor Yakovlevich Blehcin (Sankt Petersburg). (Quelle: Russischer Schachverband)
Mark Glukhovsky wurde als Exekutivdirektor bestätigt.
Die Delegierten des Russischen Schachverbandes gaben ihrer Unterstützung für Kirsan Ilyumzhinov, aber auch für Anatoly Karpov, für eine Kandidatur als FIDE-Präsident zum Ausdruck.