Eigentlich sah es so aus, als würde Magnus Carlsen mit drei Siegen in der Tasche einem sicheren Turniersieg beim Altibox Norway Chess Turnier zusteuern – seinem ersten im „Heimturnier“, doch seine etwas überraschende Niederlage gegen Levon Aronin in der vorletzten Runde hat den gewünschten Lauf der Dinge für den Weltmeister gründlich durcheinander gebracht. Plötzlich war Levon Aronian punktgleich ebenfalls an der Spitze des Feldes und dahinter lauerten mit Maxime Vachier-Lagrave, Veselin Topalov und Vladimir Kramnik drei weitere Spieler mit nur einem halben Punkt Rückstand.
Bereit zur letzten Runde
Die Pressevertreter
Im Fernduell der beiden Spitzenreiter traf Magnus Carlsen mit Weiß auf Pavel Eljanov, Levon Aronian hatte es mit Schwarz mit Pentala Harikrishna zu tun. Vladimir Karmnik und Veselin Topalov, die beiden Kontrahenten aus dem einstigen „Toiletgate“-Match von 2006, trafen aufeinander und Maxime Vachier-Lagrave konnte mit den schwarzen Steinen gegen den Qualifikaten Nils Grandelius seine umfangreichen Eröffnugskenntnisse zeigen.
Je nach Verlauf konnten also am Ende der Runde durchaus vier Spieler punktgleich an der Tabellenspitze liegen. Für diesen Fall hatte das Reglement einen Stichkampf vorgesehen, der am nächsten Tag auszutragen war. Sollten zwei Spieler punktgleich das Turnier als Erste beenden, sollte das Tiebreak-Match im Anschluss an die Runde stattfinden.
Levon Aronian versuchte gegen Pentala Harikrishna mit der Nimzoindischen Verteidigung zum Erfolg zu kommen. Mit dem Zug 9.a3 verließ die Partie die großen Eröffnungs-Autobahn und bog in eher unerforschtes Gelände ab. Während Aronian in der Folge seine Züge schnell herunterspielte, verbrauchte der Inder etwas mehr Zeit. Im Verlauf des Mittelspiels hatte er die Möglichkeit zu einer forcierten Abwicklung, die aber nicht zwingend war. Schließlich brachte er die Partie auch mit normalen Mitteln ins Remis.
Harikrishna-Aronian
Mit dem Remis zwischen Harikrishna und Aronian war klar, dass Magnus Carlsen mit einem Sieg gegen Pavel Eljanov zum ersten Mal das Norway Chess Turnier gewinnen konnte. Magnus Carlsen servierte eine Katalanische Eröffnung, auf die Eljanov mit dem Bogo-Manöver Lf8-b4-e7 und dem Umbau in eine Stonewall-Formation regierte. Es wurde dann eine typische Carlsen-Partie. Ohne aus der Eröffnung etwas Besonderes herausgeholt zu haben, entwickelte der Weltmeister nach und nach mehr Druck, bis Eljanov in Zeitnot zusammenbrach.
Der erste Zug
Carlsen-Eljanov
Am Ende ist alle gut ausgegangen für Carlsen
Auch Nils Grandelius führte seine Partie gegen den ambitionierten Maxime Vachier-Lagrave mit dem Zug 6. Se2 in der Fiacnhetto-Variante der Grünfeld-Verteidigung geradewegs aus dem Variantendickeicht ins freie Feld. Ein Widerlegungsversuch war das sicher nicht und so erhielt Schwarz etwas Initiative, die in ein etwas besseres Endspiel mündete. Zum Gewinn reichte es nicht.
Zwischen Veselin Toaplov und Valdimir Kramnik kam eine Spanische Antiberliner Variante aufs Feld, in der Topalov etwas Raumvorteil besaß und die Initiative hatte. Kramnik verteidigte sich, konnte sich aber nicht wirklich befreien. Am Ende musste Topalov im Endspiel mit ungleichen Läufern das Remis akzeptieren.
Die einzige Partie, in der es für keinen der beiden Spieler von Anfang an noch um etwas anderes als die Goldene Ananas ging, war die zwischen Li Chao und Anish Giri. Hier hatte der Chinese Giris Grünfeld-Verteidigung mit 4.Lf4 beantwortet, wonach eine häufig gespielte längere Variante zitiert wurde, die in ein interessantes Endspiel mündete. An diesem hatten beide Spieler ihren Spaß und so zog sich die Partie lange hin, wobei Giri die Initiative besaß.
Li Chao
Ergebnisse der 9. Runde
Partien der Runden 1 bis 9
Endstand
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