Carlsen verliert letzte Partie und gewinnt London

von ChessBase
01.04.2013 –  Bis zum Schluss blieb das Londoner Kandidatenturnier spannend. Und es passt, dass dieses dramatische Turnier mit zwei Niederlagen der Tabellenführer endete. Carlsen verlor gegen Svidler und Kramnik gegen Vassily Ivanchuk. Glück für Carlsen, der das Turnier gewann, weil er mehr Gewinnpartien als Kramnik aufweisen konnte. Eine dramatische Schlussrunde...

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Die letzte Runde des Londoner Kandidatenturniers verlief dramatisch, aber anders als erwartet. Beide Spitzenreiter, Magnus Carlsen und Vladimir Kramnik, verloren ihre Partien, denn beide riskierten im entscheidenden Moment zu viel, weil sie nicht wussten, ob ihnen ein Remis zum Turniersieg reichen würde. Doch da Kramnik zum Turniersieg mindestens einen halben Punkt mehr brauchte als Carlsen, gewann Carlsen das Turnier trotz seiner Niederlage gegen Peter Svidler.

Runde 14, 1. April um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
0-1
Peter Svidler
Vassily Ivanchuk
1-0
Vladimir Kramnik
Boris Gelfand
 ½-½
Alexander Grischuk
Levon Aronian
1-0
Teimour Radjabov
Kommentar: GM Maurice Ashley
Deutsch: Daniel King

Schlusstabelle:

 


Magnus Carlsen - Peter Svidler

Magnus Carlsen gilt als extrem nervenstark, doch die Anspannung der letzten und entscheidenden Runde wirkte sich auch auf sein Spiel aus. Wie nervös Carlsen war, zeigte sich in seinem Zeitverbrauch. Er verbrauchte sehr viel Zeit für, wie er in der anschließenden Pressekonferenz erklärte, "recht vernünftige und gute Züge, die aber nicht allzu schwer zu finden waren". Diese Zeit fehlte in der entscheidenden Phase der Partie in einem komplizierten taktischen Mittelspiel.

Hier stand Carlsen zwar objektiv gut, aber er wusste nicht, ob ein Remis ausreichen würde, denn die Partie zwischen Ivanchuk und Kramnik war zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen. Schließlich entschied sich der Norweger für das Spiel auf Gewinn, aber diese Strategie zahlte sich nicht aus, vor allem, weil Carlsen in immer größere Zeitnot geriet - am Ende nur noch zehn Sekunden für sechs Züge.

In dieser Situation behielt Svidler die Nerven und nutzte die komplizierte Stellung und die Zeitnot Carlsens, um geschickt zu kontern und in ein gewonnenes Endspiel einzulenken.
 

Händeschütteln zum Auftakt









Was tut sich bei Kramnik und Ivanchuk?


Die Anzeigetafel, die alle Spieler sehen können.



Vassily Ivanchuk - Vladimir Kramnik

Die Partie zwischen Ivanchuk und Kramnik verlief nach einem ähnlichen Muster wie die zwischen Carlsen und Svidler. Für die Überraschung in der Eröffnung sorgte dieses Mal allerdings nicht Ivanchuk, sondern Kramnik, der sich für die Pirc-Verteidigung entschied.

Ivanchuk wählte einen soliden Aufbau, so als ob er Kramnik dazu verleiten wollte, aggressiv auf Gewinn zu spielen, um dann zu kontern. Schon bald stand eine komplizierte Stellung auf dem Brett, in der Ivanchuk ein Bauernopfer brachte, um die Stellung zu öffnen und seine aktiven Figuren zur Geltung zu bringen.

Wie Kramnik in der Pressekonferenz erklärte, wusste er in dieser Situation nicht, ob er auf Gewinn oder Remis spielen sollte. Dieses Dilemma führte dazu, dass er ungenau fortsetzte und in einer Verluststellung landete. Das einzige, was Kramnik noch retten konnte, war die Möglichkeit, dass Ivanchuk die Nerven verlieren würde. Doch der Ukrainer blieb ruhig und verwandelte seinen Vorteil problemlos in einen Sieg und brachte Kramnik dessen erste Niederlage bei.


Vassily Ivanchuk: Friedlich sieht anders aus




Vladimir Kramnik verpasste eine gute Chance.


Levon Aronian - Teimour Radjabov

Für Levon Aronian und Teimour Radjabov lief die Rückrunde wirklich schlecht. Aronian musste zusehen, wie Carlsen und Kramnik an ihm vorbei zogen und Radjabov rutschte ans Tabellenende ab. Doch in der letzten Runde gelang Aronian noch einmal ein schöner Sieg.

In einem Königsinder mit 5.h3 kam Aronian im Mittelspiel zu einer Stellung, in der er mit zwei Türmen gegen die gegnerische Dame spielte. Und Aronian zeigte, wie gefährlich aktive Türme sein können. Als Radjabov versuchte, seinen a-Bauern zur Grundreihe vorzustoßen und in eine zweite Dame zu verwandeln, fing Aronian den schwarzen König in einem Mattnetz und beendete das Turnier mit einem Sieg und einem schönen Mattangriff.  
 
Teimour Radjabov


Levon Aronian
Boris Gelfand - Alexander Grischuk

Die kürzeste Partie der letzten Runde war die Begegnung zwischen Boris Gelfand und Alexander Grischuk. In einem Grünfeld-Inder kam es im Mittelspiel zu einer komplizierten Stellung, die jedoch bereits im 27. Zug mit Remis durch Dauerschach endete.


Boris Gelfand


Alexander Grischuk

 Der glückliche Turniersieger: Magnus Carlsen

Videozusammenfassung von Daniel King

Alle Partien

Das Turnierposter

Spielplan, Ergebnisse, Kommentatoren

Runde 1, 15. März um 15 Uhr (MEZ)
Levon Aronian
½-½
Magnus Carlsen
Boris Gelfand
½-½
Teimour Radjabov
Vassily Ivanchuk
½-½
Alexander Grischuk
Peter Svidler
½-½
Vladimir Kramnik
Kommentar: GM Daniel King
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 2, 16. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
½-½
Vladimir Kramnik
Alexander Grischuk
½-½
Peter Svidler
Teimour Radjabov
1-0
Vassily Ivanchuk
Levon Aronian
1-0
Boris Gelfand
Kommentar: GM Chris Ward
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 3, 17. März um 15 Uhr (MEZ)
Boris Gelfand
0-1
Magnus Carlsen
Vassily Ivanchuk
0-1
Levon Aronian
Peter Svidler
1-0
Teimour Radjabov
Vladimir Kramnik
½-½
Alexander Grischuk
Kommentar: GM Yasser Seirawan
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 4, 19. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
1-0
Alexander Grischuk
Teimour Radjabov
½-½
Vladimir Kramnik
Levon Aronian
½-½
Peter Svidler
Boris Gelfand
½-½
Vassily Ivanchuk
Kommentar: GM Daniel King
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 5, 20. März um 15 Uhr (MEZ)
Vassily Ivanchuk
½-½
Magnus Carlsen
Peter Svidler
½-½
Boris Gelfand
Vladimir Kramnik
½-½
Levon Aronian
Alexander Grischuk
½-½
Teimour Radjabov
Kommentar: GM Yasser Seirawan
Stefan Kindermann/ Dijana Dengler
Runde 6, 21. März um 15 Uhr (MEZ)
Peter Svidler
0-1
Magnus Carlsen
Vladimir Kramnik
½-½
Vassily Ivanchuk
Alexander Grischuk
½-½
Boris Gelfand
Teimour Radjabov
0-1
Levon Aronian
Kommentar: GM Chris Ward
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 7, 23. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
½-½
Teimour Radjabov
Levon Aronian
½-½
Alexander Grischuk
Boris Gelfand
½-½
Vladimir Kramnik
Vassily Ivanchuk
½-½
Peter Svidler
Kommentar: GM Alejandro Ramirez
Deutsch: Oliver Reeh
Runde 8, 24. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
½-½
Levon Aronian
Teimour Radjabov
0-1
Boris Gelfand
Alexander Grischuk
1-0
Vassily Ivanchuk
Vladimir Kramnik
1-0
Peter Svidler
Kommentar: GM Alejandro Ramirez
Deutsch: Oliver Reeh
Runde 9, 25. März um 15 Uhr (MEZ)
Vladimir Kramnik
½-½
Magnus Carlsen
Peter Svidler
½-½
Alexander Grischuk
Vassily Ivanchuk
1-0
Teimour Radjabov
Boris Gelfand
1-0
Levon Aronian
Kommentar: GM Maurice Ashley
Deutsch: Oliver Reeh
Runde 10, 27. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
1-0
Boris Gelfand
Levon Aronian
1-0
Vassily Ivanchuk
Teimour Radjabov
½-½
Peter Svidler
Alexander Grischuk
0-1
Vladimir Kramnik
Kommentar: GM Yasser Seirawan
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 11, 28. März um 15 Uhr (MEZ)
Alexander Grischuk
½-½
Magnus Carlsen
Vladimir Kramnik
1-0
Teimour Radjabov
Peter Svidler
1-0
Levon Aronian
Vassily Ivanchuk
½-½
Boris Gelfand
Kommentar: GM Chris Ward
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 12, 29. März um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
0-1
Vassily Ivanchuk
Boris Gelfand
½-½
Peter Svidler
Levon Aronian
0-1
Vladimir Kramnik
Teimour Radjabov
½-½
Alexander Grischuk
Kommentar: GM Daniel King
Deutsch: Oliver Reeh
Runde 13, 31. März um 15 Uhr (MEZ)
Teimour Radjabov
0-1
Magnus Carlsen
Alexander Grischuk
½-½
Levon Aronian
Vladimir Kramnik
½-½
Boris Gelfand
Peter Svidler
1-0
Vassily Ivanchuk
Kommentar: GM Daniel King
Deutsch: Klaus Bischoff
Runde 14, 1. April um 15 Uhr (MEZ)
Magnus Carlsen
0-1
Peter Svidler
Vassily Ivanchuk
1-0
Vladimir Kramnik
Boris Gelfand
 ½-½
Alexander Grischuk
Levon Aronian
1-0
Teimour Radjabov
Kommentar: GM Maurice Ashley
Deutsch: Daniel King

Text: Johannes Fischer

Fotos: Pascal Simon, Anastasiya Karlovich

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