25.06.2019 – Der Norwegische Schachbund steht vor einer Zerreißprobe. Der in Malta registrierte Wettanbieter Kindred hat dem Verband einen Sponsorenvertrag über fünf Millionen Euro angeboten. Der Verband will am 7. Juli darüber abstimmen. Carlsen ist dafür und hat jetzt einen Schachklub gegründet, um die Abstimmung in seinem Sinne zu beeinflussen.
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Carlsen gründet eigenen Schachklub
Die Gespräche über ein mögliches Sponsorship des Wettanbieters Kindred für den Norwegischen Schachverband laufen wohl schon seit einiger Zeit und könnten nun zum Abschluss gebracht werden, wenn die Mitglieder des Norges Sjakkforbund (NSF) sich dafür aussprechen. Dann erhielte der Verband insgesamt 5 Mio. Euro, verteilt auf fünf Jahre.
Im Norwegischen Verband herrscht allerdings Uneinigkeit darüber, ob es koscher ist, dieses Angebot anzunehmen. Der Norwegische Verband soll sich nämlich in Lobbyarbeit dafür einsetzen, dass das Glückspielmonopol von Norsk Tipping in Norwegen aufgehoben und der Markt für andere Wettanbieter geöffnet wird. Die Norwegische "Lotterie- und Stiftungsaufsicht" hat den Schachverband einem Schreiben davor gewarnt, den Vertrag abzuschließen.
Magnus Carlsen ist jedoch dafür, das Angebot anzunehmen. Er argumentiert, dass mit dem Geld das Schach in Norwegen einen deutlichen Aufschwung erfahren würde. Im Hintergrund steht vielleicht aber auch die Idee, dass die Durchführung der nächsten Weltmeisterschaft damit besser finanziert werden könnte.
Zwischen den Organisatoren in Stavanger und der FIDE hat es schon in der Vergangenheit Gespräche über einen möglichen Weltmeisterschaftskampf im Heimatland es Weltmeisters gegeben, am wahrscheinlichsten in Stavanger. Allerdings wurden die Gespräche seinerzeit wegen, so hörte man, zu hoher "Nebenkosten", abgebrochen. Die inzwischen abgelöste FIDE-Führung verlangte, dass eine Menge Funktionäre auf Kosten des Veranstalters eingeladen, unterbracht, verköstigt und herumkutschiert werden sollten. Möglicherweise ist die neue FIDE-Führung in dieser Hinsicht leichter zu handlen.
Trotzdem werden die Organisationskosten für einen Weltmeisterschaftskampf immer noch mit ca. 5 Mio Euro veranschlagt. Und nachdem Worldchess/Agon praktisch die Rechte an der Vermarktung der Weltmeisterschaften mehr oder weniger wieder abgegeben hat, sind die Organisatoren vor Ort jetzt wieder alleine dafür verantwortlich, die Kosten für die Organisation und den Preisfonds aufzubieten. Der Österreichische Schachbund, der den nächsten WM-Kampf gerne anlässlich seines 100 jährigen Bestehens durchgeführt hätte, ist deshalb ausgestiegen.
Aus dem Umfeld von Magnus Carlsen war zuletzt zu hören, dass man mit den Preisbörsen, die bei den letzten beiden WM-Kämpfen ausgelobt wurden, nicht wirklich zufrieden war. Tatsächlich wurde nur die garantierte Summe von 1 Mio Euro für beide Spieler angeboten. Frühere Preisbörsen für Schachweltmeisterschaftskämpfe lagen da deutlich höher. Der Geldsegen von Kindred könnte also auch helfen die Kampfbörse für den nächsten WM-Kampf zu erhöhen.
Magnus Carlsen greift nun selber massiv in die Abstimmung ein, indem er einen eigenen Schachklub gegründet hat und hofft, noch vor der Abstimmung 1000 Mitglieder zusammen zu bekommen - die ersten 1000 Mitglieder brauchen keinen Beitrag zu bezahlen. Mit diesen 1000 Mitgliedern wäre der Carlsen-Club nicht nur der mit Abstand größte Schachverein in Norwegen, ihm würden auch 40 Stimmen für die Abstimmung am 7. Juli zugestanden. Der ganze norwegische Verband hat insgesamt nur 4000 Mitglieder. Ganz billig kommt das den neuen Schachklub allerdings nicht, denn er muss für die 1000 Mitglieder trotzdem die Jahresgebühren an den Verband (500 Kronen) abführen. Das wären also 500.000 Kronen, fast 60.000 Euro.
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