Damenfang

von ChessBase
14.04.2021 – Wenn zwei Spitzenprogramme gegeneinander spielen, sieht man es nur selten, dass die Dame im Mittelspiel gefangen wird, aber genau das ist in einer Partie geschehen, die Peter Grayson entdeckt hat. Bemerkenswert sind dabei die Unterschiede der Programme, die sich an entscheidender Stelle gezeigt haben. Grayson meint dazu: "Bei seinem Plan, die gegnerische Dame zu fangen, zeigt Fat Fritz 2 beinahe menschliche Eigenschaften." | Foto: National Portrait Gallery, London

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Heutzutage sind Schachprogramme so stark, dass bei Debatten über ihre Vor- und Nachteile Spielstärke weniger wichtig zu sein scheint als andere Faktoren. Tatsächlich wirkt es ein wenig albern, wenn sich Menschen, die sich von einer Handvoll von Ausnahmespielern abgesehen, alle unterhalb der Marke von 2800 Elo bewegen, darüber streiten, dass Engine A mit einer Elo von 3568 stärker ist als Engine B, die nur auf 3565 Elo kommt.

Doch Peter Grayson war von einer zwischen zwei modernen Programmen gespielten Partie so begeistert, dass er meinte, bei einem der Programme beinahe menschliche Eigenschaften zu erkennen:

"In Anbetracht der kurzen Bedenkzeit war dies eine wirklich erstaunliche Partie von Fat Fritz 2, und ihre Feinheiten waren von einer Raffinesse, die ich eher dem menschlichen Denken und weniger einer Maschine zuordnen würde, vor allem, weil sich gezeigt hat, dass die Engine in der Lage ist, langfristige Strategien umzusetzen. Vielleicht sorgt das Fritz-Netzwerk für einen Ansatz, der dem menschlichen Denken näher ist als das mechanistische logische Herangehen?"

Die Partie beginnt ruhig, beinahe unschuldig. Die Engines spielen eine Variante der Englischen Eröffnung, die schon auf höchstem Niveau getestet wurde.

 

Doch beim zwölften Zug waren beide Seiten von den meisten bekannten Vorbildern bereits abgewichen, der einzige Vorgänger war eine in der Mega 2021 erwähnte Fernschachpartie. Der Schlüsselzug, der Grayson begeisterte und Schwarz in eine gefährliche Lage brachte, kam an folgender Stelle:

 

"Auf den ersten Blick scheint der schwarze Zug im Einklang mit der Idee zu stehen, dass die Besetzung offener Linien oft Vorteil bringt. Doch der folgende Zug von Weiß wirft die Frage auf, ob die Besetzung von Linien an einem Flügel wirklich so vorteilhaft ist, und ob es ratsam ist, dabei mit der Dame voranzugehen, denn immerhin wird die Dame die erste Figur sein, die angegriffen wird. Die weiße Antwort ist alles andere als offenkundig und nur wenige andere Engines entscheiden sich für diesen Zug."

 

"Man sollte nicht unterschätzen, welche Rolle dieser Zug für den Ausgang der Partie gespielt hat. Schwarz wollte die offene a-Linie kontrollieren, doch plötzlich steht die schwarze Dame im Abseits und steht gefährdet. Das ist das Thema der folgenden Züge. Vielleicht verdient 20.b6 drei Ausrufezeichen! Faszinierend ist, dass Fat Fritz 2 bei seiner Umzingelung der schwarzen Dame beinahe menschliche Eigenschaften an den Tag legt."

Schwarz gelang es zwar, den Damenverlust zu vermeiden, aber nur zu einem hohen Preis, der am Ende die Partie gekostet hat.

 

Weiß droht jetzt, die Dame mit 30.Lb4 Da4 31.Sc3 zu fangen. Schwarz gibt die Qualität, um das zu verhindern, aber auch das kann die Partie nicht retten.

Hier ist die vollständige Partie mit Anmerkungen von Peter Grayson.

 

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