Wenn die Gehirne von alleine kochen...
Das Dubai Open ist
gestartet
Von Andreas Albers
Rk. |
|
Name |
Rtg |
FED |
Pts. |
1 |
GM |
Gelashvili Tamaz |
2605 |
GEO |
4,5 |
2 |
GM |
Guseinov Gadir |
2586 |
AZE |
4,5 |
3 |
GM |
Pantsulaia Levan |
2616 |
GEO |
4,0 |
4 |
IM |
Safarli Eltaj |
2463 |
AZE |
4,0 |
5 |
GM |
Sadvakasov Darmen |
2618 |
KAZ |
4,0 |
6 |
GM |
Anastasian Ashot |
2552 |
ARM |
4,0 |
7 |
FM |
Alavi Sayed Javad |
2485 |
IRI |
4,0 |
8 |
GM |
Sturua Zurab |
2513 |
GEO |
4,0 |
9 |
GM |
Megaranto Susanto |
2530 |
INA |
4,0 |
10 |
GM |
Kotanjian Tigran |
2560 |
ARM |
4,0 |
...
126 Spieler...
Mittlerweile schon die 9. Auflage des Scheich Rashid Bin
Hamdan Al Makhtoum Cups lockte erneut 124 Spieler aus insgesamt 24 Ländern in die
Vereinigten Arabischen Emirate, genauer in die Wirtschaftshauptstadt Dubai.
In diesem Jahr lief die Organisation vor dem Turnier etwas
schleppend, Emails wurden spät oder gar nicht beantwortet, auf der
Turnierhomepage war nichts zu finden. Aber da Andreas Albers dieses Turnier nun
bereits zum 4. Mal mitspielt und die arabischen Gepflogenheiten kennt, fanden
sich doch auch 3 deutsche Amateure ein. Meine Kollegen Rolf Sander und
Exil-Hamburger Michael Klyzcz (wohnt mittlerweile in Oberhausen) sind noch ein
wenig skeptisch, aber schon am Dubaier Flughafen stellt sich heraus, es ist wie
in jedem Jahr alles perfekt organisiert. Vom Flughafen werden wir abgeholt und
direkt ins Hotel gebracht.
Am nächsten morgen geht das Staunen los. Gegen 10 Uhr findet
ein kleiner Empfang im Dubai Chess and Culture Club statt.
Der sensationellste Spielort der Welt
Diese Plakate findet man in der ganzen Stadt
verteilt
Und hier ist das Motiv, Made in Germany, von dem sich der Künstler hat
inspirieren lassen. Es ist der Startbildschirm von Fritz 7 bzw. des
Fritzserver-Clients. Das Kreuz musste im islamischen Dubai verschwinden
und wurde durch eine neutrale Scheibe ersetzt.
Das Foyer verschlägt einem auch im 4. Jahr den
Atem
Der Vater des nun herrschenden Scheich bin Hamdan
Al Makthoum
Leider gibt es wie in jedem Jahr ein paar kurzfristige
Absagen. Manche Länder haben Probleme mit Visa (Armenien ist besonders
betroffen, aber auch meine Freundin Shadi Paridar kann leider nicht kommen),
manch anderer hat es sich doch anders überlegt.
Am Ende sind es doch an die 25 Großmeister und über die
Hälfte der Teilnehmer tragen einen Titel.
Die Auslosung
Die Farbauslosung übernimmt die Iranische Nummer 1,
GM Eshan Ghaem Maghami und die Großmeisterin und stärkste Frau im Feld, Humpy
Koneru. Der Rundenbeginn um 17.30 Uhr verschiebt sich ein wenig,
nicht etwa wegen zu später Anmeldungen, das ist alles organisiert. Nein, Scheich Rashid Bin Hamdan al Makhtoum (ein Sohn des Herrschers) selbst gibt sich die
Ehre und eröffnet das Turnier.
Ansprache
Der Sprecher des Scheichs gegrüßt alle Spieler
auf arabisch und heißt uns herzlich willkommen.
Die lokalen Würdenträger. In der Mitte, Neunationaltrainer, GM Edvins
Kengis. Endlich ist es soweit, unter großem Blitzlichtgewitter
führt der Scheich den ersten Zug für den Topgesetzten GM Jan Ehlvest (ehemals
Estland, mittlerweise USA) aus.
Hoheitlich 1.d2-d4
GM Jan Ehlvest vor der ersten Runde
Sein Gegner, der U10 und U12 Weltmeister, FM Srinath Narayanan
Am Ende wird es ein klarer Sieg für den erfahrenen
Großmeister, aber Srinath beweist in den nächsten Runden, dass er sicher einmal
in die Fußstapfen seiner berühmten Landsmänner treten wird. Erst schlägt er in
Runde zwei ganz leicht Rolf Sander und spielt sich wieder nach oben, zur Zeit notiert
er bei 2,5/4.
Lehrstunde von dem indischen Supertalent.
Der Junge hatte nach seinem Duell mit Rolf nur eine Frage:
"Are you Mister "Pawnsackre?" Kurze Verwirrung, aber dann erklärt er, dass er
auf einem Internetserver cirka 50 Partien gegen diesen Spieler gespielt hat und
die berühmten Hamburger Varianten der skandinavischen Verteidigung deswegen in-
und auswendig kann.
Ravanche nimmt Rolf nach der Partie am Kickertisch.
Rolf gegen Srinath und Pavel Kotsurs Sohn
Großmeisterduell
Wenig später findet sich ein richtiges
Großmeisterduell, bei dem keine Rede von Remisen ist: Tigran Petrosian und Pavel Kotsur gegen Darmen
Sadvakasov und Eshan Ghaem Maghami.
Mir selbst beschert das Losglück nach einem iranischen
Talent mit Elo 2370 die junge Inderin Nadig Kruttika.
Andreas Albers ist nervös
Eine deutliche Niederlage steht auf dem Papier und so
finden sich alle Hamburger erst mal im Keller wieder.
Die große Heldin der ersten Runden ist hingegen Shirin
Navabi aus dem Iran. 2,5/3 gegen Eloschnitt 2460 sind für jemanden mit Elo unter
2100 schon unfassbar.
Shirin Navabi hat einen Lauf
Zu den Favoriten zählen wie in jedem Jahr die starken
Georgier, die immer mit der kompletten Nationalmannschaft anreisen.
Levan Pantsulaia ist auf jeden Fall einer der
coolsten.
Und Tamaz Gelashvili einer der lustigsten
Großmeister.
Ein Besonderheit im islamischen Schach sind die abgesägten
Könige. Aufgrund religiöser Animositäten hat man den klassischen europäischen
Königen einfach ihr Kreuz entfernt. Wir hoffen, dass es nun in keiner Zeitnot zu
Verwechslungen zwischen König und Dame kommt.
Wozu braucht der König ein Kreuz?
Nach der Runde geht es für uns wieder zurück in die Stadt,
in der es eigentlich pausenlos brummt.
Jede Menge Verkehr
Michael Klyzcz wohnt zum Glück direkt am Creek und so liegt
es nahe, dass wir eine der kleinen Touren mit dem Flusstaxi machen.
Auch auf dem Wasser ist was los.
Umgerechnet 25 Cent kostet eine Fahrt auf die
andere Seite.
Drüben angekommen landen wir direkt in einem der alten
Märkte. Im Gegensatz zur City wird man hier noch basarmäßig angesprochen und
ein wenig bedrängt: "Do you want a copy of Rolex?" Wenigstens sind sie ehrlich.
Die alten Märkte
Bei 35 Grad im Schatten ist es wichtig viel zu trinken, zum
Glück gibt es überall komisch aussehende, aber sehr gute kleine Imbissbuden.
Ein wenig weiter den Creek entlang entdecken wir:
Das alte Herrscherhaus, das nun ein Museum ist
Ein dicklicher Mann, der nicht so gerne fotografiert werden
möchte (was durchaus üblich im arabischen Raum ist), führt uns durch die Räume.
So wurde früher in Dubai gelebt, allerdings ohne
den Plasmabildschirm
Heute sieht man kaum noch solche Gebäude
Das ist auch anders geworden. Mittlerweile wird
keine körperliche Arbeit mehr von den Arabern selber gemacht. Dafür holt man
haufenweise Gastarbeiter aus Indien oder Pakistan.
Es ist heiß am Mittag und so machen wir uns lieber wieder
auf den Weg zum Hotel, vorbei an Hunderten von Souveniershops und seltsam anmutenden Werbeplakaten:
Hmmm?
Es ist ein wenig wie nach Hause zu kommen hier, großes
Wiedersehen mit allen Freunden und dazu natürlich das traumhafte Wetter. Wir
melden uns wieder in den nächsten Tagen.
Dubaikorrespondent Andreas Albers verschafft sich im Shirt des WM-Dritten
Respekt
Nach 0:6 war Krisensitzung im deutschen Lager,
dann ging es langsam bergauf.