Deutschlands Damen fallen zurück

von ChessBase
20.07.2012 – Nach drei Runden sieht es beim Länderkampf Deutschland - Polen für die deutschen Frauen nicht gut aus. Nach einer 2-3 Niederlage in der dritten Runde liegen sie insgesamt mit 6-9 zurück, und wenn sie den Wettkampf noch gewinnen wollen, dann müssen sie in den letzten beiden Runden ordentlich punkten. Wie das geht, zeigt Tatjana Melamed, Deutschlands Brett 2. Mit 2,5 aus 3 ist sie neben der Polin Klaudia Kulon bislang die erfolgreichste Spielerin des Länderkampfs.Offizielle Wettkampfseite..., Ergebnisse..., Melanie Ohmes Wettkampftagebuch...Bericht zur dritten Runde...

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Länderkampf Deutschland – Polen 3. Runde
Von Raj Tischbierek


Länderkampf Deutschland gegen Polen

Ich bin noch in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass die weißen Steine einen Vorteil im Schach bedeuten. Aber nicht nur bei Turnieren wie dem Tal-Memorial in Moskau gibt niemand mehr etwas auf diesen Schmarrn, auch die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft zeigt sich beim Gladenbacher Länderkampf gegen Polen modern: die 1. Runde – in der wir fünfmal die weißen Steine führten – ging mit 1,5-3,5 verloren. Heute – wieder fünfmal Weiß – gab es eine Steigerung auf ein achtbares 2-3.

So weit, so gut. Gestern allerdings gelang mit den schwarzen Steine nur ein 2,5-2,5 – diesem Ausrutscher ist der 6-9 Rückstand nach drei der fünf Runden geschuldet.

Mir kommt in diesem Zusammenhang die Geschichte von Adolf Anderssen in den Sinn, der irgendwann vor ca. 150 Jahren mit der Postkutsche zu einem Turnier zuckelte und mit seinem einzigen Reisebegleiter ins Gespräch kam. „Spielen Sie Schach?“ wurde Anderssen gefragt. „Nein, was ist das?“, gab sich einer der besten Spieler der damaligen Zeit interessiert. „Nun, ich werde es Ihnen zeigen“, gab sich Herr N. leutselig. „Weil Sie ein Anfänger sind, gebe ich Ihnen in der ersten Partie die Dame vor!“ Unter Erklärungen begann man zu spielen - Neuling Anderssen verlor. „Nun, Sie haben sich recht achtbar geschlagen“, lobte ihn sein Lehrer, „versuchen wir es noch einmal“. „Gut“, entgegnete der Deutsche, aber diesmal spielen wir nicht mehr unter so ungleichen Bedingungen. Die ganze Zeit musste ich auf diese überflüssige Dame aufpassen und konnte mich nicht aufs Wesentliche konzentrieren. Diesem Umstand verdanken Sie Ihren Sieg. Diesmal gebe ich Ihnen die Dame vor!“

Gesagt, getan. Natürlich – Anderssen gewann.

Wahrheit oder Legende?

Zu den Partien von heute wollen Sie etwas wissen? Gut.

Melanie Ohme trickste sich in der Eröffnung selbst aus – Schuld waren selbstredend die Trainer –, schaffte in ihrem Sizi kein d2-d4 und bekam, der geschlossenen Spielweise unkundig, kein Bein aufs Brett.


Melanie Ohme im Kampf gegen Sizilianisch

Ähnliches Ungemach drohte nach dem Einschlag auf g2 bei Tatjana Melamed, aber hier hatte die Gegnerin etwas gegen ein Spiel auf ein Tor und half mit 27... Lc4? dem baldigen 1-1-Ausgleich kräftig nach.


Tatjana Melamed - bislang die erfolgreichste deutsche Spielerin

Zum nächsten Sorgenkind avancierte Hanna Marie Klek, die die schwarzen Angriffschancen in einem Königsinder unterschätzte: 1-2.


Hanna Marie Klek


Karina Szczepkowska-Horowska trifft Vorbereitungen für einen Königsinder.

Eine starke Partie spielte Marta Michna, die allerdings im Endspiel mehrere technische Gewinne ausließ (zum Beispiel 44. De5+) und letztlich ins Remis einwilligen musste.

Ein Erfolg war dieses Ergebnis in der letzten Partie: wie schon gestern bewies Lena Lewuschkina ihre Zähigkeit im Endspiel: 2-3.


Monika Socko (links mit Schwarz) gegen Elena Lewuschkina

Und morgen: Schwarz! Zieh' dich warm an, Polen!




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