
LGA Premium Schach Cup mit krönendem Abschluss
Vom 05. bis 09. September findet der 10. LGA Premium Schach Cup in Nürnberg
statt. Es ist gleichzeitig die letzte Auflage eines der erfolgreichsten und
beliebtesten Turniere in Deutschland.
Das Organisationsteam um Turnierleiter
Michael Bezold hat sich zum Abschluss etwas besonderes einfallen lassen. In drei
geschlossenen Gruppen kämpfen jeweils acht Spieler um einen Preisfond von 12.000
Euro. Während die A-Gruppe hauptsächlich aus ehemaligen Siegern des LGA Cups
besteht, dürfen in der B- und C-Gruppe Akteure ran, die durch ihre regelmäßige
Teilnahme in der Vergangenheit die Veranstaltung aufgewertet haben. Der Auftakt
war sehr verheißungsvoll, denn von den zwölf Partien endeten gleich elf mit
einer Entscheidung. Das dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass bei der
diesjährigen Auflage ein Remisverbot vor dem 30. Zug herrscht.
Schwarz trumpft auf
In der A-Gruppe - einem GM-Turnier der Kategorie 13 - dominierten in der 1.
Runde die Schwarzspieler. Der Elo-Favorit, Evgeny Romanov, setzte sich gegen
Lubomir Ftacnik durch.
Ftacnik gegen Romanov
Der Slowake zeigte sich als fairer Verlierer: "Mein
Gegner hat diese Stellung aus der englischen Partie einfach besser verstanden.
Ich habe an mehreren Stellen zu passiv gespielt und konnte der Aktivität meines
Gegners am Ende nichts entgegensetzen."
Einen Start nach Maß erwischte David Baramidze. Der stärkste deutsche Spieler im
Feld besiegte, ebenfalls als Nachziehender, Vitaly Kunin. "Er überraschte mich
zwar mit 1.e4, doch ich wählte entgegen meiner sonstigen Gewohnheit die
Sizilianische Verteidigung, um seiner Vorbereitung aus dem Wege zu gehen."
David Baramidze
Dieses Vorgehen zeigte Wirkung. Kunin spielte eine harmlose Variante und geriet
in ein unangenehmes Endspiel. "Ich ließ meinem Gegner im Finale zu viele
Freiheiten, anstatt seinen aktiven Turm zu tauschen. Danach ist die Stellung
verloren", fasste Kunin das Geschehen zusammen.
Den dritten Schwarzsieg landete Tornike Sanikidze. Der georgische Großmeister
bezwang den Lokalmatador Michael Prusikin. "Ich wählte in der Eröffnung den
falschen Plan und geriet bald mit meinen Figuren am Damenflügel auf Abwegen",
meinte der deutsche Großmeister. " Ja, das war wohl ein falscher Plan und ich
konnte seinen Königsflügel sehr schön angreifen", pflichtete ihm Sanikidze nach
der Partie bei.
Friedlich endete die Partie Berelowitsch-Hector, aber nicht ohne Zwischenfälle.
Berelowitsch gegen Hector
Ausgangs der Eröffnung opferte der deutsche Großmeister in einem Endspiel eine
Figur für zwei Bauern, von denen einer sich gefährlich der gegnerischen
Grundreihe näherte. Der Schwede musste all seine Verteidigungskunst anwenden, um
größeren Schaden zu verhindern. "Die Partie war zwar kompliziert, aber ich
denke, dass die Remisbreite nie verlassen wurde", äußerte sich Berelowitsch nach
der Partie.
Arik Braun mit taktischem Feuerwerk
In der B-Gruppe - einem GM-Turnier der Kategorie 9 - gab es vier Entscheidungen.
Der Favorit auf den Sieg in dieser Gruppe, Arik Braun, setzte sich gegen Raj
Tischbierek durch.
Arik Braun
In einer Mittelspiel-Struktur aus der Philidor-Verteidigung
führte Tischbierek den Zentrumsvorstoß ...d5 im richtigen Moment durch, doch
Braun komplizierte die Stellung mit taktischen Schlägen maximal und pochte
außerdem auf die bessere Zeit. Der Herausgeber der Zeitschrift "Schach" verirrte
sich in der Folge im taktischen Dickicht und fand nicht die beste Verteidigung.
Sein junger Kontrahent zwang ihn mit einer schönen Schlusskombination zur
Aufgabe. "Das war alles sehr verwickelt und ich muss zugeben, dass ich auch ein
wenig auf seine Zeitnot gespielt habe", zeigte sich Braun im Anschluss gar nicht
so sicher über die Qualität seines Spiels.
Jens-Uwe Maiwald besiegte zum Auftakt Lev Gutman. Der Dresdner zeigte sich aber
selbstkritisch: "Eigentlich stand ich nach Eröffnung besser, doch dann spielte
ich lethargisch und ließ ihn wieder ins Spiel kommen. Völlig unvermittelt geriet
ich aber nach der Zeitkontrolle in ein besseres Endspiel, das ich gewann." Den
Dresdner, der kaum noch Turnierschach spielt, scheint schon die erste Partie
viel Kraft gekostet zu haben: "Ich bin jetzt schon total kaputt", meinte er,
allerdings nicht ganz ernst, im Anschluss.
Lev Gutman
Einen "Big Point" landete Ilja Zaragatski, der Christian Gabriel mit Schwarz
besiegte. Mit seinem geliebten Wolga-Gambit erhielt er hervorragende
Kompensation im Mittelspiel. Im geeigneten Moment holte sich der in Köln lebende Zaragatski den in der Eröffnung geopferten Bauern zurück und wickelte
gleichzeitig in ein besseres Endspiel ab. "Das Turmendspiel ist wahrscheinlich
nicht zu verteidigen, auch wenn ich zwischendurch meine Zweifel hatte", gab
Zaragatski zu Protokoll.
Für Leon Mons hätte das Turnier auch besser kaum starten können.
Leon Mons gegen Christoph Renner
Der 17-jährige
Forchheimer zeigte sich gegen Christoph Renner bestens präpariert und erspielte
sich aus der Eröffnung heraus einen klaren Vorteil gegen eine fragwürdige
Variante der Französischen Verteidigung. "Das hatte ich bis zum 8. Zug alles
vorbereitet. Im Prinzip musste ich die gute Stellung danach nur nach Hause
fahren", zeigte sich der junge Lokalmatador im Anschluss mit dem Verlauf der
Dinge zufrieden.
Überraschung zum Auftakt
In der C-Gruppe - einem IM-Turnier der Kategorie 2 - gab es zum Auftakt eine
faustdicke Überraschung. Die Nr. 8 der Setzliste, Hubert Seibold, gewann gegen
den topgesetzten IM Erik Zude.
Hubert Seibold
Erik Zude
"Eigentlich stand ich nicht besonders gut, doch
mein Gegner stellte einfach einen Springer ein", versuchte Seibold, neben Gutman
einer der Turniersenioren, im Anschluss nichts zu beschönigen.
Hanna Marie Klek besiegte Oskar Hirn. Die deutsche Meisterin nutzte in einem
Damengambit eine Ungenauigkeit ihres Gegners, um ein gutes Mittelspiel zu
erlangen.
Oskar Hirn
In Zeitnot begang Hirn einen Fehler, den die Erlangerin gekonnt
ausnutzte: "Ich opferte meine Dame, um aber direkt im Anschluss mit
Materialgewinn durch eine Bauernumwandlung eine neue zu holen", erklärte Klek
das Ende der Partie.
Die zweite junge Dame im Feld, Filiz Osmanodja, hatte nicht so viel Glück. Ein
gewagter Bauernvorstoß führte direkt zu Materialverlust, den Christian Troyke
gekonnt ausnutzte: "Nach dem Bauerngewinn stehe ich einfach auf Gewinn und
musste nur aufpassen, keinen Fehler zu machen", äußerte sich der Erfurter nach
dem Kampf.
Sein Mannschaftskollege Olaf Heinzel besiegte mit den schwarzen Steinen Yochanan
Afek.
Olaf Heinzel
Der israelische Meister griff im Turmendspiel zu einem Bauernvorstoß, nach
dem beide Spieler glaubten, dass er wegen einer taktischen Abwicklung ein Fehler
war, der zu einer verlorenen Stellung führt. Die Analyse mit dem Computer zeigt
etwas anderes, doch letztendlich entschied das Geschehen am Brett. "Ich hatte
eine stabile Stellung mit Remischarakter, zeigte aber meine Stärken im Finale",
gab sich Heinzel selbstbewusst und fügte hinzu: "Am Ende wird die Ente fett."
Am Freitag, den 06. September, geht es um 9.00 mit der 2. Runde weiter, bevor um
15.00 die 3. Runde absolviert wird.
Partien der 1. Runde
Bericht und Fotos: Georgios Souleidis (Presseteam 10. LGA Premium Schach Cup)
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