Emanuel Lasker: Depromoviert, aber (noch) nicht rehabilitiert

von Rolf-Dietrich Beran
13.03.2025 – Emanuel Lasker war der einzige deutsche Schachweltmeister, doch 1938 wurden ihm und seiner Frau Marta die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Universität Erlangen entzog Lasker in der Folge 1939 auch den Doktortitel. Die offizielle Wiederzuerkennung des Titels Dr. phil. für Emanuel Lasker steht noch aus, schreibt Rolf-Dietrich Beran in seinem Beitrag über diesen Vorgang. | Foto: Emanuel Lasker und Marta Cohn im Exil

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Aus alten Zeitungen: Lasker und Depromotion

Emanuel Lasker promovierte 1900 an der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen zum Dr. phil. über ein Thema der Zahlentheorie. Einen Eindruck vom Inhalt der Arbeit geben die folgenden Auszüge einer Publikation in der Zeitschrift „Mathematische Annalen“: (1)

Emanuel Lasker und seiner Frau wurde 1938 die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. (2) Dies geschah auf der Grundlage des §2 "Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit" vom 14.Juli 1933 und wurde damit begründet, dass er Jude war und sich in der Sowjetunion deutschfeindlich betätigt habe. (3)

Von der Universität Erlangen wurde daraufhin Lasker der Doktortitel im Jahre 1939 entzogen. Mit Verweis auf seine Ausbürgerung heißt es „Lasker ist demnach das Tragen eines deutschen akademischen Grades unwürdig“. (4)

Die Depromotion war eine gängige Praxis an deutschen Universitäten während der Zeit des Nationalsozialismus.

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Nach persönlicher Mitteilung des Archivars der Uni Erlangen finden sich weder in der Promotionsakte (UAE C4/3b Nr. 2313) noch in der Entzugsakte (UAE A1/3a Nr. 946e) Laskers Einträge im Nachgang zum Depromotionsverfahren. In einigen anderen Depromotionsfällen sind Anträge auf Wiederzuerkennung des Titels nach 1945 nachweisbar, freilich nur bei Personen, die – im Gegensatz zu Emanuel Lasker – nach 1945 noch lebten. Im Bereich der Philosophischen Fakultät ist eine Aufarbeitung ähnlich gelagerter Fälle vorgesehen. (Stand Januar 2025)

Die offizielle Wiederzuerkennung des Titels Dr. phil. für Emanuel Lasker steht noch aus.

Rolf-Dietrich Beran

Quellen:

(1) Mathematische Annalen 1905 Band 60 S.20-116 S.607 Teubner-Verlag

(2) Deutscher Reichsanzeiger 8.11.1938 S.1

(3) zitiert nach: Dreyer/Sieg „Emanuel Lasker“ Philo-Verlag S.259

(4) Deutscher Reichsanzeiger 14.2.1939 S.5


Geb. 1949 in Güstrow. Schach spielen erlernt im Alter von 12 Jahren. Nach sechs Jahren die Erkenntnis, dass ich wohl nicht Schachweltmeister werden kann. Deshalb Konzentration auf ein Chemiestudium. Berufliche Tätigkeit im Bereich Umweltschutz, Schach nur gelegentlich in der Freizeit. Erst seit 2005 wieder Mitglied in einem Schachverein (Rot-Weiß Neuenhagen, Randgebiet von Berlin) und Teilnahme an Mannschaftswettkämpfen.Gründungsmitglied der Christian-Morgenstern-Gesellschaft
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