Europa-Mannschaftsmeisterschaft: Russland gibt Punkt ab

von André Schulz
25.10.2019 – Zum Auftakt der Mannschafts-Europameisterschaft gab Favorit Russland gegen eine junge dänische Mannschaft einen Punkt ab. Danniil Dubov spielte dabei allerdings eine Glanzpartie. Auch Deutschland startet mit einem 2:2. Die deutschen Frauen unterlagen knapp der Ukraine. | Fotos: Turnierseite, ECU

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Russland, England und Deutschland mit Stolperstart

In der ersten Runde der Mannschaftseuropameisterschaft traf die Deutsche Mannschaft auf das Team der "Republik Nordmazedonien". Es handelt sich hierbei um die einstige jugoslawische Provinz Mazedonien, die sich als seit langem unabhängiger Staat gerne einfach Mazedonien nennen würde. Dagegen erhob Griechenland Einspruch, weil es ebenfalls eine Provinz mit Namen Mazedonien besitzt. Deswegen wurde die Republik Mazedonien international, auch im Schach, meist als FYROM bezeichnet: Former Yugoslav Republic of Mazedonia. Da Mazedonien gerne der EU beitreten würde, gab das Land dem Wunsch Griechenlands nach und nennt sich jetzt "Republik Nordmazedonien", musste aber kürzlich erfahren, dass der Beitritt zur EU doch noch bis auf Weiteres verschoben wird. Im Schach gehören die Mazedonier natürlich dazu.

Dorian Rogozenco und Alexander Naumann beim Technical Meeting

Der Auftakt zur Europameisterschaft verlief für die Deutsche Mannschaft mit einem 2:2 gegen die Nordmazedonier nicht ganz optimal. Georg Meier gewann seine Partie, aber Rasmus Svane kassierte eine Niederlage.

An Brett Eins von Nordmazedonien spielt schon seit einiger Zeit Kirill Georgiev. Der frühere bulgarische Spitzenspieler hat seinen Verband verlassen, nachdem er vor ein paar Jahren wegen kritischer Anmerkungen zur Politik des bulgarischen Verbandes von dessen Präsidenten Silvio Danailov für alle Schachaktivitäten in Bulgarien gesperrt wurde.

Bulgarien selbst wurde bald darauf allerdings wegen finanzielle Unregelmäßigkeiten von seiner Verbandsführung von der ECU ausgeschlossen. Es nehmen hier keine bulgarischen Teams teil. 

Nicht nur die Deutschen verzeichneten einen etwas bescheidenen Start. Auch in einigen anderen Wettkämpfen gab es Ergebnisse, die man so nicht unbedingt erwartet hätte. 

Favorit auf den Titelgewinn ist Russland, dass zwar ohne einige seiner Spitzenspieler angereist ist, trotzdem aber den höchsten Eloschnitt aufweist und deshalb den ersten Platz in der Eloliste einnimmt. In der ersten Runde traf Russland auf Dänemark. Ein umkämpftes Match endete mit vier entschiedenen Partien und einem 2:2. 

Sune Berg Hansen und Jesper Söndergard Thybo (20) punkteten für Dänemark, Dmitry Andrejkin für Russland. 

Am vierten Brett des Wettkampfes traf der 15-Jährige Jonas Buhl Bjerre auf Daniil Dubov. Der junge russische Großmeister und Carlsen-Sekundant überrannte seinen noch jüngeren Gegner im Hurra-Stil mit einem neuen Konzept in einer Anti-Marshallvariante. Die verblüffende Angriffsführung wird maschinell leider etwas entzaubert, aber der junge Däne konnte die vielen Probleme am Brett nicht lösen. Objektiv wäre ein Remis möglich gewesen. 

 

 

14.d3 [14.d4 kam sehr in Betracht.]

Nun gab Schwarz ordentlich Gas: 14...Lxf2+

[14...Dd4 15.Le3 Dxb2 16.Sd2 Lb4 17.Tb1 Dc3= war eine andere Idee.]

15.Kxf2 Dd4+

Soweit, so gut. Wie soll Weiß reagieren?

16.Le3?! 

Daniel King gibt in seinem Video (s.u.) 16.Kg3 als Remisweg an. Auch 16.Kf1 Sg4 17.Te2 Tad8 reicht vermutlich zum Remis: (17...Sxh2+ 18.Ke1 Tfe8 19.axb5 ist besser für Weiß.) 18.g3 Dd5 19.Kg1 Dd4+ 20.Kg2 Dd5+.]

16...Sg4+ 17.Kf3 Sxe3 18.Txe3 [Darauf hatte sich Weiß verlassen, aber...] 18...Tae8 19.Te2 [19.Txe8 Txe8 20.Dd2 Te6 und Schwarz gewinnt.] 19...Df6+ 20.Kg3 g5 [Die Pointe. Die Dame will Matt setzen.] 21.Tf2 Dd6+ 22.Kh3 Dh6+ 23.Kg4 f5+ 0-1

 

England gehört ebenfalls zum Favoritenkreis, musste sich aber mit einem 2:2 gegen Österreich zufrieden geben, das es sich zudem leistete, ohne seinen Spitzenmann Markus Ragger anzutreten

Hinter Russland ist Aserbaidschan die Mannschaft mit dem zweithöchsten Eloschnitt. Das Team kam zu einem deutlichen 3,5:0,5 gegen Serbien. Armenien gewann mit dem gleichen Ergebnis gegen Norwegen (ohne Carlsen, ohne Hammer).

Noch höher gewann Spanien gegen Italien: 4:0. Shirov spielt wieder für Spanien und punktete an Brett zwei.

Anish Giri führt das niederländische Team an und ist überhaupt der elobeste Spieler der Europameisterschaft. Die Hälfte seiner Mannschaft wird von der Familie van Foreest gestellt. Jorden und Lucas van Foreest spielen beide mit und Jorden van Foresst sorgte für den Siegpunkt gegen Moldawien.

Jan Gustafsson ist Trainer der Niederländer

Stand

1 6
 
Spain ESP 1 1 0 0 2 0,0 4,0
  19
 
Slovenia SLO 1 1 0 0 2 0,0 4,0
3 4
 
Azerbaijan AZE 1 1 0 0 2 0,0 3,5
  5
 
Armenia ARM 1 1 0 0 2 0,0 3,5
  13
 
France FRA 1 1 0 0 2 0,0 3,5
  20
 
Sweden SWE 1 1 0 0 2 0,0 3,5
7 3
 
Poland POL 1 1 0 0 2 0,0 3,0
  12
 
Czech Republic CZE 1 1 0 0 2 0,0 3,0
  16
 
Romania ROU 1 1 0 0 2 0,0 3,0
  18
 
Greece GRE 1 1 0 0 2 0,0 3,0
11 7
 
Netherlands NED 1 1 0 0 2 0,0 2,5
  8
 
Ukraine UKR 1 1 0 0 2 0,0 2,5
  10
 
Hungary HUN 1 1 0 0 2 0,0 2,5
  15
 
Croatia CRO 1 1 0 0 2 0,0 2,5
15 1
 
Russia RUS 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  2
 
England ENG 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  9
 
Germany GER 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  11
 
Israel ISR 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  14
 
Georgia GEO 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  17
 
Turkey TUR 1 0 1 0 1 0,0 2,0
  21
 
Denmark DEN 1 0 1 0 1 0,0 2,0

...

Partien

 

Frauenturnier

Im Frauenturnier hatte das favorisierte russische Team keine Mühe mit Israel und gewann 3.5:0,5. Auch Georgien und die Ukraine kamen zu Siegen, die Ukrainerinnen gegen die deutsche Mannschaft, die erstmals ohne Elisabeth Pähtz auskommen muss. Einseitig war der Kampf nicht, denn Hanna Marie Klek holte einen Sieg. Zwei Partien gingen jedoch verloren. Polen gab gegen die nominell deutlich schwächeren Griechinnen einen Mannschaftspunkt ab.

Stand

Rk. Team Team
1 Azerbaijan AZE
  Romania ROU
  Turkey TUR
4 Russia RUS
  Georgia 2 GEO
  Armenia ARM
  Serbia SRB
8 Georgia GEO
  France FRA
  Italy ITA
  Spain ESP
12 Ukraine UKR
  Netherlands NED
14 Poland POL
  Hungary HUN

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Ergebnisse bei Chess-results...

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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