Fall 20210

von ChessBase
15.08.2004 – Als Robert James Fischer am 13. Juli 2004 bei der Ausreise aus Japan festgenommen wurde, war der einstmals beste Schachspieler der Welt offenbar sehr überrascht (Foto). Die USA hatten anscheinend zuvor seinen Pass eingezogen. Aber hatte ein entsprechendes Schreiben der US-Botschaft in Manila Fischer überhaupt erreicht? Ein mysteriöser US-Botschaftsmitarbeiter, der sich nur "Peter" nennt, betreut den Fall, den die japanischen Behörden unter der Ziffer 20210 aktenkundig gemacht haben. "Peter" schlug Fischer einen Kuhhandel vor, auf den dieser jedoch nicht einging. In einem Brief hat sich Fischer nun bei "Peter" beschwert und ihm Rückgabe seiner US-Staatsbürgerschaft angeboten. Brief von Robert Fischer...

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Robert Fischer bei der Verhaftung auf dem Narita Flughafen

Am 13 Juli 2004 wurde Ex-Weltmeister Robert James Fischer auf dem Flughafen von Tokio, Narita, bei der Ausreise in die Philippinen fest genommen. Fischer war am 15.April in Japan mit einem 90-Tage Touristenvisum eingereist. Bei Ablauf des Visums wollte er Japan wieder verlassen. Auf dem Flughafen wurde sein Pass und sein Visum ohne Vorwarnung bei durchschreiten einer Kontrolle von einem Zollbeamten jedoch ungültig gestempelt. Mehrere Sicherheitsbeamte umringetn Fischer und als dieser sich empört weigerte zu folgen, wurde er rüde gepackt und weg gezerrt. Später sperrte man ihn in eine Zelle auf dem Flughafen Narita am Terminal 2 und machte den Fall unter der Ziffer 20210 der Einwanderungsbehörde aktenkundig. Am folgenden Tag erschien ein mysteriöser Mitarbeiter der US-Botschaft, der sich nur "Peter" nannte. Dieser erklärte Fischer, dass er dessen Pass gegen ein Dokument umtauschen wolle, mit dem Fischer einmalig in die USA einreisen könne. Fischer lehnte ab, weil er das Gefühl, dass er mit nicht legalen Mitteln in die USA gebracht werden solle. Er weigerte sich außerdem, Unterschriften zu leisten, sich Fingerabdrücke abnehmen zu lassen oder Fotos machen zu lassen. Nach einer Anhörung am nächsten Tag wurden ihm drei Tage Frist eingeräumt, um Widerspruch gegen seine Auslieferung in die USA einzulegen.


Miyoko Watai, John Bosnitch, Ichiji Ishii

Einige Freunde versuchen, Fischer zu helfen: Miyoko Watai, Präsidentin des Japanischen Schachverbandes und seit 1973 mit Fischer befreundet, John Bosnitch (43), heute Spezialist für Kommunikation und früher einmal Junioren-Weltmeister und der frühere japanische Vize-Außenminister Ichiji Ishii  (Fotos: Miyoko Watai and Tama Miyake Lung). Laut Bosnitch gibt es einige irreguläre Aspekte bei dem Vorgang. So wird laut US civil codes ein Pass erst dann eingezogen, wenn der Inhaber zuvor schriftlich benachrichtigt wurde.


Brief an Fischer

US-Offizielle berufen sich auf einen entsprechenden Brief der US-Botschaft vom 11. Dezember 2003 in Manila, doch der Brief trägt keine Adresse, so dass vermutet werden muss, dass er nicht zugestellt wurde.

Von seiner Zelle auf dem Narita Flughafen hat sich Fischer in einem handgeschriebenen Briefen an den Botschafts-Mitarbeiter "Peter" gewandt:

August 6, 2004 From: Robert James Fischer at the Narita Airport Immigration lockup. To: “Peter” at the Tokyo U.S. Embassy.

Dear “Peter” (you won’t tell me what your last name is) I called you yesterday at the U.S. Embassy in Tokyo at about 10:00 am and we discussed some of the various vicious crimes the U.S. and the Japanese governments have committed against me working in collusion and in conspiracy since at least July 13, 2004. I say “at least” because obviously the conspiracy to commit those crimes had to begin some time before July 13, 2004. I also told you that I wished to renounce my U.S. citizenship on that very day August 5, 2004. I asked that either you or someone else from the U.S. Embassy in Tokyo come over to the Narita International Airport Detention center lockup immediately so I could officially renounce my U.S. citizenship on that very day, yesterday August 5, 2004. You made one excuse after another as to why neither you nor anyone else from the Embassy could come over to do it. Such as: you had no time that day, and no one else at the Embassy had time that day, you didn’t know the law and you’d have to study it first, also you would have to check with Washington D.C. first. I said could you or someone else from the Embassy come over tomorrow (i.e. today) to do it. You said you didn’t know and you couldn’t say. Judging by your jittery, jumpy nervous answers to my demand to officially renounce my U.S. citizenship I realized I’d hit a nerve. Apparently my renouncing my U.S. citizenship does not fit in too conveniently with the U.S.-Japanese plot to illegally deport me to my “home” country the U.S.A. and illegally try, convict, imprison, torture and murder me there. At about 9:30 am this morning I will request my kidnappers here to place a call with the U.S. Embassy in Tokyo for about 10:00 am. I will again demand that either you or someone else from the Embassy come over here so that I can officially renounce my U.S. citizenship today. I’m quite sure that in violation of my rights you will not. (If I’m wrong so much the better.) But assuming that you won’t I will now do the job myself. Since you are refusing to cooperate as the U.S. law commands you to I believe this renunciation has full validity under the law. That is if one can even speak seriously about “law” in a lawless country like the U.S.A. Here goes: I am Robert James Fischer. I am a U.S. citizen. I was born on March 9, 1943 in Chicago, Ill. U.S.A. My U.S. passport no. is or was Z7792702. It was issued at the U.S. Embassy in Bern, Switzerland. The issue date is January 24, 1997 and the expiry date is January 23, 2007. I Robert James Fischer do hereby irrevocably and permanently renounce my U.S. citizenship and all the supposed rights and privileges of United States citizenship. I will do my very best to get this letter hand delivered to you at the Tokyo U.S. Embassy today. Free at last, free at last, thank God almighty I am free at last.

Sincerely,
Robert James Fischer


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