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Elisabeth die Zweite noch besser als
unsere Fußballer!
Von Dagobert Kohlmeyer

Mit einem zweiten Platz beim Women Chess Cup in Dresden war Deutschlands
Schachlady Elisabeth Pähtz im Grunde erfolgreicher als unsere Kicker. Bei dem
originellen Turnier mit 32 Spielerinnen aus den Teilnehmerländern der
Fußball-WM, das Schach und Torwandschießen kombinierte, kam die
Juniorenweltmeisterin am Samstag bis ins Finale. Dort unterlag sie
Exweltmeisterin Susan Polgar (USA) knapp mit 0,5:1,5.

Das erste Spiel ging remis aus, im zweiten musste sich Elisabeth mit Schwarz
ihrer großen Gegnerin beugen. "Die Stellung in der letzten Partie war eigentlich
remis, aber mit sehr wenig Zeit auf der Uhr und einem Bauern weniger, konnte ich
sie am Schluss nicht mehr verteidigen", sagte Elisabeth nach dem Finale.

Dennoch waren die Erfurterin und ihr mitgereister Vater Thomas sehr zufrieden
mit ihrem Ergebnis. Der zweite Platz brachte ihr 3 000 Euro Preisgeld ein, Susan
Polgar nimmt 5 000 Euro Siegprämie mit nach New York. Die Wahlamerikanerin
verlor als einzige Spielerin in Dresden keine Partie. Den Grundstein für ihren
Erfolg legte sie mit fünf Weißsiegen, ihre Schwarzpartien endeten meist remis.

Im Halbfinale gewann Elisabeth Pähtz gegen Marie Sebag

Susan Polgar besiegte im zweiten Halbfinal Carolina Lujan
Elisabeth fuhr am Sonntagvormittag schnell mit ihrem Vater nach Hause. Zur
Erholung ist wenig Zeit, denn schon ab nächste Woche gibt es daheim ein
Trainingslager mit dem Hamburger Großmeister Karsten Müller, in dem vor alle
Turmendspiele gepaukt werden sollen. Als ihre weiteren Pläne nannte uns
Elisabeth ein Schnellturnier in Biel (Schweiz), und Ende Juli/Anfang August
spielt Elli im Rahmenprogramm der Dortmunder Schachtage auf der Bühne des
Schauspielhauses neben den Cracks wie Kramnik, Leko und Aronian ein Match gegen
Irina Krush (USA).
Das Spiel um Platz Drei gewann Marie Sebag im Blitz-Tiebreak gegen Carolina
Lujan.

Sebag gegen Lujan
Der Women Chess Cup 2006 hatte stilvoll auf Schloss Albrechtsberg, dem früheren
Pionierpalast Dresdens, begonnen und fand mit der Siegerehrung an Dresdens
berühmtester Brücke, dem Blauen Wunder, seinen stimmungsvollen Abschluss. In
einem Gartenlokal erfolgte nach Spanferkelessen, Bier und Wein in der
Halbzeitpause des WM-Spiels Deutschland – Portugal die Überreichung der Pokale
durch Dirk Jordan, Chairman der Schacholympiade 2008.


Die Schachspielerinnen aus aller Welt stellten sich dann nachts am Elbufer noch
zum Gruppenfoto, wobei Elli Pähtz einmal mehr die lockerste Figur abgab.

(siehe Foto) Die Bundesligaspielerin vom SC Dresden hatte ihre Fans zuvor auch
im Spiel nicht enttäuscht. Mehr oder weniger problemlos marschierte Elisabeth
bis ins Finale, wo sie erst der Routine von Susan Polgar unterlag. Schade, dass
es schon im Viertelfinale zwischen Elisabeth und Ketino Kachiani-Gersinska, die
für die Elfenbeinküste antrat, zum Duell der beiden stärksten deutschen
Spielerinnen kam, das Elisabeth glatt 2:0 für sich entschied.

Für Aufsehen sorgte im Turnierverlauf auch die 15jährige Judith Fuchs aus
Leipzig, die es (für Tunesien startend) immerhin bis ins Achtelfinale schaffte.

Judith Fuchs
Das beste Fußball-Feeling bewies an beiden Tagen Carolina Lujan aus Argentinien.
Die Großmeisterin kam im schönsten Sport-Outfit und schoss – neben Irina Sedina
- auch am besten auf die Torwand, wovon die folgenden Bilder,
von Paul Truong,
Susan Polgars Coach aus New York, geschossen.
zeugen.


Danke Paul, der dann mit uns im Auto nach Berlin mitfuhr und viel über seine
Arbeit mit der Ex-Ungarin in der Susan Polgar Foundation erzählte. Am
Abschlussabend hatten beide sehr viel Spaß an der Fußball-Übertragung und sahen
Klinsmann, Kahn, Schweinsteiger & Co erstmals via TV.

„Klinsmann kennt in den
USA kein Mensch. Er könnte in New York unentdeckt auf der Straße laufen“, sagte
Paul. Selbst David Beckham wäre es dort bereits so ergangen. Man müsse schon
Michael Jordan oder Lance Armstrong heißen, um in Big Apple von den Leuten
wahrgenommen zu werden.
In Dresden wurden die Schachspielerinnen aus aller Welt sehr wohl von den
Menschen wahrgenommen, die auf der Einkaufsmeile in der Prager Straße
flanierten, sich vor dem Karstadt-Kaufhaus schachlich betätigen konnten oder den
Damen bei ihrem Turnier in Etage 5 bzw. unter freiem Himmel beim Blitzschach
zusahen. Das Blitzturnier gewann Jana Jackova aus der Tschechischen Republik.


Jana Jackova
Hier die wichtigsten Ergebnisse des Women Chess Cups:
Viertelfinale
Deutschland – Elfenbeinküste 2:0
Brasilien – Frankreich 0:2
Polen – Argentinien 0:2
USA – Ukraine 2:0
Halbfinale
Deutschland– Frankreich 1,5:0,5
USA – Argentinien 1,5:0,5
Um Platz 3
Sebag – Lujan 2:1 (Nach 1:1 Torwandschießen für Lujan. Sie wählte Schwarz im
Blitz, wo Sebag 1:0 gewann)
Finale
USA – Deutschland 1,5:0,5
Die Topp-Partien...
Der Women Chess Cup war eine einmalige, sehr originelle Werbung für das Schach,
die von vielen Schachfans, den Printmedien nicht nur in Sachsen sowie dem
MDR-Fernsehen mit großem Interesse verfolgt wurde. Danke an Dirk Jordan sowie
Bernd Salewski und Katja Breuer vom Dresdner Olympiadebüro für ihre Ideen und
immense organisatorische Arbeit.

Alisa Maric aus Serbien&Montenegro

Marta Fierro war aus Equador angereist

Und die glückliche Siegerin Susan Polgar erhielt mitten im Turnier noch eine
wunderbare Nachricht aus Budapest: Ihre Schwester Judit hat am Freitag eine
gesunde Tochter geboren, die den Namen Hanna erhielt. Damit hat jeder der
Polgar-Schwestern jetzt zwei Kinder: Susan und Sofia haben je zwei Söhne, aber
Judit hat mit Oliver und Hanna nun ein Pärchen!

Text und Fotos: Dagobert Kohlmeyer