Freestyle Challenge: Caruana und Carlsen im Finale

von Johannes Fischer
15.02.2024 – Fabiano Caruana and Magnus Carlsen, die Nummer 1 und die Nummer 2 der Welt, stehen im Finale der Freestyle G.O.A.T. Chess Challenge. Mit einem sicheren Remis in der zweiten Partie des Halbfinales gewann Carlsen 1,5-0,5 gegen Nodirbek Abdusattorov, aber Caruana, der zwei Mal in Gewinnstellung einen Turm einstellte, konnte sich erst im Armageddon gegen Levon Aronian durchsetzen. Im Kampf um die Plätze 5 bis 8 gewann Alireza Firouzja gegen Ding Liren, doch Vincent Keymer verlor knapp gegen Gukesh und spielt jetzt gegen Ding Liren um Platz 7. | Foto: Nils Rohde / ChessBase

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Halbfinale, Tag 2

Magnus Carlsen hatte die erste Partie des Halbfinales gegen Nodirbek Abdusattorov gewonnen und sicherte sich in der zweiten Partie mit einem souveränen Remis den Einzug ins Finale.

Magnus Carlsen

Magnus Carlsen, die gut gelaunte Nummer 1 der Welt, genießt das Turnier und die Zeit in Weissenhaus offensichtlich | Foto: Nils Rohde / ChessBase

"Zwei Türme spendiert"

Aronian hatte die erste Partie des Halbfinales gegen Caruana gewonnen, der in der zweiten Partie mit Weiß nun unbedingt einen Sieg brauchte. Der gelang ihm mit Hilfe eines hübschen Mattangriffs.

Caruana hatte soeben 25.Td6! gespielt, um nach 25...exd6 mit 26.Lxb6+! fortzufahren.

Nach 26...axb6 27.Dxb6+ Kd7 28.Dd8+ hat Weiß vernichtenden Mattangriff und drei Züge später gab Aronian auf. Jetzt musste der Tiebreak die Entscheidung bringen.

Daniel King hat sich die Partie genauer angeschaut

Der Tiebreak

Auch in der ersten Tiebreak-Partie schien Caruana auf der Siegerstraße zu sein, aber dann unterlief ihm ein Blackout und er stellte in Gewinnstellung ohne Not einen Turm auf ein Feld, das vom gegnerischen Läufer gedeckt war.

Schwarz hat einen Bauern mehr und sollte ohne größere Probleme gewinnen. Doch hier spielte Caruana, der noch etwa drei Minuten auf der Uhr hatte, in aller Ruhe 44...Tb8??, wobei er offensichtlich vergessen hatte, dass b8 vom weißfeldrigen Läufer kontrolliert wird.

Nach 45.Lxb8 stand plötzlich Aronian auf Gewinn, und der ließ sich den Sieg trotz knapper Bedenkzeit auch nicht mehr nehmen - und so stand Caruana iin der zweiten Partie des Tiebreaks erneut vor einer "Must Win"-Situation.

Levon Aronian

Levon Aronian | Foto: Nils Rohde / ChessBase

Caruana gewann auch das zweite Mal auf Bestellung und gewann anschließend auch noch die erste Partie des Blitz-Tiebreaks. Jetzt musste Aronian die zweite Partie unbedingt gewinnen, und das gelang ihm durch ein kleines Wunder und der großen Hilfe seines Gegners.

Weiß steht hier klar besser und mit z.B. 39.Sa4 sollte er sich das ersehnte Remis sichern können. Allerdings hatten beide Spieler hier nur noch Sekunden auf der Uhr und so unterlief Caruana erneut ein schwerer Fehler in Gewinnstellung. Er zog 39.c7, um dann nach 39...Th8 40.Tb7?? zu spielen und seinem Gegner einen weiteren Turm zu spendieren.

Aronian nahm den Turm, Caruana gab auf und der Wettkampf musste im Armageddon entschieden werden. Caruana hatte Schwarz und steckte die bittere Niederlage in der Blitzpartie erstaunlich gut weg. Er kam gut ins Spiel und stand bald auf Gewinn. Mit einem Springeropfer versuchte Aronian noch im Trüben zu fischen, aber dieses Mal behielt Caruana die Übersicht und verwandelte seinen Vorteil souverän und sicherte sich so den Einzug ins Finale, wo er gegen Carlsen antritt.

Firouzja und Gukesh spielen um Platz 5

Für das Turnier in Weissenhaus ist 2025 eine Neuauflage geplant und wie Jan Henric Buettner, die treibende Kraft hinter der Freestyle G.O.A.T. Challenge erklärt hat, soll der fünftplatzierte wieder dabei sein. Das wird entweder Alireza Firouzja oder Gukesh sein.

Firouzja hatte die erste Partie seines Wettkampfs gegen Ding Liren gewonnen und kam in der zweiten Partie ohne größere Probleme zu einem Remis, und qualifizierte sich damit für das Spiel um Platz 5.

Dort trifft er auf Gukesh, der in der ersten Partie des Halbfinales gegen Vincent Keymer verloren hatte, aber am zweiten Tag des Halbfinales zurückschlagen konnte. Er gewann die klassische Partie und setzte sich im Schnellschach-Tiebreak dann mit 1,5-0,5 durch, nachdem Keymer eine vorteilhafte Stellung in der zweiten Tiebreak-Partien nicht gewinnen konnte.

Ein bitteres Remis für Keymer, der damit den Wettkampf gegen Gukesh doch noch verlor, und jetzt am Donnerstag gegen Ding Liren um Platz 7 spielen muss.

Alle Partien

Turnierseite

Jan Henric Buettner: Der Mann hinter dem Freestyle Chess in Weissenhaus


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".